Kempen: "Bund und Länder müssen sich stärker engagieren" / DHV fordert auskömmliche Ressourcen für die universitäre Wissenschaft
(Berlin/Bonn) - Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat an Bund und Länder appelliert, endlich für eine bedarfsgerechte Grundfinanzierung der Universitäten zu sorgen. "Die Universität ist dank eines leistungsfähigen Umfelds, in dem sich Forschung und Lehre gegenseitig durchdringen und befruchten, das Rückgrat des deutschen Wissenschaftssystems", erklärte der Präsident des DHV, Professor Dr. Bernhard Kempen, anlässlich des 68. DHV-Tags in Berlin. "Sie qualifiziert nicht nur künftige Funktionseliten für den Arbeitsmarkt, sondern sie bildet auch den wissenschaftlichen Nachwuchs für sich und die außeruniversitäre Forschung aus." Trotz dieser zentralen Aufgaben im Wissenschaftssystem seien die Universitäten weiterhin dramatisch unterfinanziert. "Ohne eine stärkeres Engagement des Bundes wird sich dies auch nicht ändern", betonte Kempen.
Der DHV-Präsident forderte Bund und Länder dazu auf, die Mittel aus dem Hochschulpakt zu verstetigen. Neben dem Aufbau zusätzlicher Studienplatzkapazitäten gehe es auch darum, die Studienbedingungen qualitativ zu verbessern. Trotz Sonderprogrammen und nominaler Zuwächse in den Etats für Bildung und Forschung halte die Hochschulfinanzierung nicht mit den steigenden Studierendenzahlen Schritt. Die Betreuungsrelation von Studierenden pro Professur, die an deutschen Universitäten und ihnen gleichgestellten Hochschulen im Bundesdurchschnitt bei 67: 1, im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen sogar fast 91: 1 betrage, sei nicht konkurrenzfähig. Deswegen sollten sich Bund und Länder darauf verständigen, die Hochschulpaktmittel in den nächsten zehn Jahren nach dem Vorbild des Paktes für Forschung und Innovation um jährlich drei Prozent zu erhöhen, so der DHV-Präsident weiter. Auch der Hochschulbau müsse wieder zu einer gemeinsamen Bund-Länder-Aufgabe werden. "Ohne die Mitwirkung des Bundes werden es die Länder angesichts der Schuldenbremse nicht schaffen, ihre veraltete Gebäude- und Infrastruktur zu modernisieren", betonte Kempen.
Kempen forderte darüber hinaus, auch in der Forschungspolitik Prioritäten zugunsten der Universitäten zu setzen. Zurzeit werde die hochqualifizierte, international wettbewerbsfähige Forschung in Deutschland so finanziert, dass sie zu einem erheblichen Teil in außeruniversitären Forschungseinrichtungen stattfinde. Während die Universitäten und die ihnen gleichgestellten Hochschulen zu verkümmern und mit inzwischen fast zwei Millionen Studierenden aus den Nähten zu platzen drohten, könne sich die außeruniversitäre Forschung dank regelmäßiger Haushaltszuwächse von inzwischen drei und früher fünf Prozent im Rahmen des Paktes für Forschung und Innovation über eine weitaus bessere und wettbewerbsfähigere Finanzierung freuen. Statt die mehr als auskömmliche Finanzierung außeruniversitärer Forschung fortzusetzen, müssten Finanzmittel vermehrt den Universitäten zugutekommen. Vor diesem Hintergrund regte der DHV-Präsident an, eine internationale Expertenkommission ergebnisoffen prüfen zu lassen, wie die Forschung wieder stärker in den Universitäten verankert werden könne. "Die Prüfung, ob außeruniversitäre Institute gegebenenfalls wieder in Universitäten eingegliedert werden sollten, muss ohne Denkverbote von einer solch strikt wissenschaftsgeleiteten Untersuchung umfasst sein", hob Kempen hervor.
Die Verbesserung der Studienbedingungen an Universitäten sei ohne Personalaufwuchs undenkbar. Der DHV forderte Bund und Länder dazu auf, der Empfehlung des Wissenschaftsrates vom Juli 2013 zu folgen und zusätzliche 7.500 Universitätsprofessuren bis zum Jahr 2025 einzurichten. Das Tenure-Track-Programm von Bund und Ländern, das bis zum Jahr 2032 einen Aufwuchs von 1.000 Lebenszeitprofessuren vorsehe, bleibe unzureichend. Bund und Länder sollten deshalb ihrer Verantwortung für den Nachwuchs nachkommen und substantielle Finanzmittel zur Schaffung zusätzlicher Professuren bereitstellen. "Auf diese Weise erhielten angesichts anhaltend hoher Studierendenströme künftige Generationen weiterhin eine hochwertige akademische (Aus-)Bildung und junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jene verlässlichen Karriereperspektiven, die sie benötigen und verdienen", erklärte Kempen abschließend.
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