Kein Kampf um Wasser in Deutschland - nachhaltiges Wassermanagement und klare Nutzungspriorisierung notwendig
(Hennef) - Kampf um Wasser in Deutschland? Deutschland ist ein wasserreiches Land, der Winter 2023/2024 war einer der nassesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Klimawandel heißt aber auch lange und heiße Trockenphasen, die Sommer 2020 und 2022 mit regionalen Wasserengpässen und flächendeckend sinkenden Grundwasserständen haben dies eindrucksvoll belegt. Nutzungskonflikte zwischen Land- und Forstwirtschaft, Industrie, Binnenschifffahrt, Energiewirtschaft, Tourismus, privaten Haushalten und der Natur sind nicht unwahrscheinlich, sondern zumindest regional und temporär vorhersagbar.
"Das Wasserbewusstsein in der Gesellschaft muss höher werden. Ohne ein langfristiges und nachhaltiges Wassermanagement werden wir zukünftig nicht alle Nutzergruppen jederzeit und ausreichend mit sauberem Wasser versorgen können, harte Nutzungskonflikte lassen sich dann auch in Deutschland nicht vermeiden. Für Trockenphasen benötigen wir klare Nutzungsprioritäten mit dem Vorrang für Wasser für den menschlichen Gebrauch, andere Nutzergruppen und auch die Mindestwasserführung für ökologisch intakte Gewässer sind gleichrangig zu behandeln", betont Dr. Lisa Broß, Sprecherin der Geschäftsführung der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft (DWA) zum Tag des Wassers am 22. März, den die Vereinten Nationen in diesem Jahr unter das Motto "Wasser für Frieden" gestellt haben.
Wassermangel hat harte ökologische und ökonomische Folgen. Wälder vertrocknen und leisten dann auch keinen Beitrag zum Klimaschutz. In der Landwirtschaft sinken die Erträge, die heimische Nahrungsmittelproduktion verringert sich. Flüsse und Kanäle sind für Binnenschiffe bei Niedrigwasser nicht mehr befahrbar, wichtige Lieferketten werden unterbrochen. Kraftwerke müssen abgeschaltet werden, da nicht ausreichend Kühlwasser vorhanden ist oder die Temperatur in den Gewässern bereits zu hoch ist. Ein Blick nach Frankreich verdeutlicht jeden Sommer diese Problematik. Gewässer mit Niedrigwasser sind zudem ökologisch extrem anfällig. Das massenhafte Fischsterben in der Oder im Sommer 2022 wurde durch eine Kombination von Schadstoffeinleitungen, Niedrigwasser und hohen Wassertemperaturen ausgelöst. Zu wenig Wasser macht Ökosysteme vulnerabel und schädigt die Biodiversität.
Wasserbewusste Gesellschaft
Das Bewusstsein in der Gesellschaft für einen achtsamen und in Zeiten von Trockenheit auch sparsamen Umgang mit unseren Wasserressourcen muss dringend gestärkt werden. Für extreme Trockenheit brauchen wir bundeseinheitliche rechtliche Rahmenbedingungen. Diese müssen klare Nutzungsprioritäten - die Wasserversorgung für den menschlichen Gebrauch hat immer Vorrang - sowie die Verpflichtung zur Regenwassernutzung und zur Wasserwiederverwendung, insbesondere im gewerblichen Bereich, beinhalten. Die Wasserwiederverwendung darf dabei aber nicht nur als Instrument für Krisenzeiten gesehen werden, sondern muss grundsätzlich flächendeckend zur Verfügung stehen, sowohl für die Bewässerung in der Landwirtschaft als auch für die Wasserversorgung von Parks und Grünanlagen. Die hygienischen Belange sind dabei entsprechend der Vorgaben der WHO sicherzustellen.
Landschaftswasserhaushalt und Wasserspeicher
Für eine jederzeit sichere Wasserversorgung für alle Nutzergruppen brauchen wir einen naturnahen Landschaftswasserhaushalt einschließlich der Bereitstellung entsprechender Flächen. Wir brauchen durchgehend bewachsene Uferstreifen zur Kühlung der Gewässer, wir brauchen eine deutliche Verringerung der Flächenversiegelung und wir brauchen Renaturierungen und Wiedervernässungen der Moore - dies dient auch der Hochwasservorsorge. Gleiches gilt für den Aus- und Neubau von Wasserspeichern. Insbesondere Talsperren sichern die Wasserversorgung in Trockenzeit und bieten wichtigen Stauraum zur Verhinderung von Überflutungen.
Nur mit diesem Mix an Maßnahmen lassen sich vor dem Hintergrund des Klimawandels auch langfristig harte Nutzungskonflikte um die kostbare Ressource Wasser vermeiden. Die Wasserwirtschaft steht bereit für ein nachhaltiges und faires Wassermanagement, für eine sichere und angemessene Versorgung aller Nutzergruppen und für den Schutz der Umwelt und Gewässer - zur Vermeidung harter Konflikte und eines Kampfes um Wasser auch in Deutschland.
Quelle und Kontaktadresse:
DWA - Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.
Alexandra Bartschat, Fachpresse
Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef
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