Kommerzialisierung von Gesundheit schadet Patienten
(Berlin) - "Die Zuweisung von Patienten zur Krankenhausbehandlung gegen Bares ist ethisch verwerflich und muss unterbunden werden." Das erklärte der Bundesgeschäftsführer des Sozial- und Wohlfahrtsverbandes Volkssolidarität Dr. Bernd Niederland am Donnerstag (3. September 2009) zur Debatte über Prämien, die von Krankenhäusern an Ärzte für die Überweisung von Patienten zur stationären Behandlung bezahlt werden. "Das Setzen auf die Selbstkontrolle reicht dazu nicht aus. Vor allem muss die Kommerzialisierung gesundheitlicher Leistungen gestoppt werden. Dafür trägt in erster Linie die Politik die Verantwortung."
Niederland sagte weiter: "Solche Praktiken untergraben das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patienten. Wenn statt der Gesundheitsbelange des Patienten monetäre Interessen Vorrang erhalten, verstößt dies nicht nur gegen das ärztliche Ethos, sondern auch gegen den Gedanken eines solidarischen Gesundheitssystems. Im Extremfall können selbst Schädigungen für Patienten nicht ausgeschlossen werden. Daher ist die Politik gefragt, dieser Entwicklung nicht tatenlos zuzuschauen."
Der Bundesgeschäftsführer der Volkssolidarität wies darauf hin, dass ein Zusammenhang mit gesundheitspolitischen Weichenstellungen der letzten Jahre bestehe. "Die Umstellung der Finanzierung auf ein Fallpauschalensystem hat Anreize geschaffen, möglichst viele Patienten in kürzester Dauer und mit den geringsten Kosten zu behandeln, gleichzeitig aber für volle Auslastung der Kapazitäten zu sorgen. Das mag im Sinne der Wirtschaftlichkeit richtig sein. Gesundheitliche Versorgung darf jedoch nicht nur an betriebswirtschaftlichen Kennziffern gemessen werden. Der Rückgang der durchschnittlichen Verweildauer auf nur noch 8,1 Krankenhaustage, der Verlust von 7.500 Krankenhausbetten allein im Jahre 2008 sowie der in den letzten Jahren erfolgte Abbau von gut 50.000 Pflegekräften in Krankenhäusern weisen in eine problematische Richtung."
Im Hinblick auf eine älter werdende Gesellschaft forderte Niederland einen Stopp bei der Privatisierung und Kommerzialisierung auch im Krankenhausbereich. "Wir wollen, dass die Menschen keine Angst haben müssen, wenn sie eine Krankenhausbehandlung benötigen. Die Patienten müssen das Vertrauen haben, dass allein ihre Gesundheitsbelange ausschlaggebend für ärztliche Entscheidungen sind."
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