Pressemitteilung | Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB)

Konjunkturbericht Juni 2002: Wachstum noch auf schmalem Grat

(Berlin) - Das Wirtschaftswachstum im Euro-Raum steht noch auf einer sehr brüchigen Basis. Impulse kommen bislang ausschließlich von der Auslandsnachfrage. Die Binnennachfrage ist hingegen erneut gesunken. In den kommenden Monaten dürfte sich die Erholung nur langsam beschleunigen. Von einem Aufschwung in der Euro-Zone kann erst dann gesprochen werden, wenn auch die Investitionstätigkeit wieder in Gang kommt. Dies ist frühestens im Laufe des zweiten Halbjahres zu erwarten.

Wachsende Skepsis bezüglich der hohen Kurs-Gewinn-Verhältnisse an den amerikanischen Aktienmärkten sowie das hohe Leistungsbilanzdefizit haben zu einer Abwertung des US-Dollar geführt, die sich in den kommenden Monaten fortsetzen dürfte. Ein beschleunigter Kursrutsch der US-Valuta ist aus heutiger Sicht jedoch nicht zu befürchten.

Die allmähliche Erholung des Euro sollte für die Konjunktur in der Euro-Zone keine größere Belastung darstellen. Der aufwertungsbedingten Verteuerung der Exporte stehen auch positive Effekte auf der Einfuhrseite gegenüber. Außerdem ist die Wechselkursabhängigkeit der Euro-Staaten durch die Währungsunion geringer geworden.

Die Inflationsrate im Euro-Raum ist in diesem Jahr bislang höher ausgefallen als erwartet wurde. Im Durchschnitt des laufenden Jahres muss inzwischen mit einer Teuerungsrate von + 2,2 % gerechnet werden. Das wären immerhin 0,3 Prozentpunkte mehr, als in den meisten Prognosen noch im Frühjahr vorhergesagt wurde.

Die Eintrübung der aktuellen Preisprognosen sowie die in einigen Euro-Ländern erkennbare Tendenz, den finanzpolitischen Konsolidierungskurs nicht konsequent beizubehalten, könnte die stabilitätspolitische Reputation der Europäischen Zentralbank belasten. Hieraus eine unmittelbar bevorstehende Zinsstraffung abzuleiten wäre aber noch verfrüht. Nach wie vor spricht einiges dafür, dass die europäischen Währungshüter vor einer Zinserhöhung verlässlichere Daten über die Stärke der konjunkturellen Erholung sowie die weitere Tendenz des Euro-Kurses abwarten.

Analog zur Entwicklung im gesamten Euro-Raum ist auch in Deutschland im weiteren Jahresverlauf mit einer allmählichen Wachstumsbeschleunigung zu rechnen. Wegen der weiterhin sehr schlechten Entwicklung am Arbeitsmarkt und der anhaltenden Krise in der Bauwirtschaft wird das Wirtschaftswachstum aber erneut hinter dem Durchschnitt der Euro-Staaten zurückbleiben. Dabei spielt auch eine Rolle, dass sich mit den jüngsten Lohnvereinbarungen sowie den noch nicht beendeten Tarifauseinandersetzungen die Beschäftigungsperspektiven weiter verschlechtert haben.

Quelle und Kontaktadresse:
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