Kartellamtsstudie zur Entwicklung der Benzinpreise / VCD kritisiert Preisgebaren der Ölmultis
(Berlin) - Durch die heute (26. Mai 2011) vom Bundeskartellamt veröffentlichten Studie zur Entwicklung der Benzinpreise ist amtlich, was Analysten und Autofahrer schon lange zu wissen glauben: Die fünf großen internationalen Ölmultis nutzen ihre marktbeherrschende Stellung, um hohe Preise durchzusetzen und beispielsweise zu Ferienbeginn oder an langen Wochenenden Sonderprofite einzufahren. Der ökologische Verkehrsclub VCD unterstützt die Versuche, die Konzentrationsprozesse zu stoppen und bezeichnet die Aussagen des Mineralölverbands über angeblich geringe Gewinne als völlig absurd.
Monika Ganseforth vom VCD-Bundesvorstand: "Natürlich ist es heute nicht mehr notwendig, in verrauchten Hinterzimmern verbotene Preisabsprachen vorzunehmen. Einer der ganz großen Konzerne geht voran und die anderen folgen. Deshalb bleiben auch die Möglichkeiten des Bundeskartellamtes gering. Dennoch unterstützt der VCD Forderungen nach möglichen wettbewerbsrechtlichen Lösungen, die darauf hinauslaufen, den Konzentrationsprozess zu stoppen."
Die Marktmacht der großen Tankstellenkonzerne sei unbestritten. Jedes weitere Wachstum der Ölmultis behindere den freien Wettbewerb. Daher müsse die Kartellbehörde die Möglichkeit bekommen, eine Kraftstoffmarke dann zurückzudrängen, wenn ihre marktbeherrschende Stellung regional überdurchschnittlich hoch ist.
Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD: "Völlig absurd sind die Äußerungen des Mineralölwirtschaftsverbandes, wonach die Gewinnmargen der Konzerne in Deutschland besonders gering seien. Erstens sind die Ölmultis an allen Stationen der Wertschöpfungskette aktiv. Sie haben also die Möglichkeit, jederzeit die Preise an der Quelle, beim Transport und ab Raffinerie zu erhöhen. Wenn sie den Preis am Rotterdamer Energiemarkt in die Höhe treiben, machen sie folglich genauso Extragewinne wie bei Preissteigerungen an den Tankstellen selbst. Selbst im globalen Krisenjahr 2010 erzielte Exxon Mobil (Esso) einen Gewinn von gut 30 und Shell von 20 Milliarden Dollar. Zweitens hat das Tankstellensterben in Deutschland und die Konzentration auf Großtankstellen zu einer erheblichen Absatzsteigerung bei den einzelnen Tankstellen geführt - Masse macht das Geschäft."
Langfristig sei es für den Klimaschutz wie auch für das Budget der Autofahrer wichtig, durch ein geändertes Mobilitätsverhalten und den Einsatz effizienter Technik deutlich Kraftstoff einzusparen. "Sonst werden die Ölmultis bei steigender Nachfrage aus Schwellen- und Entwicklungsländern und begrenztem Ölvorkommen immer unverschämter zulangen", so Lottsiepen weiter.
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