Junge Pflegende: SoVD fordert mehr Unterstützung für Kinder und Jugendliche
(Hannover) - Pflege ist kein Thema, das nur Erwachsene betrifft. In Deutschland kümmern sich laut Bundesregierung rund 480.000 Kinder und Jugendliche um ein pflegebedürftiges Familienmitglied. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) kritisiert, dass es für sie kaum Beratungs- und Unterstützungsangebote gibt und fordert von der niedersächsischen Landesregierung, die sogenannten „Young Carer“ stärker in den Fokus zu rücken.
Wird ein Familienmitglied zum Pflegefall, kümmern sich meistens erwachsene Angehörige. „Dass auch mehrere Hunderttausend Kinder und Jugendliche pflegen, wird von den Verantwortlichen meistens übersehen“, sagt Dirk Swinke, Vorstandsvorsitzender des SoVD in Niedersachsen. Die Folge: Junge Pflegende schätzen laut einer Studie der Universität Witten/Herdecke ihre Lebensqualität deutlich schlechter ein als andere Jugendliche. „Das ist besorgniserregend und zeigt einmal mehr, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland keine Lobby haben. Anstatt Young Careren verstärkt unter die Arme zu greifen, werden ihre Bedürfnisse einfach ausgeblendet“, kritisiert Swinke. Es gebe immer noch keine speziellen Unterstützungsangebote und auch Anlaufstellen für eine Beratung seien rar.
Der größte Sozialverband in Niedersachsen sieht hier die Politik in der Pflicht. „Die Landesregierung muss zunächst dafür sorgen, dass es aktuelle Zahlen gibt, die deutlich machen, wo die Belastungen konkret liegen. Es kann nicht sein, dass wir mit Auswertungen arbeiten, die schon sieben Jahre alt sind“, so der Vorstandsvorsitzende. Nur mit validen Zahlen können zielgerichtet Maßnahmen auf den Weg gebracht werden. Zwei Punkte sind dem SoVD dabei besonders wichtig: Zum einen tragfähige Konzepte, die bestehende Leistungen bündeln, damit Hilfe schnell und unkompliziert erfolgen kann. „Wer in einer Pflegesituation ist, kann sich nicht mit verschiedenen Leistungsträgern und endlosem Papierkram herumschlagen. Das gilt besonders für Kinder und Jugendliche“, macht Swinke deutlich. Zum anderen müssen Ärzte*innen, Pflegekräfte, Sozialarbeiter*innen und Lehrer*innen besser für die besondere Situation junger Pflegender sensibilisiert werden.
Quelle und Kontaktadresse:
(SoVD) Sozialverband Deutschland - Landesverband Niedersachsen e.V., Stefanie Jäkel, Pressesprecher(in), Herschelstr. 31, 30159 Hannover, Telefon: 0511 701480