Pressemitteilung | Bundesverband Geothermie e.V.

Karlsruhe für drei Tage im Zentrum der deutschen Geothermie

(Geeste) - "Die Geothermie ist auch in Deutschland auf dem besten Weg zu einem der wichtigsten Erneuerbaren Energieträger zu werden", stellt Simone Probst, Präsidentin des Bundesverbandes Geothermie (GtV-BV) fest. "Erdwärme ist überall in der Erdkruste vorhanden und ständig und zuverlässig verfügbar. Mit ihren Möglichkeiten für die Strom-, Wärme- und Klimakälteversorgung ist sie eine Energiequelle mit vielen Talenten."

Die steigenden Preise für Erdöl und Erdgas, die knapper werdenden Ressourcen und die Notwendigkeit, den Klimawandel zukunftsverträglich zu beeinflussen, trieben weltweit die Nutzung der Geothermie voran, so Probst. Auf Grund der derzeit in der Umsetzung befindlichen Vorhaben wäre davon auszugehen, dass bis 2010 bis zu 13.500 MW Leistung in geothermischen Kraftwerken installiert sein könnten. Die überwiegende Anzahl der Projekte werde derzeit noch in Regionen mit leicht erschließbaren Ressourcen umgesetzt. "Diese betreffen aber nur 5 Prozent der Erdoberfläche. Für weitere 60 haben wir die Konzepte entwickelt." Die deutsche Branche verfüge hier über ein einmaliges Know-how. "Heißen Dampf wie in vulkanischen Gebieten finden wir bei uns nicht. Wir mussten unsere eigenen Wege gehen, um an die Energiequelle Erde heranzukommen. Und das haben wir konsequent und erfolgreich getan."

"Das Geschäft brummt", bestätigte der Karlsruher Horst Kreuter, Leiter der Sektion Tiefe Geothermie im Bundesverband. "Noch nie gab es so viele große Projekte, an denen gleichzeitig gearbeitet wurde. Vor allem in Südbayern und am Oberrhein drehen sich die Bohrmeißel. In den kommenden zwei Jahren werden etwa zehn größere Anlagen, Kraftwerke und Fernwärmeversorgungen ihren Betrieb aufnehmen oder unmittelbar vor der Fertigstellung stehen. Derzeit befinden sich bundesweit zwei Kraftwerke und rund 30 Nah- und Fernwärmeversorgungen in Betrieb. Ab 2009 greifen dann auch noch die neuen Regelungen des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG)." Danach werde die Grundvergütung von 15 auf 20 Cent für alle Anlagen angehoben, die bis 2015 ans Netz gebracht werden könnten. Wer zusätzlich Voraussetzungen schaffe, auch die Abwärme der Kraftwerke zu nutzen, könne 3 Cent extra in Anspruch nehmen. "Enorm wichtig für uns war aber auch die Schaffung des sogenannten Petrogeothermiebonus. Seine 4 Cent ermöglichen zum Beispiel Hot-Dry-Rock-Kraftwerken den Markteintritt. Damit macht sich die Geothermie in der Stromerzeugung unabhängig von Thermalwasserstandorten." Gleichzeitig verwies er darauf, dass das weltweit erste HDR-Kraftwerk gerade bei den französischen Nachbarn in Soultz-sous-Forêts in Betrieb gegangen sei. "An dem europäischen Gemeinschaftsprojekt sind unsere Forscher und Entwickler kräftig beteiligt."

"Auf dem Heizungsmarkt zeichnen sich interessante Veränderungen ab", kommentierte Ralf Schramedei, Leiter der Sektion Oberflächennahe Geothermie, die Lage. "Noch vor wenigen Jahren spielten Erdwärmeanlagen hier eher eine Statistenrolle. Diese Situation haben wir längst hinter uns gelassen. 2006 ist der Absatz unserer Anlagen mit einem Zuwachs von 115 Prozent regelrecht explodiert. Rund 29.000 Systeme konnten vor allem in Neubauten installiert werden." Damals war die Branche an ihre Grenzen gestoßen. Inzwischen habe man kräftig ausgebaut, von den Fertigungskapazitäten für Wärmepumpen über die Zahl der Bohrgeräte bis hin zu den Mitarbeitern. "Nach einer Stagnation in 2007, allerdings auf hohem Niveau, ziehen in diesem Jahr die Absatzzahlen trotz schwächelnder Baukonjunktur wieder enorm an. 2008 könnten wir nahe an die 40.000 kommen." Es habe sich herumgesprochen, dass mit den Erdwärmeanlagen und in Verbindung mit Wärmepumpen eine zuverlässige, preiswerte, preisstabile und komfortable Quelle zur Verfügung stehe. Stark im Kommen sind auch Anlagen, die den Untergrund zur Bereitstellung von Klimakälte einsetzen und damit eine konkurrenzlos preiswerte Energieressource nutzen. Im Neubaubereich seien inzwischen zweistellige Marktanteile absehbar. "Als nächstes konzentrieren wir uns auf den wichtigsten Sektor, der Sanierung im Gebäudebestand."

Vom 11.-13.11. trifft sich die Geothermiebranche in Karlsruhe zu ihrem diesjährigen Leitkongress. Die Geothermiekongresse des Bundesverbandes Geothermie (GtV-BV) sind seit Jahren traditioneller Treffpunkt, Fenster der Entwicklung und Börse für Informationen. Sie begleiten die Entwicklung und treiben sie gleichzeitig voran. Dieses Jahr werden bis zu 500 Teilnehmer im Messe Kongress Center erwartet. Begleitet wird die Veranstaltung durch zwei internationale Workshops und die Messe GEOEnergia2008. Erstmals wird auf dem Kongress mit Island auch ein Gastland vertreten sein.

Die Veranstaltung gliedert sich einen Tag mit zehn Workshops am 11.11. und in die Hauptveranstaltung am 12. und 13. mit einem dichtgedrängten Programm in insgesamt 16 Technikforen, dem Wirtschafts- und dem Islandforum

Island, das Partnerland des Karlsruher Geothermiekongresses, verfügt über eine lange Tradition in der Nutzung der Geothermie. Bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde in der Hauptstadt Reykjavik die erste Fernwärmeversorgung errichtet, die die natürlichen Thermalwasserquellen der Umgebung als Energiequelle nutzte. Heute sind fossile Energieträger auf dem Wärmemarkt der Insel am Nordpolarkreis fast vollständig verschwunden. In der Erschließung von geothermischen Ressourcen zur Stromerzeugung aus Heißwasser- und Dampfvorkommen nimmt die isländische Wirtschaft eine führende Rolle ein. Isländische Unternehmen sind in diesem Markt weltweit aktiv. Auch in Deutschland beteiligen sie sich an der Erschließung geothermischer Ressourcen und dem Bau von Kraftwerken. Das Islandforum präsentiert Highlights der aktuellen Entwicklung auf der Insel mit Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, Kraftwerks- und Fernwärmeprojekten.

Vortragssprache im Islandforum ist Englisch, wie auch Vortragssprache in zwei anderen begleitenden Workshops des Kongresses:

Der Workshop on Geological Risk Insurance des Geothermal Energy Development Program der Weltbank, der in Zusammenarbeit mit dem geothermischen Weltverband IGA durchgeführt wird, befasst sich mit dem internationalen Erfahrungsaustausch bei der Minimierung und Versicherung geologischer Risiken von geothermischen Großprojekten.

In den oberflächennahen Bereich verweist der Workshop des von der EU geförderten Groundreach-Projektes: "Reaching the Kyoto targets by means of a wide introduction of ground coupled heat pumps in the built environment." Seine Zielsetzung ist die Diskussion politischer Vorgaben, rechtlicher Rahmenbedingungen, technologischer Lösungen und von Aus- und Weiterbildung für den europaweiten Einsatz von Erdwärmesystemen.

Am 12. und 13.11 wird der Kongress durch die Messe GEOEnergia2008 begleitet. "Schon jetzt liegen wir mit mehr als 40 Ausstellern über dem Stand des Vorjahres", teilte Werner Bußmann, GtV-BV Geschäftsführer mit. "Die gesamte Bandbreite der Branche ist vertreten. Die Messe steht jedem Interessierten offen, nicht nur den Teilnehmern des Kongresses. Der Eintritt ist frei. Wir laden daher die Bevölkerung nicht nur von Karlsruhe und Umgebung ein, sich über die Angebote und Leistungen der Branche zu informieren." Das Interesse an der Geothermie wäre enorm gestiegen, so Bussmann. "Unsere kostenlose Broschüre ,Tipps für Häuslebauer´ ist gerade in der 9. Auflage erschienen und hat binnen drei Jahren eine Gesamtzahl von über 70.000 Exemplare erreicht. Ein in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt entwickeltes und Anfang August veröffentlichtes Schülerarbeitsheft ist in der ersten Auflage bereits vergriffen, so dass umgehend eine zweite gedruckt werden musste."

Weitere Informationen zum Kongress gibt es unter: www.dergeothermiekongress.de.

Quelle und Kontaktadresse:
Geothermische Vereinigung e.V. Pressestelle Gartenstr. 36, 49744 Geeste Telefon: (05907) 545, Telefax: (05907) 7379

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