Kinder- und Jugendärzte schlagen Alarm: Behandlung beim "Erwachsenenmediziner" oft falsch und teuer
(Köln) - Falsche Diagnosen, falsche, überflüssige und teure Therapien: alles keine Seltenheit, wenn "Erwachsenen-Fachärzte" Kinder und Jugendliche behandeln. "Uns liegen zahlreiche Fälle vor, in denen Fachärzte ohne entsprechende Weiterbildung in Kinder- und Jugendmedizin die Leiden von Kindern und Jugendlichen falsch beurteilt und falsch therapiert haben," so der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Dr. med Wolfram Hartmann. "Da gibt es zum Beispiel den 13jährigen, der beim Gastroenterologen einen ganzen Untersuchungsmarathon erleiden musste, bis er endlich an die Spezialambulaz der Kinderklinik überwiesen wurde. Oder den Fall des Kleinkindes mit angeborenem Herzfehler. Der Kardiologe, den die Eltern aufsuchten, konnte nicht helfen, da er sich nur mit altersbedingten Herzkrankheiten auskannte. Vielfach auch werden Jungen mit einer Vergrößerung der Brustdrüse (Pubertätsgynäkomastie) von Ärzten, die sich in der normalen Entwicklung von Jugendlichen nicht auskennen, mit Tumorverdacht zum Chirurgen überwiesen, teilweise sogar operiert. Zudem liegen uns gesicherte Zahlen darüber vor, dass "Erwachsenenmediziner" weitaus häufiger kleine Patienten ins Krankenhaus einweisen als Kinder- und Jugendärzte."
Dr med Wolfram Hartmann weiter: "Dies alles ist nicht verwunderlich. Denn ob Anfallsleiden, Herzfehler oder Krebs - die meisten Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen verlaufen völlig anders als bei Erwachsenen und müssen auch anders behandelt werden. Kinder- und Jugendärzte lernen dies während ihrer fünfjährigen Facharztausbildung und danach in entsprechenden Schwerpunkt-Weiterbildungen, "Erwachsenen- Fachärzte" sehen dagegen während ihrer Ausbildung häufig nicht ein einziges Kind."
Das System einer qualifizierten und kompetenten Kinder- und Jugendmedizin droht aber nun durch die Selbstverwaltung blockiert zu werden. Im Entwurf einer neuen Gebührenordnung (EBM) gestehen Krankenkassen und Kassenärztliche Bundesvereinigung Kinder- und Jugendärzten im Gegensatz zu allen anderen Arztgruppen keine auf diese Altersgruppe mit ihren Besonderheiten spezifischen Leistungen zu.
Dr. med Wolram Hartmann: "Wir brauchen jedoch gerade für unsere Schwerpunkte eigene Leistungsbeschreibungen. Nur so kann die Qualität der Kinder- und Jugendmedizin mit ihren Schwerpunkten gesichert werden. Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigung handeln im höchsten Maße unverantwortlich, wenn sie Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit nehmen, kompetent behandelt zu werden. Die Beispiele, die unserem Berufsverband bereits heute vorliegen, zeigen, dass "Erwachsenenmediziner" nicht die richtigen Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche sind. Und dass die Behandlung durch "Erwachsenen-Fachärzte nicht nur die Leiden, sondern auch die Kosten dramatisch in die Höhe treibt."
Weitere Informationen zum Thema Kindergesundheit unter http://www.kinderaerzteimnetz.de
Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ)
Pressesprecher: Dr. med. Gunhild Kilian-Kornell
Mielenforster Str. 2, 51069 Köln
Telefon: 0221/689090, Telefax: 0221/683204
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