Kanzlerin Merkel muss duale Ausbildung verteidigen
(Frankfurt am Main) -Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) fordert Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, sich in Brüssel energisch gegen den Angriff auf die duale Berufsausbildung und die Meisterpflicht zu stellen. Hintergrund ist die Absicht der EU-Kommission, allen Europäern einen freien Berufszugang in jedem EU-Staat zu ermöglichen. Sie schlägt deshalb für neue Regelungen der Berufsausbildung inklusive der Meisterpflicht eine Prüfung der Verhältnismäßigkeit vor. Nachdem diese Woche das EU-Parlament diesem Vorschlag gefolgt ist, können nun die Verhandlungen zwischen EU-Parlament, EU-Kommission und Europäischem Rat zu einer endgültigen Regelung beginnen. "Der Vorschlag der EU-Kommission ist weder im Sinne der Beschäftigten noch der Verbraucher. Er zielt darauf ab, den Billigheimern unter den Betrieben möglichst viele Beschäftigte anzubieten und so qualifizierte Fachkräfte in Lohnkonkurrenz zu Quasi-Laien zu bringen", sagte der Stellvertretende IG BAU-Bundesvorsitzende Dietmar Schäfers. "Wohin solche blindwütige Deregulierung führt, haben wir bei den Fliesenlegern erlebt."
Nach Abschaffung der Meisterpflicht in dem Handwerk vor 13 Jahren liegt die einstmals stolze Branche am Boden. Ein Großteil der Beschäftigten wurde entlassen und in die Not-Selbstständigkeit gedrängt, wo sie oft nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn erhalten. Für den Nachwuchs bietet das keine attraktive Perspektive. Kaum noch ein Jugendlicher will diesen Beruf erlernen. Damit werden Kunden bald allergrößte Probleme haben, wenn sie fachgerechte Arbeiten brauchen. "Die EU-Kommission hätte aus den Erfahrungen bei den Fliesenlegern lernen müssen. Stattdessen will sie aber auch noch das bewährte System der dualen Berufsausbildung kippen", sagte Schäfers. "Mit der Zensur aktualisierter Ausbildungsordnungen schwebt das Damoklesschwert über jeder Berufsausbildung. Kommen EU-Behörden bei ihren Prüfungen nämlich zum Ergebnis, die modernisierten Berufsregeln erschweren EU-Bürgern den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt in unzulässiger Weise, werden Ausbildungsinhalte zwangsläufig veralten und folglich die Berufsqualifizierung bald ganz verschwinden."
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