Kongress bietet wertvolle Grundlagen für Arbeit vor Ort
(Berlin) - Kommunikation und Führung standen im Mittelpunkt des 12. Bundesfachkongresses des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) in Berlin. "Vom Operationsplan Deutschland bis zum Waldbrandatlas, von Resilienz der Bevölkerung bis Ansprache der Politik: Wir bieten Grundlagen für die Arbeit der Feuerwehren vor Ort", resümierte DFV-Präsident Karl-Heinz Banse die erfolgreiche Veranstaltung. 150 Feuerwehrangehörige aus ganz Deutschland nahmen an dem Kongress im Haus der Bundespressekonferenz teil. Zahlreiche Mitglieder des DFV-Förderkreises haben sich in einer begleitenden Fachausstellung zusätzlich eingebracht.
Der Bundesfachkongress war eine gute Gelegenheit, die Gemeinsame Erklärung zwischen dem Deutschen Feuerwehrverband und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) zu erneuern. DFV-Präsident Karl-Heinz Banse und ZDH-Präsident Jörg Dittrich bekräftigten die Zusammenarbeit beider Verbände. Banse erklärte Kooperationen zu wichtigen Grundlagen vielversprechenden Miteinanders: "Es ist mir ein großes Anliegen, die bereits seit vielen Jahren bestehende Kooperationsvereinbarung zu erneuern und mit zeitgemäßen Überlegungen fortzuentwickeln." Banse verwies auf die bestehende und gute Tradition, dass in den Feuerwehren viele Menschen mit einer soliden handwerklichen Ausbildung engagiert sind und oft auch Handwerksmeister Führungsaufgaben übernähmen. Dittrich betonte: "Wir können jeweils viel voneinander lernen. Die Herausforderungen heutzutage sind so komplex, dass Spezialwissen handwerklicher Berufe im Feuerwehreinsatz immer wieder helfen kann." Als aktuelle Beispiele nannte er Kenntnisse zu Photovoltaikanlagen oder Dacheindeckungen. "Der Zentralverband des Deutschen Handwerks schätzt das Engagement seiner Mitarbeiter für Gemeinwohlaufgaben in der Feuerwehr, gerade auch zunehmend im ländlichen Raum", so Dittrich.
Gespräche mit Politikern: enger Bezug zum eigenen Wirkungskreis
Der gute und nachhaltige Kontakt zu Gesprächspartnern auf der jeweiligen Ebene und der enge Bezug zum eigenen Wirkungskreis sind unerlässlich. Ein regelmäßiger und vertrauensvoller Austausch ist die Grundlage jeder Zusammenarbeit. Und nur so sind Ansprechpartner in der Politik bereit, sich auf die berechtigten Anliegen einzulassen. "Wer etwas erreichen möchte, muss den Politikern den Gesprächsbedarf, aber auch Inhalte und Anliegen gezielt und verständlich erläutern - am besten schon vorab", stellte die Vorsitzende des DFV-Beirats, Claudia Crawford, in ihrem Vortrag zum Kontakt zur Politik dar. Sie beteiligte in ihrem Vortrag die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktiv mit einem Online-Tool zu Meinungen und aktueller politischer Stimmungslage - ein gelungenes Novum in diesem Format, das sie bereits in der Online-Fortbildung "DFV direkt" genutzt hatte.
Große sicherheitspolitische Aufgaben erfordern eine gute zivil-militärische Zusammenarbeit von Bundeswehr und Feuerwehren
Gerade in den vergangenen Jahren hat die Bundeswehr bei etlichen friedensmäßigen Ereignissen im Rahmen von Amtshilfe und damit zivil-militärischer Zusammenarbeit in der Bundesrepublik Deutschland wirksam unterstützt. Oberst Armin Schaus aus dem Territorialen Führungskommando der Bundeswehr (TerrFüKdoBw) skizzierte viele Beispiele aus zurückliegenden Lagen wie Pandemie, Hochwasser, Waldbrände, Flüchtlingshilfe oder G-20-Gipfel. Die aktuelle Lage bezeichnete er als Situation zwischen Frieden und Krieg. "Die hybriden Bedrohungen, bei denen jedes einzelne Ereignis auf Bedrohung und Angriffssystematik hin geprüft sowie bewertet wird, stellen auch immer die Resilienz der Infrastruktur auf die Probe. Eine Zusammenarbeit und gegenseitige Ergänzung von Bundeswehr und anderen Institutionen wie den Feuerwehren ist daher unerlässlich", resümierte Schaus die Dynamik der Herausforderungen. Oberst Schaus als Verantwortlicher im Planungsstab beschrieb die aktuellen Planungen der Bundeswehr mit dem "Operationsplan Deutschland". Kräfte und Mittel seien nur einmal zu kalkulieren und stünden nicht mehreren Behörden und Einrichtungen zugleich zur Verfügung. Das gelte es gut zu organisieren und koordinieren. Auch die Nutzung von Verkehrswegen sei auf die Frequenz und physische Belastung hin zu überprüfen. Und immer dann, wenn die Bundeswehr sich mit solchen Einzelfragen beschäftigt, werden bei Dritten neue Problemstellungen und Klärungstatbestände produziert. Hierbei gilt es auch die Beteiligung der Feuerwehren zu definieren. Wichtig sei aus seiner Sicht auch, die Bevölkerung an eine veränderte Lage zu gewöhnen, gerade in ruhigeren Zeiten ohne konkreten Anlass.
Einheiten für länderübergreifenden Einsatz einheitlich aufstellen
Die länderspezifischen Unterschiede in der Zusammenstellung von Einheiten stellen immer wieder anfordernde und angeforderte Stellen im Rahmen der länderübergreifenden Hilfe vor Probleme. "Wir überfordern das gesamte System mit dem, was wir hier haben", kritisierte Mathias Bessel, stellvertretender Vorsitzender des Fachausschusses Zivil- und Katastrophenschutz der deutschen Feuerwehren (FA ZKS), im Vortrag "Fähigkeitsmanagement - Der Weg zur länderübergreifenden Anforderung von Kräften und Mittel" den Status Quo.
Einen Ansatz, diesen Zustand aufzulösen, stellte er zusammen mit Alexander Schuh, Leiter der Branddirektion Leipzig und Vorsitzender der AGBF Sachsen, dem Auditorium vor. Kern ist ein Fähigkeitskatalog, der vom FA ZKS in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der Leiterinnen und Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) sowie dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) erarbeitet wurde. Damit werden unabhängig vom Einsatzszenario konkrete Anforderungen an die Fähigkeiten, Ausstattung, Führung und Autarkie von Einheiten beschrieben. Wenn es gelänge, Einheiten für den länderübergreifenden Einsatz einheitlich nach dieser Systematik zu katalogisieren und aufzustellen, würde dies mit der Aufstellung einer Datenbank verfügbarer Einheiten einen effektiveren und zielgerichteteren Anforderungsprozess und damit ein modernes Fähigkeitenmanagement bedeuten.
Stärken kombinieren, Fehlverhalten durch Unwissen minimieren
"Es gibt viel Fehlverhalten in Katastrophen durch Unwissen", so Frieder Kircher, Vorsitzender des Gemeinsamen Ausschusses Brandschutzerziehung und -aufklärung von DFV und vfdb, in seinem Vortrag "Lessons Learned: Wieder mehr Aufklärung und Selbsthilfe in der Bevölkerung". Aufmerksamkeit und Verantwortungsbewusstsein wecken, Grundlagen schaffen, selbstständig Vorsorge treffen - das haben sich DFV und vfdb im Rahmen ihrer Brandschutzerziehung und -aufklärung zusammen mit dem BBK zur Aufgabe gemacht. Ziel ist es, die Stärken aller Institutionen zu kombinieren. "Wir haben gemeinsam schon viel erreicht", so Kircher. Bereits in Schulen und auch der Öffentlichkeit allgemein werde vermehrt das richtige Verhalten bei Katastrophen und Unglücksfällen sowie Möglichkeiten zur eigenen Vorbereitung nähergebracht.
Waldbrandatlas als wichtiges Hilfsmittel für den Feuerwehr-Einsatz
Kartenmaterial, digitale Atlanten, Onlinedienste und Satellitendaten: Dies ist eine Auswahl von Services, die Dr. Martin Lenk, Abteilungsleiter Geodienstleistungen, in seinem Vortrag "Ressourcen des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie: Praxisnutzen und Anwendung" dem interessierten Publikum vorstellte. Die klassische Karte, ob in analoger oder auch digitaler Form, ist nur ein Angebot des Bundesamtes für die Kräfte im Katastrophenschutz. Neben der laufenden Erhebung und Bereitstellung verschiedenster Geodaten stellt das Bundesamt auch anlassbezogen Leistungen zur Verfügung, etwa zur Identifikation von neuralgischen Punkten bei Großveranstaltungen. Verfügbar sind derzeit die digitalen Atlanten für Dürre, Hitze, Hochwasser und Waldbrand, die nahezu in Echtzeit online gestellt werden. Einzig für den Waldbrandatlas ist eine einfache Registrierung als Katastrophenschutzeinheit erforderlich. In Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen wird das Angebot laufend verbessert und erweitert. "Es ist eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit", freute sich Lenk über den steten Austausch mit den Feuerwehren.
Quelle und Kontaktadresse:
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