Pressemitteilung | Arbeitgeberverband Gesamtmetall e.V.

Kannegiesser in FAZ: 200.000 Stellen gefährdet

(Köln) - Der deutschen Metall- und Elektroindustrie steht wegen der weiterhin schwachen Konjunktur ein gewaltiger Stellenabbau bevor. ,,Rund 200 000 Arbeitsplätze sind gefährdet", sagt der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, im Gespräch mit der FAZ. Von der für die zweite Jahreshälfte prognostizierten Erholung ist bisher noch nichts zu sehen.
Der deutschen Metall- und Elektroindustrie steht wegen der weiterhin schwachen Konjunktur ein gewaltiger Stellenabbau bevor. ,,Rund 200 000 Arbeitsplätze sind gefährdet", sagt der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, im Gespräch mit dieser Zeitung. Von der für die zweite Jahreshälfte prognostizierten Erholung ist bisher noch nichts zu sehen. Die Produktion der Branche sei Ende Juli um 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken, sagte der Verbandspräsident.. Bei einem Produktivitätszuwachs von 3 Prozent könne die Beschäftigung also rein rechnerisch um 8 Prozent niedriger sein. Bisher hätten die Unternehmen ihre Belegschaften aber erst um 22 Prozent verringert, rund 6 Prozent der Arbeitnehmer sei damit nicht ausgelastet, erläutert Kannegiesser. ,,Der jüngste Tarifabschluss hat die Finanzierung dieser Arbeitsplätze erheblich erschwert."

Die rund 6200 Mitgliedsunternehmen hätten zuletzt im Durchschnitt eine Umsatzrendite nach Steuern von weniger als 1,5 Prozent erwirtschaftet, dabei lägen 40 Prozent der Betriebe ,,um die Null-Linie oder darunter". Wer aufgrund dieser schlechten Entwicklung Probleme mit seinen Kapitalgebern bekomme, müsse zwangsläufig Stellen streichen. ,,Preis- und Mengenerhöhungen sind für viele nicht drin." Das aber werde die Arbeitslosigkeit in der Branche weiter erhöhen. Zuletzt sei die Zahl der Erwerbslosen mit 13,l Prozent doppelt so stark gestiegen wie in der Gesamtwirtschaft. Eine Besserung sei nicht in Sicht, die Auftragsdecke ,,immer noch zu kurz". Im Zweimonatsvergleich Mai/Juni hätten die Bestellungen noch um 2,3 Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen. ,,Unsere Befürchtungen, die wir in der Tarifrunde geäußert haben, sind eingetreten", bilanziert Kannegiesser. In Schwierigkeiten geratene Unternehmen sollten daher nicht zögern, die bereits vereinbarten betrieblichen Anpassungsklauseln zu nutzen.

,Wir brauchen mehr Gestaltungsspielraum in den Betrieben", verlangt er Arbeitgebervertreter. Die im kommenden Frühjahr anstehenden Verhandlungen über neue Arbeitszeitregelungen seien eine Nagelprobe, ob mehr Differenzierung möglich sei. ,,Ein 35-Stunden-Takt vom Hoffeger bis zum Entwicklungsingenieur ist in einem Hochlohn- und Hochtechnologieland wie Deutschland nicht machbar." Auch die in den Wahlprogrammen von Union und FDP versprochene Neudefinition, des Günstigkeitsprinzips im Tarifvertragsgesetz könne nach Ansicht Kannegiessers die Differenzierung erleichtern; Abweichungen vom Tarifvertrag wären dann zur Beschäftigungssicherung zulässig. Diese Reform dürfe nicht am Widerstand der Gewerkschaften scheitern. ,,Wer Arbeitsplätze erhalten oder schaffen will, muss dafür sorgen, da8 es zu solchen befristeten betrieblichen Bündnissen für Arbeit kommt." Mehr noch als die Politik sieht der Verbandschef aber die Tarifvertragsparteien unter Handlungsdruck. Wenn es bis zur nächsten Tarifrunde nicht gelinge, mehr betriebliche Differenzierung zuzulassen, werde der Gesetzgeber nicht umhinkommen, den Tarifvorbehalt zu streichen und den Betriebsparteien die Option einzuräumen, die Lohnfindung selbst zu regeln. ,,Das würde nicht nur die Betriebsräte überfordern sondern ihnen zusätzlich zur Mitbestimmung weitere Entscheidungsmacht geben und dadurch zusätzliches Konfliktpotential schaffen, das man jetzt noch aus den Betrieben heraushalten kann."

Außerdem sei dann eine Zunahme staatlicher Regelungen zu erwarten. Deutschland sei in der Vergangenheit mit seiner kooperativen Unternehmenskultur gut gefahren, die gewachsenen Mitbestimmungsrechte seien aus den Entscheidungsstrukturen der meisten Unternehmen nicht wieder wegzudenken, argumentiert Kannegiesser. ,,Man kann die anglo-amerikanischen Modelle in diesem Punkt nicht auf Deutschland übertragen." Würden die Betriebsräte durch gesetzliche Öffnungsklauseln zu Tarifparteien gemacht, wäre der Weg zurück verbaut. ,,Sie können einen Hengst schnell zum Wallach machen. Andersherum geht das dann nicht mehr." Den Einwand, mit dem Plädoyer für den Flächentarif versuche der Verbändestaat bloß seine eigene Existenz zu rechtfertigen, lässt Kannegiesser nicht gelten. ,,Man kann keine Position künstlich nur durch gesetzliche Schutzwälle halten. Das bricht zusammen. Jeder Betrieb kann ja aus dem Flächentarif austreten."

Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der metallindustriellen Arbeitgeberverbände e.V. (Gesamtmetall) Volksgartenstr. 54 a 50677 Köln Telefon: 0221/33990 Telefax: 0221/3399233

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