Pressemitteilung | Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB)

Konjunkturbericht – August 2002: Wachstumsbeschleunigung nicht in Sicht

(Berlin) - Die konjunkturelle Erholung im Euro-Raum kommt nicht in dem Maße voran, wie man es im Frühjahr noch erwartet hatte. Im zweiten Quartal dürfte das Wirtschaftswachstum etwa auf dem Niveau des Vorquartals verharrt haben, und auch für das dritte Quartal ist keine Wachstumsbeschleunigung in Sicht.

Ein Abgleiten der Euro-Konjunktur in eine Rezession ist allerdings nicht zu befürchten. Nach wie vor deuten die meisten Konjunkturindikatoren auf eine – wenn auch geringe – Produktionsausweitung hin. Außerdem gehen von der expansiven Geldpolitik, den niedrigen Kapitalmarktzinsen sowie den reduzierten Lagerbeständen stabilisierende Impulse aus. Im Durchschnitt des laufenden Jahres ist für den Euro-Raum daher mit einem Wirtschaftswachstum von rund 1 Prozent zu rechnen.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich ebenfalls in einer anhaltenden Phase schwachen Wachstums. Die Industrieproduktion ist im zweiten Quartal sogar wieder gesunken. Im weiteren Jahresverlauf wird sich die konjunkturelle Erholung in Deutschland zwar fortsetzen; an Dynamik wird sie allerdings kaum gewinnen. Die gesamtwirtschaftliche Wachstumsprognose für 2002 muss daher von rund 1 Prozent auf etwa ½ Prozent herunter gesetzt werden.

Für eine Trendwende am Arbeitsmarkt ist diese Wachstumsrate entschieden zu schwach. Saisonbereinigt wird die Arbeitslosigkeit daher mindestens bis zum Jahresende weiter steigen. Im Durchschnitt des laufenden Jahres läge die Arbeitslosenzahl damit über der 4-Millionen-Marke.

Die Verschlechterung am Arbeitsmarkt sowie die verhaltenen Konjunkturperspektiven verdeutlichen, dass die in diesem Jahr abgeschlossenen Tarifverträge der wirtschaftlichen Lage nicht angemessen waren. Das „Kaufkraftargument der Löhne“ entpuppt sich somit ein weiteres Mal als ein gefährlicher Irrglaube.

Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Deutschland scheitert schon lange nicht mehr an einem Erkenntnis-, sondern an einem massiven Umsetzungsproblem. Mit dem Reformkonzept der Hartz-Kommission besteht nun erstmals seit langem Hoffnung auf Bewegung in der Arbeitsmarktpolitik. Eine rasche Umsetzung der sinnvollen Teile des Reformpakets wäre daher ein Schritt in die richtige Richtung. Beim Bemühen, um eine nachhaltige Ausweitung der Beschäftigung springt die Kommission jedoch zu kurz. Zur Lösung des Beschäftigungsproblems sind daher weitere Reformen, insbesondere bei den Arbeitskosten sowie zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, unvermeidlich. Um in Politik und Bevölkerung keine falschen Illusionen aufkommen zu lassen, muss dies deutlich hervorgehoben werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB) Burgstr. 28 10178 Berlin Telefon: 030/16630 Telefax: 030/16631399

NEWS TEILEN: