Kindern und Eltern eine Perspektive bieten
(Berlin) - "Rund drei Millionen in Armut lebende Kinder in Deutschland sind drei Millionen zu viel!" Das erklärte der Bundesgeschäftsführer des Sozial- und Wohlfahrtsverbandes Volkssolidarität, Dr. Bernd Niederland, in Berlin aus Anlass des Weltkindertages am 20. September. "Es ist gerade im Europäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung ein Armutszeugnis für eines der reichsten Länder der Welt, wenn jedes sechste Kind schlechte Startbedingungen hat. Kinderarmut muss verhindert und bekämpft werden, auch hierzulande. Diese Aufgabe fordert deutlichere Anstrengungen der Politik."
"Kinderarmut ist immer Armut der Familien, in denen die Kinder leben", betonte Niederland. Die Kleinsten seien diejenigen, die die Armut in den Familien zu spüren bekommen. Kinder, die in Armut aufwachsen, haben schlechtere Bildungschancen, sind vom Alltag Gleichaltriger ausgeschlossen, werden sozial ausgegrenzt und haben häufiger gesundheitliche Probleme.
"Langzeitarbeitslosigkeit, Ein-Euro-Jobs und Niedriglöhne bieten kaum Chancen auf bessere Lebensverhältnisse. Das überträgt sich auf die Kinder.
Ihnen werden schon in jungen Jahren Perspektiven und Chancen vorenthalten."
Das dürfe nicht hingenommen und müsse verändert werden, so Niederland.
Die Volkssolidarität fordere wirksame Sofortmaßnahmen gegen die wachsende Kinderarmut. "Der ALG II-Regelsatz muss dringend erhöht und an den spezifischen Bedarf von Kindern und Jugendlichen angepasst werden. Statt weiterer Kürzungen für Hartz IV-Familien müsste gerade ihnen unter die Arme gegriffen werden. Damit könnte die Spirale der 'vererbten Armut' durchbrochen werden. Wir erwarten entsprechende Schritte der Bundesregierung." Dazu gehöre auch, die Rahmenbedingungen für Familien und Kinder durch zahlreiche weitere Maßnahmen in der Familienpolitik, der Bildungspolitik, der Gesundheitspolitik, der Jugendhilfe und der Sozialpolitik sowie in der Arbeitsmarktpolitik zu verbessern. Die Volkssolidarität erwarte konkrete Vorschläge für eine entsprechende soziale Infrastruktur, kostenfreie Schulausbildung und kostenloses Mittagessen in Kindergärten und Schulen ebenso wie den Ausbau der Kinderbetreuung und den freien und chancengleichen Zugang zu Bildung für alle Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrer sozialen Herkunft.
Die Volkssolidarität werde u.a. als Träger von 393 Kindertagesstätten mit mehr als 39.000 Plätzen im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles dafür tun, um die Folgen von Kinderarmut zu lindern, erklärte der Bundesgeschäftsführer.
"Aber als Sozial- und Wohlfahrtsverband können wir nicht die Löcher stopfen, die durch die fortgesetzte Politik des Sozialabbaus gerissen werden.
Notwendig ist eine Politik für Kinder und Eltern, die allen eine sichere Zukunftsperspektive bietet."
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