Kinderarmut nicht kleinreden - Zukunftschancen eröffnen
(Berlin) - "Es bleibt ein Armutszeugnis, wenn weiterhin beinahe jedes fünfte Kind in der Bundesrepublik in Armut aufwachsen muss. Das darf nicht kleingeredet werden." Das erklärte der Präsident der Volkssolidarität, Dr. Wolfram Friedersdorff, am Montag angesichts der vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung veröffentlichten Zahlen zu Kinderarmut. "Das bedeutet für sie Verzicht auf Chancen und Mangel an Teilhabe. Ihnen werden so wichtige Dinge vorenthalten, wie regelmäßiges Mittagessen und gesunde Ernährung, Bücher, Freizeitmöglichkeiten mit Freunden und anderes. Das sollte sich ein reiches Land wie die Bundesrepublik nicht leisten."
Das WSI weise zu Recht daraufhin, dass Kinderarmut zuallererst Armut von Familien ist, so Friedersdorff. Deren Lage müsse verbessert werden, was von ausreichenden Löhnen und aktiver Arbeitsmarktpolitik über Unterstützung für Familien bis zu guten und ausreichenden Betreuungsangeboten für Kinder reiche. Das gelte insbesondere für Alleinerziehende. Der Verbandspräsident forderte erneut, dass die Familienpolitik sich den einkommensschwachen Familien zuwenden müsse. "Es kann nicht sein, dass wichtige Familienleistungen wie Kindergeld, Elterngeld oder Unterhaltsvorauszahlungen gerade bei den ärmsten Eltern, die auf Hartz IV angewiesen sind, vollständig auf das Einkommen angerechnet werden. Wenn hier nicht das Dogma der Gesetzessystematik durchbrochen wird, bleibt es bei schönen Sonntagsreden und Klagen über Kinder- und Jugendarmut." Die Politik stehe hier in der Pflicht, aktiv zu werden, betonte der Verbandspräsident. Dies gelte besonders dort, wo Kinderarmut Spitzenwerte erreiche, wie in vielen Regionen Ostdeutschlands, aber auch in Teilen Nordrhein-Westfalens und in Bremen.
"Es muss alles dafür getan werden, dass Kinder und Jugendliche nicht in Armut aufwachsen müssen", so der Verbandspräsident. "Dabei darf es keinen Unterschied geben, wo ein hier lebendes Kind geboren wurde, ob hierzulande oder anderswo auf der Welt. Alle Kinder haben ein Recht auf soziale Teilhabe, auf Fürsorge und Bildung, auf Chancen und Perspektiven - auch Flüchtlingskinder. Deshalb wollen wir einen weiteren Ausbau einer qualitativ hochwertigen Kinderbetreuung, frühe Förderung für alle und weitgehend kostenlose Angebote für Kinder und Jugendliche im Bildungs-, Kultur- und Freizeitbereich. Familien-, Kinder- und Jugendhilfe darf nicht weggespart werden. Soziale Sicherheit sowie eine kinder- und jugendfreundliche Umwelt sind wesentliche Voraussetzungen für die Solidarität der Generationen."
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