Pressemitteilung | Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V.

"Konfuzius als Marketingexperte" von Hauptgeschäftsführer Dr. Eberhard Groebel

(Bad Honnef) - Bislang ist der weise Konfuzius als Marketingfachmann weniger bekannt geworden. Eher genießt er einen guten Ruf als Fabrikant zahlloser Zitate, die jenseits ihrer Eignung für Kalender und Gästebücher durchaus als ernsthafte Lebensweisheiten verstanden werden können. Zu seinen berühmteren Aussprüchen gehört: "Wer ein Geschäft eröffnet, muss ein freundliches Gesicht haben"!

Ein freundliches Gesicht erweckt zunächst einmal Vertrauen – ein Kapital, das ganz besonders im Lebensmittelhandwerk geradezu lebensnotwendig ist. Das Vertrauen der Kunden ist das wertvollste Eigenkapital des Bäckerhandwerks. Und es bringt die höchste Verzinsung von allen Kapitalarten – nämlich zufriedene Kunden und damit erfreulichen Umsatz und Ertrag.

Wie andere Kapitalformen bedarf das Vertrauen besonderer Pflege. Der Unterschied besteht aber darin, dass man dazu keine schlauen – und teuren – Berater braucht. Man kann es nämlich selbst am Besten, z. B., in dem man sich seinen Kunden gegenüber so verhält, wie man gerne selbst in anderen Läden behandelt wird. So kann man auch die Mitarbeiter motivieren. Denn jeder ist irgendwann und irgendwo auch Kunde und hat seine entsprechenden Erfahrungen.

Vertrauen als Kundenpflege, Vertrauen auch als Verbraucherschutz – das ist verbunden mit einem Höchstmaß an Informationsbereitschaft. Der Hinweis: Bei mir können Sie sich auf beste Qualität verlassen, der reicht heute nicht mehr aus, denn das behauptet jeder. Nein, heute gehört die solide Sachinformation ohne Einschränkung zur Vertrauenspflege. Sie ist neben der Produktqualität Grundlage eines anhaltenden Vertrauens. Denn wer Informationen zurückhält, erweckt Misstrauen. Damit ruft er selbst – ob wissentlich oder nicht – den Eindruck hervor, er habe etwas zu verbergen. Das schafft Misstrauen und die Kapitalflucht aus dem Vertrauen kann kaum noch gestoppt werden, mit allen schädlichen Folgen für das Unternehmen.

Nun haben wir ja eine Bundesregierung, die sich manchmal auf merkwürdige Weise das Vertrauen bestätigen lässt. Offenbar will sie aber auch andere an diesem Glück teilhaftig werden lassen, beispielsweise durch ihre Überlegungen, das Vertrauen der Kunden unseres Bäckerhandwerks durch eine extrem detaillierte Kennzeichnungsverordnung zu stärken. Danach sollen alle Inhalts- und Zusatzstoffe in Lebensmitteln künftig bekannt gegeben werden. Zwar kann das auch heute schon jeder erfahren, der es wissen will, aber nun soll es gesetzlich vorgeschrieben werden. Diese besondere rot-grüne Art der Zwangsbeglückung wird derzeit von Frau Künast ausgebrütet – unterstützt von fleißigen Legehennen auf Landesebene. Es soll also Vertrauen per Gesetz gebildet werden.

Den Bäckereien in Deutschland stehen seit Jahren individuelle Produktinformationen zur Verfügung, deren Angaben die Forderungen der organisierten Verbraucherschützer längst erfüllen. Diese Forderungen stehen übrigens auch in einem merkwürdigen Gegensatz zum tatsächlichen Kundenverhalten, denn unser aktuelles Informationsangebot ist so umfassend, besser gesagt: so erschöpfend – dass es nur wenige Kunden (Verbraucher) überhaupt in Anspruch nehmen – Stichwort Vertrauen. Sie wissen, dass sie alle Informationen erhalten können – und dieses Wissen reicht aus, weil nichts vorenthalten wird. Eine gesetzlich im Detail vorgeschrieben Informations- und Kennzeichnungspflicht ist das Gegenteil von Vertrauen – sie ist das in Paragraphen gegossene Misstrauen. Unser Bäckerhandwerk wehrt sich mit Nachdruck gegen die Unterstellung, dem Verbraucher würden für ihn interessante oder gar lebensnotwendige Informationen vorenthalten. Das Gegenteil ist der Fall – zahllose von ihrem Bäckermeister richtig beratene Allergiker können dies bestätigen.

Offenbar macht sich niemand im Verbraucherschutzministerium Gedanken darüber, dass es einen unüberwindlichen technischen, organisatorischen und hygienischen Aufwand bedeutet, die zahlreichen Produkte, die täglich in unseren Bäckereien und Konditoreien hergestellt werden, einzeln mit den entsprechenden Kennzeichnungen zu versehen. Es macht sich niemand Gedanken darüber, dass die Mehrzahl solcher Informationen völlig sinn- und wertlos ist, weil entweder Selbstverständlichkeiten festgehalten werden oder aber technische und naturwissenschaftliche Begriffe aufzuführen sind, die sich dem Verständnis des Laien zwangsläufig entziehen.

Warum unterscheidet sich eigentlich die Auffassung der organisierten Verbraucherschützer und des eigens für diese Gruppe eingerichteten Ministeriums so deutlich von unseren täglichen Erfahrungen mit 15 bis 20 Millionen Kunden in unseren Ladengeschäften, die damit ihr berechtigtes Vertrauen in Produkt und Herstellungsweise bezeugen? Warum fühlt sich der Gesetzgeber bemüßigt, Dinge zu regeln, für die angesichts eines ohnehin kompliziert genug gewordenen Lebensmittelrechts wirklich kein Bedarf besteht? Warum – diese polemische Frage sei erlaubt –schützt uns eigentlich niemand vor dieser Art Verbraucherschutz? Auch in der Politik gilt die konfuzianische Weisheit vom freundlichen Gesicht und der damit verbundenen Vertrauenserwartung. Wer als gesetzgebender Folterknecht für das mittelständische Lebensmittelhandwerk auftritt, darf sich nicht wundern, wenn sein Vertrauenskapital verloren geht.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V. Bondorfer Str. 23 53604 Bad Honnef Telefon: 02224/77040 Telefax: 02224/770440

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