Pressemitteilung | Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE)

Kindergärten müssen Bildungseinrichtungen werden

(Berlin) - Für eine Umschichtung in der Finanzierung von Bildung sprach sich am 28. Oktober der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung Erziehung (VBE) Ludwig Eckinger auf dem Erzieher/innentag des VBE in Berlin aus. „Es kommt auf den Anfang an, auf die frühkindliche und vorschulische Bildung und Erziehung“, sagte Eckinger. Noch immer würden in Deutschland Kindergärten und Kindertagesstätten nicht als Bildungseinrichtungen verstanden.

„In dem Land, in dem 1837 Friedrich Fröbel den Kindergarten erfand und der sich als Exportschlager entwickelte, fristet die Elementarerziehung ein Schattendasein.“ Der VBE-Bundesvorsitzende verwies darauf, dass nur 53 Prozent der Dreijährigen und 78 Prozent der Vierjährigen in Deutschland in einen Kindergarten gehen. Wegen der zumeist hohen Elterngebühren gingen gerade Kinder aus sozial schwächeren Familien oder aus Migratenfamilien, die Förderung besonders bräuchten, nicht in die Kindergärten. „Mit zehn Prozent der Schulkinder, die nie eine vorschulische Einrichtung besucht haben, hinkt Deutschland im europäischen Vergleich stark hinterher“, betonte Eckinger. Für Kindergärten werde inzwischen nur noch jeder 20. Euro der Jugendhilfe investiert und jeder vierte Euro der Betriebsausgaben werde von den Eltern finanziert. „Ein Land, das für den Besuch eines Kindergartens je nach Region bis zu 400 Euro an Gebühren verlangt, ein Hochschulstudium aber frei stellt“, so Ludwig Eckinger, „kann und will nicht zur Kenntnis nehmen, dass wir im globalen Wettstreit nur bestehen werden, wenn unsere Begabungsreserven nicht nur ausgeschöpft, sondern von Beginn an gehegt und gepflegt werden.“

Der VBE-Bundesvorsitzende forderte auf dem Erzieher/innentag: „Das deutsche Bildungssystem muss endlich vom Kopf auf die Füße gestellt werden.“ Dazu müsse endlich auch der Kindergarten als Bildungseinrichtung anerkannt werden, entsprechend dem Kinder- und Jugendhilfe-Gesetz, das den Bildungs- und Erziehungsauftrag längst fixiert habe. Eckinger bedauerte, das neue Tagesbetreuungsausbaugesetz sei kein ausreichender Schritt, die frühkindliche Bildung und Erziehung qualitativ zu stärken.

Als „untragbar“ bezeichnete Eckinger auch die Ausbildungssituation für Erzieherinnen und Erzieher. „Deutschland und Österreich sind die einzigen Länder Westeuropas, die keine akademische Ausbildung für Erzieherinnen und Erzieher vorsehen. Deshalb wird der deutsche Fachschulabschluss inzwischen in fast keinem europäischen Land mehr anerkannt“, sagte Eckinger. „Wer das Bekenntnis von der Bildung als Zukunftschance wirklich ernst meint, muss sich für den Fachhochschulabschluss der Erzieherinnen und Erzieher in Deutschland einsetzen.“ Nicht mehr als ein böser Witz sei der Vorschlag der Bundesagentur für Arbeit, Langzeitarbeitslose in die Kitas zu schicken. „PISA und Arbeitsmarkt werden nicht durch solche Milchmädchenrechnungen auf einen Nenner gebracht.“

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE) Behrenstr. 23-24, 10117 Berlin Telefon: 030/7261966-0, Telefax: 030/7261966-19

NEWS TEILEN: