Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

„Kein Grund für Triumphgeheul im Süden“ / GEW zur Vorstellung der Ergebnisse des IGLU-Bundesländervergleichs

(Frankfurt a.M./Berlin) – „Für Baden-Württemberg und Bayern besteht kein Grund, in Triumphgeheul auszubrechen. Die Unterschiede der Ergebnisse des IGLU-Ländervergleichs sind – mit Ausnahme Bremens – nicht so groß, als dass hieraus seriöse Rückschlüsse auf eine bessere oder schlechtere Bildungspolitik gezogen werden können“, erklärte GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange mit Blick auf die Grundschuluntersuchung IGLU, die der Leiter der Studie, Prof. Wilfried Bos, heute in Berlin vorgestellt hat. „Trotzdem will es die GEW nicht versäumen, Baden-Württemberg zu gratulieren: Die Grundschulen als einzige Schulen im Ländle, in der alle Kinder gemeinsam lernen, katapultieren den Südstaat auf Platz eins des Ländervergleichs!“ Stange machte deutlich, dass die guten Ergebnisse nicht darüber hinwegtäuschen dürften, dass der Anteil der Schüler mit schwacher Lesekompetenz in allen Bundesländern zu groß sei.

Die Gewerkschafterin sagte, dass das schlechte Abschneiden Bremens noch einmal genau unter die Lupe genommen werden müsse. „Die Forscher müssen den Gründen für die erschreckend schwachen Resultate nachgehen“, verlangte die GEW-Vorsitzende. Sie wies darauf hin, dass Bremen das Bundesland mit der höchsten Quote von Langzeitarbeitslosen sei. Außerdem müsse geprüft werden, ob in die Stichprobe beispielsweise überproportional viele Brennpunktschulen eingegangen seien. Sollten sich die Ergebnisse allerdings als korrekt erweisen, reiche es nicht „nach besserem Unterricht zu rufen und ein paar Computer in die Schulen zu stellen. Dann läuft in der Bildungs- und Sozialpolitik der Hansestadt grundlegend etwas falsch, das einen Kurswechsel nötig macht“, betonte Stange.

Sie kritisierte, dass die Studie den Blick zu sehr auf die Lehr- und Lernbedingungen verenge. „Die soziale Situation der Kinder wird zu wenig berücksichtigt. Offenbar schlägt die wirtschaftlich bessere Lage in den Südstaaten bis in die Grundschulen positiv durch. Wer besser lebt, kann besser lernen“, sagte die GEW-Chefin.
Sie stellte fest, dass die Grundschulempfehlungen eine „Farce“ seien. „Die Empfehlungen, die die Schüler am Ende der Grundschulzeit für den Besuch der weiterführenden Schulen erhalten, benachteiligen Kinder aus sozial schwächeren und Migrantenfamilien. Trotz gleicher Fähigkeiten haben diese Mädchen und Jungen deutlich geringere Chancen, zum Gymnasium zu wechseln“, unterstrich Stange. Die frühe Auslese verschärfe die soziale Ungerechtigkeit durch das Bildungssystem.

„IGLU zeigt, dass die Probleme an den Schulen erst nach Klasse vier mit der Aufteilung der Kinder in Haupt-, Realschüler und Gymnasiasten richtig massiv werden. Auch Baden-Württemberg und Bayern mit im internationalen Vergleich guten Grundschulergebnissen, fallen beim PISA-Vergleich in die zweite Liga zurück. Unser Auslesesystem ist international ein Auslaufmodell: Wir müssen künftig auf ‚eine Schule für alle Kinder’ setzen“, hob die GEW-Chefin hervor.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt Telefon: 069/789730; Telefax: 069/78973201

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