Koalitionsvertrag braucht Beteiligung der Pflege auf Augenhöhe
(Berlin) - Der Koalitionsvertrag der künftigen Regierungsparteien ist ein Anfang. Um erfolgversprechend umgesetzt zu werden, braucht es nun eine aktive Einbindung der Pflege.
Der Bundesverband Pflegemanagement begrüßt den Koaliti-onsvertrag in seinen Grundsätzen, und sieht den dringenden Handlungsbedarf, diesen unter Mitwirkung der Pflege zu detaillieren.
In der derzeitigen Situation können erneut Betten nicht genutzt werden, um die Versorgung von (COVID19-)Patienten gewährleisten zu können. Das Gesundheits- und Pflegepersonal ist erschöpft, die Einrichtungen beklagen eine zunehmende Zahl an Krankmeldungen und Kündigungen. Patienten müssen aufgrund von Pflegepersonalmangel in andere Einrichtun-gen verlegt und Operationen verschoben werden. Die Signale, die auf einen Pflegekollaps hindeuten mehren sich. Die neue Bundesregierung muss sich gemeinsam mit den Länderparlamenten zeitnah den Fragen der pflegerischen Versorgung der Bevölkerung in allen stationären, teilstationären Einrichtungen und ambulanten Diensten widmen. Diese Erkenntnis ist im Koalitionsvertrag ansatzweise erkennbar. Um die drängenden Pflegeprobleme langfristig zu lösen, bedarf es jedoch einer unmittelbaren und schnellen Beteiligung der Berufsangehörigen. Die Herausfor-derungen der Profession Pflege lassen sich nicht am Verhandlungstisch durch Berufsfremde lösen.
"Dazu bedarf es der Pflegefachexpertise", so der Vorsitzende des Bundesverbands Pflegemanagement Peter Bechtel. Der Management-Verband sieht eine enorme Chance darin, dass der Deutsche Pflegerat eine Stimme im G-BA erhält. Im Koalitionsvertrag ist aber wei-terhin zu lesen, dass eine Gesamtbefragung des Berufsstands Pflege zum System der Selbstverwaltung erfolgen soll. "Das wird ein Mammutprogramm", warnt Bechtel. "Denn ers-tens wissen wir in den Bundesländern ohne Kammern bisher gar nicht, wer befragt werden soll. Es gibt dort keine Berufsregister. Zweitens macht eine Befragung nur dann Sinn, wenn die Befragten auch wissen, worum es im Kern dieser Bemühungen geht." Eine Beteiligung am Entscheid über das System der Selbstverwaltung erfordert umfangreiche Kenntnisse. Daher appelliert der Bundesverband Pflegemanagement an die neue Bundesregierung im Vorfeld eine flächendeckende Aufklärungskampagne zur Pflegekammer durchzuführen.
Die Pflege zu stärken ist aus Sicht des Bundesverbands Pflegemanagement genau der richtige Weg, der aber umgehend eingeschlagen werden muss. Eine umfassende Informations-kampagne inkl. Befragung erfordert bei professioneller Durchführung bei den rund 1,4 Millio-nen Pflegenden in Deutschland mindestens einen Zeitraum von zwei Jahren.
Der Bundesverband Pflegemanagement fordert daher die künftigen Koalitionspartner dazu auf, die Errichtung der Bundespflegekammer zu forcieren und somit ein starkes Signal an die Bundesländer zu senden, ihre eigenen Kammerbestrebungen zu verstärken.
"Das wird nicht auf einen Schlag die Probleme der Pflege lösen," relativiert Bechtel. "Aber eine Beteiligung der Berufsangehörigen von Anfang an gewährleistet, dass die Weichen richtig gestellt werden und die Profession Pflege nicht erneut auf ein Abstellgleis geleitet wird."
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