Kein Abschluss zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit / "Heute schon an morgen denken"
(Wiesbaden) - Der Arbeitgeberverband HessenChemie und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Hessen-Thüringen (IG BCE) starteten am 5. Dezember in Bad Homburg in die Tarifrunde 2014. Die Gewerkschaft fordert 5,5 Prozent mehr Lohn sowie eine tarifliche Verpflichtung der Unternehmen zur Übernahme von Ausgebildeten. Die Arbeitgeber lehnen beide Forderungen ab.
"Die von der Gewerkschaft geforderte Erhöhung der Entgelte um 5,5 Prozent ist wirtschaftlich nicht gerechtfertigt", machte Christoph Obladen, Verhandlungsführer der hessischen Chemie-Arbeitgeber, am heutigen Verhandlungstag in Bad Homburg deutlich. Die Schere zwischen Tariferhöhungen und der rückläufigen Produktivität dürfe nicht noch weiter aufgehen. Obladen wies darauf hin, dass die Chemie-Produktion noch immer unter dem Vorkrisenniveau von 2007 liege und die Branchenkonjunktur seit zehn Quartalen auf der Stelle trete: "Wir erleben hier wirtschaftliche Stagnation bei steigenden Kosten", betonte er.
Der Tarifabschluss 2014 müsse vor allem von Zukunftsfähigkeit und Weitblick geprägt sein: "Wir müssen heute an morgen denken. Nur mit einem entsprechenden Tarifabschluss können wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche verbessern." Positiven Konjunkturprognosen traten die Arbeitgeber mit großer Skepsis entgegen: Hier dürfe man sich nicht vom "Prinzip Hoffnung" leiten lassen, denn bereits seit 2011 klaffen Prognose und reale Entwicklung deutlich auseinander. Trotzdem sind die Beschäftigungszahlen derzeit noch stabil. Diese dürften jetzt nicht gefährdet werden. Die hessischen Arbeitgeber verweisen auf den hohen Anteil der Pharmaindustrie in Hessen. Diese Sparte sei in besonderem Maße von staatlichen Eingriffen betroffen. Regulierungen und Zwangsrabatte gefährdeten die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Arbeitsplätze der Zukunft.
Auch die Forderung der IG BCE nach tariflich festgelegter Übernahme von Ausgebildeten weisen die Arbeitgeber zurück. Sie wollen am bisherigen Erfolgsmodell festhalten. Im Tarifvertrag "Zukunft durch Ausbildung" war bisher der Grundsatz "Ausbildung geht vor Übernahme" festgeschrieben.
Gerade diesem Grundsatz ist es nach Auffassung der Arbeitgeber zu verdanken, dass die Ausbildungszahlen in Hessen seit Jahren hoch und die Zielvorgaben übererfüllt würden. Die Übernahmequote liegt in Hessen bei fast 90 Prozent.
"Übernahmen sind wichtig für die Nachwuchssicherung, doch die Entscheidung darüber muss in der Verantwortung der Unternehmen bleiben. Dabei muss es bleiben", forderte Obladen. Alles andere würde zu weniger Ausbildung und insbesondere zu schlechteren Ausbildungschancen von schwächeren Bewerbern führen.
Nach den bereits erfolgten regionalen Tarifverhandlungen in Rheinland-Pfalz (2. Dezember) und Nordrhein (4. Dezember) sowie der Verhandlung im Tarifbezirk Hessen (5. Dezember) werden die Gespräche zunächst auf regionaler Ebene weiter fortgesetzt: Baden-Württemberg (6. Dezember), Nord (9. Dezember), Westfalen (10. Dezember), Bayern (11. Dezember), Saarland (12. Dezember), Nordost und Berlin West (13. Dezember). Im Anschluss an die regionalen Runden werden die Verhandlungen am 15. Januar 2014 in Darmstadt auf Bundesebene fortgeführt.
Quelle und Kontaktadresse:
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Jürgen Funk, Geschäftsführer, Kommunikation und Bildungspolitik
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