Keine Raumluftreiniger an Münchens Schulen - Lehrer, Eltern und Schüler reagieren mit Unverständnis / Auch andere Kommunen warten noch ab
(München) - Mit Unverständnis reagieren die Vertreter von Lehrern, Eltern und Schülern an den Gymnasien auf die Ankündigung der Stadt München, keine mobilen Raumluftreinigungsgeräte für die Schulen anzuschaffen. Das Schulreferat der Stadt hatte in einem Schreiben die Anschaffung von technischen Geräten ausgeschlossen. Michael Schwägerl, der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbandes (bpv), hat dafür kein Verständnis: "Der Bund hat ein 500 Millionen-Programm zur Corona-gerechten Umrüstung von Klimaanlagen in öffentlichen Gebäuden aufgelegt und der Freistaat stellt 50 Millionen Euro zur Verfügung für Messgeräte und Luftreiniger, stellt Förderrichtlinien auf und Kommunen lehnen es ab, die Lufthygiene an Schulen zu verbessern? Es kann doch nicht sein, dass Empfehlungen, zum Beispiel der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin oder der Universität der Bundeswehr, ignoriert werden. Ist es nicht im Interesse aller, Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte an Schulen zu schützen, wenn deren Betrieb aufrechterhalten werden soll?"
Schüler und Eltern fordern mehr Gesundheitsschutz
Der Landesschülersprecher für die Gymnasien, Joshua Grasmüller, ergänzt: "Die Stadt München ist zum jetzigen Zeitpunkt in der Pflicht, im Interesse aller am Unterricht Beteiligten zu handeln. Schüler und Lehrer leisten mit der Umsetzung der Maskenpflicht auch im Unterricht bereits einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung des Lernens in Präsenz. Nun liegt es an der Stadt München als Sachaufwandsträgerin, diesen Beitrag der Schulfamilie mit der Bereitstellung von Luftreinigungsgeräten sinnvoll zu ergänzen und damit einen höheren Gesundheitsschutz zu garantieren."
Auch die Vorsitzende der Landeselternvertretung (LEV) für die Gymnasien, Susanne Arndt, kann das Zögern nicht nachvollziehen: "Studien zeigen, dass Luftfilter die Belastung der Raumluft mit Aerosolen reduzieren. Aufgrund dieser Ergebnisse hat der Freistaat Mittel zur Beschaffung solcher Geräte bereitgestellt. Weder Eltern noch Schüler können verstehen, warum die Stadt München als Sachaufwandsträgerin nicht alles tut, um die Gefahr zu verringern!"
Appell an Kommunen und die Schulfamilie vor Ort
Schwägerl weiter: "Zur Verbesserung der Lufthygiene ist angesichts der steigenden Infektionszahlen ein schneller Schulterschluss aller Institutionen gefordert. Wir fordern die Sachaufwandsträger auf, ohne Zuständigkeitsgerangel oder Schwarze-Peter-Spiele alle Möglichkeiten zu nutzen, um Schulen mit Blick auf das Infektionsrisiko sicherer zu machen. Es ist nicht nachvollziehbar, wenn zum Beispiel an einer Landkreisschule gehandelt wird und an einer Münchner Schule nicht. Das ist den Schülern, Eltern und Lehrern nicht zu vermitteln."
Hier sind auch die Schulleitungen, Elternbeiräte, Schülersprecher und Personalräte vor Ort gefragt. An sie gerichtet appellieren die Vertreter von Lehrer, Eltern und Schülern: "Prüfen Sie Ihre Situation vor Ort und gehen Sie gemeinsam als Schulfamilie auf Ihre Kommune, Ihren Sachaufwandsträger zu. Die Förderprogramme des Bundes und des Landes Bayern sind aus gutem Grund eingerichtet worden."
In Nürnberg und anderen Kommunen wird noch abgewartet
Auch die Stadt Nürnberg und andere Kommunen warten noch ab und prüfen derzeit, ob Raumluftreiniger sinnvoll sind. Hier formulieren die Vertreter einen eindeutigen Appell: "Natürlich ist der Einsatz der Geräte gegen Covid-19 noch nicht in langjährigen Studien in Schulen verschiedener Bauart und Klassenzimmern unterschiedlicher Größe getestet, evaluiert und abgewogen worden. Das Virus ist schließlich erst seit Februar unter uns. Aber wir befinden uns nun einmal in einer Krise und sollten alle realistischen Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation nutzen - so wie es bei der Alltagsmaske auch war. Die technischen Geräte zur Raumluftreinigung sind eine gute Ergänzung zu den vorhandenen Maßnahmen und werden einen Beitrag zum Infektionsschutz in den Klassenzimmern leisten."
Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Philologenverband (bpv)
Benedikt Karl, Pressesprecher
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