KITA-AUSBAU / Im Münsterland entstehen die meisten Kita-Plätze
(Köln) - Der Ausbau neuer Betreuungsangebote für Kleinkinder funktioniert im Nordwesten Deutschlands deutlich besser als in anderen Teilen der Republik. Im Osten ist die Betreuungsquote historisch bedingt hoch. Allerdings werden dort immer weniger Kinder geboren. Das zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Steinfurt, Coesfeld, Borken - die Spitzenreiter beim Ausbau neuer Betreuungsangebote für Kleinkinder liegen im Münsterland. Seit 2014 sind hier 49, 47 beziehungsweise 41 Betreuungsplätze für unter Dreijährige je 10.000 Einwohner geschaffen worden. Auch mit Blick auf den prozentualen Anstieg der Betreuungsquote, also des Anteils der betreuten Kinder an allen Kindern je Region, schneiden das Münsterland und der Nordwesten allgemein gut ab. So war der Anstieg der Betreuungsquote in Steinburg in Schleswig-Holstein mit zwölf Prozentpunkten seit 2014 am höchsten, gefolgt von Steinfurt mit elf und Coesfeld mit zehn Punkten. "Die frühkindliche Bildung ist mit Blick auf die spätere Schul- und Berufslaufbahn sehr wichtig", sagt IW-Familienexperte Wido Geis-Thöne.
In 48 Kreisen sinkt die Betreuungsquote
Seit August 2013 haben Eltern in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für ihr unter dreijähriges Kind. Während viele Regionen diesem Anspruch immer besser gerecht werden, hat sich das Betreuungsangebot mancherorts allerdings verschlechtert. Seit 2014 ist die Betreuungsquote für unter Dreijährige in 48 der 401 Kreise um mehr als einen Prozentpunkt zurückgegangen. Noch alarmierender ist die Situation bei den Kindern zwischen drei und fünf Jahren. Laut IW-Studie ist der Anteil der Kinder, die in diesem Alter eine Kita besuchen, seit 2014 in 33 Kreisen um mehr als fünf Prozentpunkte gesunken.
Die betroffenen Kommunen müssen sehr genau hinschauen, was der Grund für diese Entwicklung ist, fordert Studienautor Geis-Thöne. Wahrscheinlich sei, dass die nicht betreuten Kinder aus spezifischen Bevölkerungsgruppen stammen. "Wenn die Kommunen beispielsweise feststellen, dass viele Kinder aus neu zugewanderten Familien nicht in die Kita gehen, müssen sie darauf reagieren und auf die Eltern zugehen. Für diese Kinder ist der Kitabesuch vor allem wegen des Spracherwerbs besonders wichtig", so Geis-Thöne.
Immer weniger Kinder im Osten und auf dem Land
Eine Erklärung für die unterschiedliche Entwicklung der Betreuungsquoten ist, dass sich die Zahl der Kinder unterschiedlich entwickelt hat. In Ostdeutschland wurden zwischen 2013 und 2018 deutlich weniger Kinder im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung geboren als im Westen, sodass in einigen Ost-Kreisen die Kinderzahlen rückläufig sind. Betrachtet man die längere Frist seit 2006, fällt außerdem ein deutliches Stadt-Land-Gefälle auf: Beispielsweise ist die Zahl der unter Dreijährigen in Berlin um 37 Prozent, in Frankfurt um 32 Prozent und in Hamburg um 31 Prozent gestiegen. Dagegen sind in ländlichen Gebieten eher Rückgänge zu verzeichnen. Wenn die Kommunen den Ausbau der Kitaplätze planen, müssen sie genauer auf die Zahl der Kinder schauen, fordert die IW-Studie. Bund und Länder sollten diejenigen Städte und Gemeinden, in denen besonders viele zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen werden müssen, dabei unterstützen.
Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)
Sarah Kraft, Online-Redaktion
Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln
Telefon: 0221 4981-0, Fax: 0221 4981-533