KDFB: "Es ist gut, dass es den Anti-#Missbrauchsgipfel gegeben hat, auch wenn noch viele Fragen offen sind" - Es ist höchste Zeit für konkretes #Handeln
(Köln) - Mit gemischten Gefühlen reagiert der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) auf den am Sonntag zu Ende gegangenen Anti-Missbrauchsgipfel in Rom. "Es ist gut, dass es diese Konferenz gegeben hat, auch wenn derzeit noch viele Fragen offen sind. Niemand wird mehr leugnen können, dass weltweit Kinder und Jugendliche in der Kirche sexualisierte Gewalt erfahren haben und leider noch immer erfahren", so KDFB-Präsidentin Maria Flachsbarth. "Papst Franziskus hat deutlich benannt, dass Machtmissbrauch und Klerikalismus die Ursache von sexualisierter Gewalt gegenüber Kindern in der Kirche sind. Mit dieser Konferenz ist der Kampf gegen den Missbrauch endgültig zu einer Aufgabe geworden, der sich die Verantwortlichen in der Kirche nicht mehr entziehen können." Enttäuscht ist der KDFB jedoch darüber, dass Papst Franziskus in seiner Abschlussrede keine konkreten Maßnahmen und notwendigen Reformen in der Kirche angesprochen hat, über die im Vorfeld und auch während der Konferenz offen diskutiert worden sei.
"Sexualisierte Gewalt durch Kleriker und Ordensleute, der Umgang von Bischöfen mit Betroffenen, die Vertuschung der Taten und der Schutz der Täter haben die Kirche in ihren Grundfesten erschüttert, weil sie der Lehre Jesu Christi diametral entgegen stehen. Sie führen zu Loyalitätskonflikten auch bei kirchentreuen Katholikinnen und Katholiken", betont Flachsbarth. "Es ist zu hoffen, dass die nach der Papstrede vom Vatikan angekündigten konkreten Maßnahmen zügig erarbeitet und von den Ortsbischöfen konsequent umgesetzt werden, dass sie wirksam die Prävention stärken und einen weltweiten Standard für die Intervention in Verdachtsfällen setzen. Nachvollziehbarkeit und Transparenz, wie von Kardinal Marx angemahnt, haben Priorität; eine Vertuschung wie sie beispielsweise durch Versetzungen oder Aktenvernichtung erfolgt ist, ist inakzeptabel. Die Kirche muss sich eindeutig auf die Seite der Überlebenden stellen!"
Zugleich bekräftigt der KDFB seine Forderungen nach einer Kirchenreform: "Die theologische Überhöhung des Amtes, der generelle Ausschluss von Frauen von Weiheämtern sowie männerbündische und hierarchisch-klerikale Strukturen bilden den Nährboden für (Macht-)Missbrauch und sexualisierte Gewalt im Raum der Kirche. Hinzu kommt eine tradierte kirchliche Abwertung menschlicher Sexualität. Wir fordern alle Bischöfe und Ordensoberen auf, angesichts des sexuellen Missbrauchs ihre Verantwortung vollumfänglich zu übernehmen", heißt es in der im Oktober verabschiedeten Stellungnahme "Jetzt! - Konsequentes Handeln gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche". An die deutschen Bischöfe appelliert der Frauenbund, die historische Chance zur Erneuerung nicht verstreichen zu lassen und Reformen anzustreben, indem sie strukturelle Ursachen in den Blick nehmen. Die Abwertung der Frauen, die sich im Ausschluss von allen Weiheämtern ausdrückt, muss endlich beendet werden, damit eine geschwisterliche Kirche im Geist echter Gotteskindschaft wachsen kann.
Dazu habe es während des Anti-Missbrauchsgipfels gute Ansätze gegeben. Der KDFB hebt in dem Zusammenhang vor allem die Referate von drei Frauen hervor: Die vatikanische Kirchenrechtlerin Linda Ghisoni, die nigerianische Ordensoberin Sr. Veronica Openibo und die mexikanische Journalistin Valentina Alazraki haben starke Plädoyers gehalten. Ghisoni betonte die gemeinsame Verantwortung aller für den Kinderschutz und forderte Ansprechpersonen in den Bistümern sowie Schnelligkeit und Transparenz in der Kommunikation. Sr. Veronica Openibo stellte einen Zusammenhang von sexuellem Missbrauch und dem Missbrauch von Macht und Geld, Klerikalismus, Geschlechter-Diskriminierung, der Rolle von Frauen und von Laien allgemein her. Sie beklagte ein überhöhtes Priesterbild, das schon in der Ausbildung gepflegt werde. "Wir schließen uns der starken Intervention von Valentina Alazraki an, die in ihrem Referat die Kirche dazu aufrief, nun auch endlich gegen den Missbrauch von Ordensfrauen durch Kleriker vorzugehen", so Flachsbarth. "Die Verantwortlichen müssen dieses Thema nun ebenfalls auf die Agenda setzen und wirksame Maßnahmen ergreifen. Es geht um nichts weniger als um die glaubwürdige Verkündigung des Evangeliums!"
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