Pressemitteilung | k.A.

Kieler Wohnungsmarkt (noch) ausgeglichen / Verstärkte Neubauleistungen erforderlich

(Kiel) - Die jüngst vorgelegte gemeinschaftliche Studie des Marktforschungsinstitutes Empirica GmbH und der Techem AG weist für Kiel einen Leerstand von 1,9 Prozent der Geschosswohnungen, entsprechend rund 2.000 Wohneinheiten, aus. Diese Zahl weicht erheblich von den Feststellungen der Firma GEWOS ab, die in dem unlängst vorgelegten Kieler Wohnungsmarktkonzept einen rechnerischen Angebotsüberhang von 4.600 Wohneinheiten, entsprechend 4 Prozent, ermittelt hat. Damit hat sich das vor einigen Jahren unstreitig noch vorhandene Überangebot an Wohnungen buchstäblich in Luft aufgelöst. Der jetzt diagnostizierte Leerstand von real 2.000 Wohneinheiten wird als Umzugsreserve wenigstens und dringend benötigt. Darüber hinaus ist keine Reserve mehr vorhanden, obwohl das Kieler Wohnungsmarktkonzept bis zum Jahre 2020 die Zahl der Einwohner geringfügig - die Zahl der Haushalte aber deutlich steigen sieht. Damit steuert Kiel auf eine Wohnraummangellage zu, die sehr viel schneller eintreten wird als von GEWOS prognostiziert.

Die Wohnungsmarktprognose nimmt an, dass ab dem Jahre 2012 ein „Nachfrageüberhang“ eintreten wird, während vor dem Hintergrund der revidierten Leerstandszahlen die Schnittstelle nach Auffassung des Kieler Mietervereins bereits 2009 oder 2010 erreicht sein wird. Dafür reicht die Neubautätigkeit der letzten Jahre bei weitem nicht aus; wurden in den 90er Jahren noch rund 800 Baugenehmigungen jährlich erteil, so ist diese Zahl seit dem Jahre 2000 schlagartig auf knapp 300 Einheiten jährlich zurückgegangen mit weiter abnehmender Tendenz; bis einschließlich Juli wurden in 2007 nur noch 145 Baugenehmigungen beantragt (vgl. Tabelle Baugenehmigungen). Gleichzeitig verliert die Stadt fortlaufend Wohnungen durch Abriss und Zusammenlegung, so dass ein Neubaubedarf von mindestens 500 Wohneinheiten jährlich besteht, um die Parität zu wahren. Hinzu kommt der Bedarf für die wachsende Zahl der Haushalte, der mit rund 300 Wohneinheiten jährlich angenommen werden kann. Die Neubautätigkeit müsste demnach kurzfristig auf rund 800 Wohneinheiten jährlich gesteigert werden, um einen absehbaren Wohnungsengpass zu vermeiden.

Der Kieler Mieterverein fordert Stadt und Land daher auf, die bisherigen Planungen zu überdenken und den Mietwohnungsneubau verstärkt zu fördern. Dabei wird es besonders nötig sein, preiswerten Wohnraum zu fördern angesichts der rasant zunehmenden Zahl einkommensschwacher und armer Haushalte (KN vom 22.11.2007: 43.000 arme Menschen alleine in Kiel). Als besonders kontraproduktiv kritisiert der Kieler Mieterverein in diesem Zusammenhang Überlegungen der Landesregierung, alle Sozialwohnungen des Landes nach längstens 35 Jahren Bindung in den freien Wohnungsmarkt zu entlassen.

Mit dem sich abzeichnenden Wohnungsmangel naht die Stunde der Heuschrecken und Finanzjongleure, die den Kieler Mietwohnungsmarkt beherrschen. Sie warten schon lange darauf, endlich eine satte Rendite bei den Mieten einzufahren, die durchzusetzen unter einer Wohnraummangellage ohne weiteres möglich ist. Die Spielräume, die sich durch 40.000 frei werdende Sozialwohnungen zusätzlich eröffnen, werden die Heuschrecken jubeln lassen.

Quelle und Kontaktadresse:
Kieler Mieterverein Pressestelle Eggerstedtstr. 1, 24103 Kiel Telefon: (0431) 979190, Telefax: (0431) 9791930

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