Konjunktur kommt in Schwung / Stimmung im Handwerk ist optimistischer / Unverständnis über geplante Mehrwertsteuererhöhung
(Leipzig) - An der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer zu Leipzig beteiligten sich rund 500 Handwerksbetriebe aus dem Regierungsbezirk Leipzig.
Zum Zeitpunkt der Konjunkturbefragung gab es im Kammerbezirk 12.072 Handwerksunternehmen 8.170 im zulassungspflichtigen Gewerbe, 1.663 im zulassungsfreien Gewerbe und 2.239 im handwerksähnlichen Gewerbe.
Das waren insgesamt 131 Betriebe mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.
Die wirtschaftliche Lage im Handwerk hat sich weiter stabilisiert, die Stimmung hat sich deutlich verbessert. Der Geschäftsklimaindex stieg gegenüber dem vergangenen Jahr um fast elf Punkte auf nun 70,1 Prozent und erreicht damit den höchsten Wert seit 1997. Dieser Indexwert wird vor allem von den Erwartungen der Unternehmen geprägt. Echte politische Reformansätze seitens der Bundesebene fehlen nach wie vor, so dass die harten Indikatoren sich noch nicht wesentlich geändert haben, kritisiert Kammerpräsident Joachim Dirschka.
In diesem Frühjahr schätzten 18 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage als gut ein, 34 Prozent dagegen als schlecht. Vor einem Jahr bewerteten 16 Prozent ihre Lage gut, 39 Prozent schlecht.
Deutlich schlechter als vor einem Jahr fällt die Einschätzung der Geschäftslage der Unternehmen des Bauhaupt- und Ausbaugewerbe aus. Weniger als zwei Drittel (61 Prozent) der Betriebe schätzen ihre Situation als gut oder befriedigend ein. 39 Prozent hingegen bewerten ihre Lage als schlecht. Hier schlagen vor allem die leeren Kassen der öffentlichen Hand sowie die Investitionszurückhaltung in weiten Teilen der gewerblichen Wirtschaft zu Buche, schätzt Joachim Dirschka ein. Die Erwartungen für das Sommerhalbjahr fallen erwartungsgemäß positiver aus. 19 Prozent erwarten eine Verbesserung, 26 Prozent eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage.
In den Handwerken für den gewerblichen Bedarf (Zulieferer, Gebäudereiniger u.a.) hat sich die Lageeinschätzung sehr deutlich verbessert. 28 Prozent der befragten Unternehmen sehen ihre Geschäftslage als gut an, vor einem Jahr waren es nur elf Prozent. Jeder dritte Handwerksbetrieb (33 Prozent) dieses Bereichs ist unzufrieden (37 Prozent waren es im vergangenen Jahr). In den zulieferorientierten Metallhandwerken fällt die Lageeinschätzung schlechter aus, hier sind 39 Prozent unzufrieden.
Im Kfz-Gewerbe zeigt sich eine leichte konjunkturelle Belebung. Jedes fünfte Unternehmen gibt eine gute Geschäftslage an (vor einem Jahr nur jedes 10.), jedes Dritte (30 Prozent) eine schlechte.
Eine sehr deutliche Verbesserung der Geschäftslage widerspiegelt sich in der Einschätzung der Betriebe des Nahrungsmittelhandwerks. Fast jedes vierte Unternehmen (23 Prozent) ist mit seiner Geschäftslage zufrieden - vor einem Jahr war dies nur jeder Zehnte. In den Gewerben für den persönlichen Bedarf bleibt die Stimmung trüb, nur 16 Prozent der Betriebe sieht eine gute Lage, dieser Wert liegt elf Prozentpunkte unter dem Vorjahr.
Optimistisch gehen die Handwerksbetriebe aller Gewerbe in das zweite Halbjahr. 19 Prozent der Unternehmen geht von einer Besserung seiner Geschäftslage, jeder dritte Betrieb (34 Prozent) von einer weiteren Verschlechterung aus.
Die insgesamt positivere Einschätzung der Geschäftslage und die optimistische Erwartung schlagen sich nicht in der Entwicklung der Beschäftigtenzahl nieder.
Die durchschnittliche Beschäftigtenzahl sank von 6,7 vor einem Jahr auf nunmehr 6,2 Beschäftigte einschließlich Inhaber. Jedes vierte Unternehmen musste Personal reduzieren nur sechs Prozent stellte Personal ein. Vom Stellenabbau besonders betroffen war der Bau, jedes zweite Unternehmen dieses Bereichs hat Personal reduziert.
Stabilisierung zeigte sich bei den Auftragseingängen. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (56 Prozent) geht von einer Besserung der Auftragslage aus. Die mittlere Auftragsreichweite verharrt gegenüber der Befragung vor einem Jahr bei 5,4 Wochen.
Auch die Umsätze der Unternehmen haben sich kaum entwickelt, weiterhin verzeichnete jedes zweite Unternehmen weitere Umsatzrückgänge.
Diese Entwicklung schlägt sich auf die Investitionstätigkeit nieder. Nur neun Prozent der Betriebe berichteten von gestiegenen Investitionen, 28 Prozent von gleich bleibender Investitionstätigkeit.
Es scheint, dass das tiefe Konjunkturtal langsam durchschritten ist. Doch für das binnenmarktorientierte Handwerk besteht die große Gefahr, dass mit der Mehrwertsteuererhöhung die leichte Belebung im Keim erstickt wird. Eine Mehrwertsteuererhöhung zum Ziel der Haushaltskonsolidierung geht zu Lasten der Verbraucher und der Handwerksbetriebe, schlussfolgert Joachim Dirschka, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig.
Quelle und Kontaktadresse:
Handwerkskammer zu Leipzig
Dr. Andrea Wolter, Pressestelle
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Telefon: (0341) 21880, Telefax: (0341) 2188499
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