Kinder- und Jugendärzte: "Schlechte Masernimpfquoten sind ein Skandal. Kinder haben ein Recht auf größtmöglichen Schutz! Wir brauchen endlich die Impfpflicht!"
(Köln) - Es wird zu wenig geimpft in Deutschland. Das zeigt eine Studie des Wissenschaftlerteams vom Versorgungsatlas, die heute veröffentlicht wird. Nur 63 Prozent aller Kleinkinder sind hierzulande vor Vollendung des zweiten Lebensjahres komplett gegen Masern geimpft.
"Die großen Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen, teilweise sinkende Impfquoten und die deutlichen Unterschiede zwischen der ersten und zweiten Impfung sind besorgniserregend. Sie bedeuten: Ob Kinder die lebenswichtige Masernimpfung bekommen, hängt von ihrem Wohnort und von der Einsicht ihrer Eltern ab," so Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), heute in Köln.
Nicht geimpfte Kinder tragen ein hohes Risiko, an Masern zu erkranken und sie gefährden andere ungeimpfte Kinder. In Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas können sich beim Auftreten von Masern daher größere Krankheitsausbrüche ereignen. Das am 25.07.2015 in Kraft getretene Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention verpflichtet daher Eltern bei der Erstaufnahme in eine Kindertageseinrichtung einen Nachweis darüber erbringen, dass vor der Aufnahme eine ärztliche Beratung in Bezug auf den Impfschutz des Kindes erfolgt ist.
Dr. Thomas Fischbach: "Die verpflichtende Impfberatung soll Eltern in die Lage versetzen, bei der Aufnahme in den Kindergarten eine sachlich fundierte Entscheidung zum Thema Impfen zu treffen. Das begrüßen wir im Prinzip. Nur leider gibt es Eltern, die durch sachliche Argumente nicht zu erreichen sind. Und es gibt Eltern, die ihre Kinder aus Nachlässigkeit nicht zu den Vorsorgeuntersuchungen bringen oder die überfordert sind und Impftermine daher vernachlässigen. Diese Eltern lassen ihre Kinder nicht impfen. Die Politik blendet diese Tatsache aus. Hier ist endlich ein Umdenken nötig. Gut gemeinte Kampagnen wie "Deutschland sucht den Impfpass", die RKI-Aufklärungsblätter über die MMR-Impfung in 15 Sprachen und auch das Präventionsgesetz mit seiner Impfberatungs- und Überprüfungsvorschrift helfen. Aber sie allein reichen nicht aus. 73 000 ungeschützte Kinder sind der Beweis. Und sie sind eine Mahnung: Wir brauchen eine Impfpflicht. Deutschland hat sich der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verpflichtet, bis 2015 die Masern und Röteln zu eliminieren. Es wird Zeit, dass wir dieses Ziel endlich erreichen."
Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ)
Dr. Hermann Josef Kahl, Pressesprecher
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