Kinder und Jugendliche brauchen mehr Freiräume - Eltern müssen Kinder besser vor Stress schützen
(Köln) - Der diesjährige Weltkindertag in Deutschland steht unter dem Motto: "Kinder brauchen Freiräume". Nach Ansicht des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) ist es höchste Zeit für diese Forderung. "Viele Kinder werden heute viel zu früh in ein Zeit- und Pflichtkorsett gepresst. Dadurch entsteht Stress, der krank machen kann," so Dr. Josef Kahl, Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) heute in Düsseldorf.
"Wir erleben in unseren Praxen immer mehr Kinder und Jugendliche mit typischen Stresssymptomen. Sie wirken ängstlich, reizbar und zappelig, andere ziehen sich zurück und wirken niedergeschlagen, antriebs- und teilnahmslos, sie leiden unter Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Kopf-, Bauchschmerzen oder Übelkeit. Fragen wir nach, berichten die Kinder oder ihre Eltern oft von mangelnden Freiräumen. Viele Kinder haben in ihrem Alltag weder ausreichend Raum noch Zeit, die sie für sich gestalten können. Beides aber brauchen Kinder und Jugendliche für eine gesunde Entwicklung.
Wie Eltern ihren Kindern Freiräume schaffen können
- Achten Sie bei jüngeren Kindern darauf, dass sie viel freie Zeit zum Spielen, Herumtoben und Ausruhen haben. Verplanen Sie nicht den ganzen Tag mit Aktivitäten. Gestehen Sie Ihrem Kind auch Langeweile zu. Denn aus Langeweile entstehen oft die kreativsten Ideen. Sich selbst aus Langeweile zu befreien ist eine wichtige Lernerfahrung.
- Wenn Sie Ihren Kindern kein eigenes Zimmer ermöglichen können, richten Sie ihnen individuelle Spielecken ein, die nur ihnen "gehören".
- Bei der Auswahl der Tagesmutter oder Kita: fragen Sie nach, ob sich Angebote und freie Zeit die Waage halten, ob es auch ausreichend Räume innen und außen gibt, die die Kinder nutzen können.
- Schulkinder: Engen Sie Ihr Kind nicht mit überzogenen Leistungserwartungen ein. Loben Sie Ihr Kind, auch wenn die Note mal nicht besonders gut war, Sie aber wissen, dass Ihr Kind sein Bestes gegeben hat. Statt jeden Tag Nachhilfe und Förderunterricht, ist oft ein Schulwechsel und der Abschied von unerreichbaren Leistungszielen sinnvoller.
- Regeln sind keine Freiheitsberaubung: manche Eltern befreien vor lauter schlechtem Gewissen ihre Kinder von allen lästigen Aufgaben nach dem Motto: Das arme Kind muss doch schon jeden Tag nach der Schule sein Instrument üben, zum Training etc. Kinder sollten aber auch lernen, altersgemäß einen Beitrag zum Familienleben zu leisten: Tisch decken und abräumen, Zimmer aufräumen etc.
- Seien Sie Vorbild: verplanen auch Sie nicht jeden Tag, schaffen Sie Freiräume für sich selbst und für gemeinsame Aktivitäten und Gespräche mit Ihren Kindern.
Hilfe suchen
Wenn Sie bemerken, dass ihr Kind unter Stress leidet, dass sich sein Verhalten ändert, dass es aggressiv, fahrig oder deprimiert wirkt, sprechen Sie Ihren Kinder- und Jugendarzt oder -ärztin an. Er oder sie kann Ihnen helfen oder auch raten, wo Sie Hilfe finden. Zum Beispiel bei einer Familienberatungsstelle oder bei einem Kinder- und Jugend-Psychotherapeuten. Bei Schulproblemen kann ein Gespräch mit der Klassenlehrerin oder einem Vertrauenslehrer hilfreich sein.
Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ)
Dr. med. Hermann Josef Kahl, Pressesprecher
Mielenforster Str. 2, 51069 Köln
Telefon: (0221) 689090, Fax: (0221) 683204