Kabelverband wehrt sich gegen Verbot von preiswerten Basisboxen / MHP-Zwang für Netzbetreiber verhindert Digitalisierung in Deutschland
(Köln) - Der Deutsche Kabelverband weist die Forderung des WDR-Intendanten Fritz Pleitgen zurück, Netzbetreiber per Gesetz zum Einsatz von MHP-Decodern zu zwingen. Pleitgen hatte in seiner Rede zur Eröffnung der Berliner Funkausstellung ein derartiges Gesetz gefordert und den Netzbetreibern vorgeworfen, die Digitalisierung des Fernsehens in Deutschland zu verhindern. Rüttger Keienburg, Präsident des Deutschen Kabelverbandes, weist diesen Vorwurf deutlich zurück und hält es für unerlässlich, den digitalen TV-Markt rasch mit preisgünstigen Geräten und mehr Programmvielfalt zu entwickeln: "Der Einstieg in das digitale Kabelfernsehen muss für den Zuschauer bezahlbar sein. Ein preiswerter Decoder verschafft dem Zuschauer für kleines Geld ein großes Plus an Programmvielfalt. Ein MHP-Zwang kommt einem Verbot für Basisboxen gleich. Auf diese Weise würde die Digitalisierung des Kabels nicht gefördert, sondern nachhaltig blockiert werden."
Die deutschen Kabelnetzbetreiber haben sich wiederholt für internationale Standards ausgesprochen und wollen mittelfristig auch interaktive Dienste in ihre Netze einspeisen. Die Priorität liege jedoch zunächst darauf, dem Kunden mehr Vielfalt zu bieten. Deshalb müssen neue Programmplätze geschaffen werden, so Rüttger Keienburg: "Kabelnetzbetreiber, Programmanbieter und Regulierer stehen vor der Aufgabe, gemeinsam die Programmknappheit im Kabel zu überwinden. Es darf nicht sein, dass die mühsam geschaffenen digitalen Kapazitäten sogleich mit bandbreitenintensiven MHP-Diensten zwangsbelegt werden. Dies würde die zügige Einspeisung zusätzlicher attraktiver Programmangebote ins Kabel entscheidend behindern. Der Deutsche Kabelverband will ein zuschauergerechtes, lebendiges Kabel. Das bedeutet: Mehr Programmvielfalt für den Zuschauer und mehr Gestaltungsfreiheit für die Netzbetreiber."
Rüttger Keienburg verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Einführung des digitalen terrestrischen Fernsehens (DVB-T)in Berlin. Dort werden derzeit auf dem Markt keine terrestrischen MHP-Geräte angeboten. Stattdessen wurden in Berlin bewusst Basisboxen eingeführt und sogar subventioniert. Auch für den digitalen Satellitenempfang wird dem Verbraucher eine große Vielfalt von Endgeräten angeboten. Ein MHP-Zwang für die Kabelnetzbetreiber würde die Balance im Wettbewerb mit Terrestrik und Satellit einseitig verändern.
Der Deutsche Kabelverband unterstützt die schnelle Entwicklung eines Kaufmarktes, in dem der Kunde zwischen Basisboxen und hochwertigen Geräten, etwa MHP-tauglichen Boxen, frei wählen kann. Keienburg: "Es muss dem Zuschauer freigestellt sein, ob er mit einer preiswerten Box einfach mehr Fernsehen empfangen will oder etwa ein vielseitiges Gerät mit zusätzlichen attraktiven Anwendungsmöglichkeiten - zum Beispiel einer Festplatte - erwirbt. Hier setzt der Deutsche Kabelverband auf die Innovationskraft der Industrie und die Dynamik des Marktes, wie sie jüngst zur Berliner Funkausstellung eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde. Dabei wurde deutlich: Standards lassen sich nicht erzwingen, Standards werden durch den Markt vorangetrieben - oder schnell von neuen Ideen überholt. Dieser marktwirtschaftlichen Haltung fühlt sich der Deutsche Kabelverband verpflichtet."
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