Katastrophenpflege: Wie sind Deutschland, Österreich und die Schweiz aufgestellt?
(Berlin) - Angesichts der zunehmenden Herausforderungen durch Notfälle, Krisen und Katastrophen stehen Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Pflegefachpersonen vor immer größeren Anforderungen. Eine umfassende Vorbereitung ist unerlässlich, um den steigenden Ansprüchen gerecht zu werden.
Der International Council of Nurses (ICN) hat deshalb die Kernkompetenzen in der Katastrophenpflege seit 2019 überarbeitet und 2022 um eine Ergänzung für Notfallteams erweitert. Diese aktualisierten Richtlinien, übersetzt von Prof. Dr. Michael Ewers und seinem Team vom Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Charité Berlin, liegen nun erstmals auf Deutsch vor und bieten eine wertvolle Orientierungshilfe für Pflegefachpersonen in Krisensituationen.
Im gemeinsamen WebTalk vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), dem Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) und dem Schweizer Berufsverband für Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK-ASI) wurden die Kernkompetenzen am 2. Oktober einem breiten Publikum vorgestellt.
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Dr. Pamela Cipriano, Präsidentin des International Council of Nurses (ICN) die Teilnehmenden und verdeutlichte die Bedeutung und Verantwortung kompetenter Pflegefachpersonen in Katastrophenfällen: „We are all vulnerable to natural and human-made disasters no matter where we live, never knowing when they will strike. ICN’s disaster competencies prepare nurses to take on many vital roles in disaster management from risk reduction to response and recovery so we can rapidly meet health and humanitarian needs.”
Professor Ewers erläuterte dann, was konkret unter Katastrophenpflege zu verstehen ist und welche Kompetenzen von der größten Berufsgruppe im Gesundheitssystem gefordert sind, wenn in schwierigsten Situationen, mit begrenzten Ressourcen gearbeitet werden muss. „Pflegefachpersonen sind unverzichtbar, um die Sicherheit und Versorgung der Bevölkerung vor, während und nach Krisen und Katastrophen zu gewährleisten. Daher sind alle Pflegefachpersonen aufgefordert, sich bereits in der Ausbildung auf diese wichtigen Aufgaben vorzubereiten und die eigenen Kompetenzen in der Katastrophenpflege kontinuierlich weiterzuentwickeln“, so Ewers.
Im Anschluss gaben Myriam Membrive Oliver vom SBK, ÖGKV-Präsidentin Elisabeth Potzmann und Vera Lux, Präsidentin des DBfK, Einblicke in die Situation der DACH-Länder.
Myriam Membrive Oliver, SBK:
„»Every Nurse is a Disaster Nurse.« Katastrophen werden häufiger, auch in der Schweiz. Die Ursachen sind vielfältig: Epidemien, Überschwemmungen, Brände oder auch bewaffnete Konflikte. Pflegefachpersonen mit ihren Kompetenzen und ihrer Belastbarkeit haben großes Potenzial für die Mitwirkung bei der Bewältigung von Katastrophen und Krisen. Diese große Ressource gilt es bewusst zu machen, zu vertiefen und bei den zuständigen Behörden einzubringen. Die Vorgaben des ICN und deren Übersetzung auf Deutsch sind ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg.“
Elisabeth Potzmann, Präsidentin des ÖGKV:
„Die Aufgaben der Pflege werden umfangreicher, weil die Herausforderungen größer werden. Der Einsatz bei Katastrophen und die Einbindung in Krisenstäbe wird unerlässlich. Das bedeutet, dass die Pflegenden entsprechend ausgebildet werden müssen, um vorbereitet zu sein. Deshalb ist die Arbeit des ICN und die Übersetzung der Kernkompetenzen in der Katastrophenpflege auf Deutsch so wichtig, denn sie bilden die Bezugsnorm für weitere Entwicklungen, welche wir als Berufsverband sehr unterstützen.“
Vera Lux, Präsidentin des DBfK:
„Katastrophen gibt es überall auf der Welt und sie häufen sich, auch in Deutschland. Um im Ernstfall adäquat handeln zu können braucht es vertiefte Kompetenzen und Pflegefachpersonen, die in Deutschland strukturell noch nicht in den Katastrophenschutz eingebunden sind. Dies muss sich ändern und dafür treten wir ein. Wie Pflegefachpersonen sich vorbereiten können und welche Kompetenzen von ihnen gefragt sind, zeigen die ICN-Kernkompetenzen. Ein Muss für alle, die pflegen und in der Pflege Verantwortung tragen.“
Die Broschüren „Kernkompetenzen in der Katastrophenpflege – Version 2.0“ und „Kernkompetenzen in der Katastrophenpflege – Kompetenzen für Pflegefachpersonen in Medizinischen Notfallteams (Stufe III)“ sowie die Präsentation von Prof. Ewers stehen hier zum Download zur Verfügung:
www.dbfk.de/de/berufspolitik/Internationales
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband e.V. (DBfK), Anja Kathrin Hild, Referent(in), Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Telefon: 030 219157-0, Fax: 030 219157-77