Kalksandsteinindustrie übertrifft Erwartungen: Plus vier Prozent in 2016 / Parteien müssen Förderung des Wohnungsbaus in Parteiprogramme aufnehmen / Gute Aussichten für das Jahr 2017 / Digitalisierung und Förderung des Zielgruppennachwuchses im Fokus
(Hannover) - "2016 war ein gutes Jahr für die Kalksandsteinindustrie. Unsere Erwartungen von einem zweiprozentigen Plus sind mit einem tatsächlichen durchschnittlichen Wachstum von rund 4 Prozent, bei regionalen Unterschieden, übertroffen worden", berichtet Jochen Bayer, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Kalksandsteinindustrie e.V. (BV KSI), zur Eröffnung der Mitgliederversammlung am 19.05.2017 in Valencia.
Und die gute Entwicklung am Bau hält an. Nachdem im vergangenen Jahr die Zahl der zum Bau genehmigten Wohnungen bereits um rund 20 Prozent gestiegen ist, setzt sich dieser Trend auch in 2017 fort. "Die Konjunkturlokomotive Bau zeigt somit weiterhin keinerlei Ermüdungserscheinungen. Allerdings hat dieser Genehmigungsboom auch einen Wermutstropfen. Die Erfahrung zeigt, dass genehmigte Bauvorhaben nicht zwangsläufig auch gebaut werden", erläutert Bayer anhand der aktuellen Zahlen. "So sind im Jahr 2016 insgesamt 375.400 Wohnungen und damit rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr genehmigt worden, tatsächlich gebaut wurden aber nur 277.691 Wohnungen. Lediglich 12 Prozent mehr als in 2015. Somit sind wir bei den Fertigstellungen noch sehr weit von dem jährlichen Bedarf von 400.000 Wohnungen entfernt. Diese Diskrepanz gilt es nun schnellstmöglich abzubauen", so Bayer weiter.
Für 2017 rechnet die Kalksandsteinindustrie aufgrund der anhaltend guten Rahmenbedingungen, insbesondere im mehrgeschossigen Wohnungsbau, mit einem Absatzplus von 3 bis 5 Prozent, ebenfalls bei teils erheblichen regionalen Unterschieden. "Wir führen unsere positive Prognose nicht nur auf die guten Vorgaben aus dem Jahr 2016 zurück, sondern auch auf weitere wichtige Frühindikatoren. Ein stabiler Arbeitsmarkt verbunden mit steigenden Realeinkommen der privaten Haushalte, einem niedrigen Hypothekenniveau und Minimalrenditen auf alternative, sichere Kapitalanlagen sorgen weiterhin für ein äußerst günstiges Umfeld für Wohnungsbauinvestitionen", erläutert Roland Meißner, Geschäftsführer des BV KSI.
Die positiven Kenndaten und Zuwächse dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass in vielen Marktsegmenten die Bautätigkeit unterhalb des Bedarfs liegt. Besonders im Mehrfamilienhausbau findet die Steigerung der Wohnungsneubauten vor allem im höherpreisigen Bereich statt. Nach wie vor fehlt es meist in Metropolen und Ballungszentren an bezahlbarem Wohnraum. Besonders für Bezieher kleinerer und mittlerer Einkommen wird unter Beachtung sozialer, demografischer und energetischer Anforderungen Wohnraum zum unbezahlbaren Luxusgut. Um dem zunehmenden Nachfragedruck breiter Bevölkerungsschichten gerecht werden zu können, sind erhebliche, zusätzliche Anreize zum Neubau von mehr Wohnungen, insbesondere von mehr bezahlbaren Mietwohnungen erforderlich.
"Leider hat die Bundesregierung hierzu ihre Hausaufgaben in den letzten Jahren nicht gemacht. Damit wir weiter erfolgreich handeln können, müssen und werden wir die Arbeit des Gesetzgebers auch zukünftig kritisch begleiten. Vor diesen Hintergründen wird sich die Kalksandsteinindustrie in ihrer politischen Lobbyarbeit in enger Zusammenarbeit mit anderen Mauerwerksverbänden dafür einsetzen, dass die Wohnungsbaupolitik in 2017 ganz oben auf der politischen Agenda steht und zu einem Schwerpunkt in den Wahlprogrammen der Parteien für den bevorstehenden Bundestagswahlkampf wird. Die politischen Parteien sind gefordert, bei der im Herbst 2017 anstehenden Bundestagswahl die Weichen für eine bedarfsgerechte Wohnungsbaupolitik der nächsten Legislaturperiode zu stellen. So seien unter anderem verbesserte steuerliche Rahmenbedingungen, Bauland zu günstigen Konditionen und eine Vereinfachung des Bauordnungsrechts essentiell", so Meißner.
Politische Rahmenbedingungen sind das eine, fortlaufende Herausforderungen für die Entwicklung unserer Industrie das andere. So spielen auch die Themen Digitale Transformation, Industrie 4.0, Building Information Modeling (BIM) oder 3D-Druck eine wichtige Rolle bei der Darstellung der zukünftigen Herausforderungen der Branche. "Zentrale Aufgabe ist es, alle Vorgänge entlang der Wertschöpfungskette auf ihre Digitalisierungspotenziale hin zu beleuchten.
Da, wo es notwendig und möglich ist, wird der Bundesverband die erforderlichen Hebel und Weichen stellen, um das Wissen über den Transfer in die digitale Welt für alle Mitgliedsunternehmen so transparent wie möglich zu gestalten", berichtet Meißner.
Eine große und aktive Aufgabe des Bundesverbandes wird in den nächsten Jahren auch das Thema Nachwuchsförderung sein. "Hierzu haben wird das Strategiekonzept 'Auf die Entscheider von morgen bauen' verabschiedet, bei dem es um die gezielte Kommunikation unserer Industrie an Universitäten, Hochschulen und Ausbildungsstätten geht", so Bayer. "Ziel ist es, den Nachwuchs unserer Zielgruppen - Studierende der Fachrichtungen Bauingenieurwesen und Architektur sowie Auszubildende zum Maurer - durch gezielte Projekte und Maßnahmen mit Kalksandstein vertraut zu machen."
"Insgesamt sind wir aufgrund der bestehenden Strukturen unserer Branche auch für das Baujahr 2017 zuversichtlich", resümiert Jochen Bayer die diesjährige Mitgliederversammlung. "Unsere Kalksandsteinindustrie ist mit ihren bewährten Bausystemen, -techniken und bauphysikalischen sowie statischen Konstruktionslösungen wie auch dem umfangreichen Produktportfolio für alle künftigen Anforderungen sehr gut gerüstet und wird ihre Vorreiterrolle im konstruktiv, innovativen Mauerwerksbau weiter intensivieren".
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.
Benjamin Büttner, Referent, Presse und Öffentlichkeitsarbeit
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