Pressemitteilung | Deutscher Gewerkschaftsbund - Landesbezirk Berlin-Brandenburg (DGB)

Jobwunder entzaubert: Niedriglohnsektor weitet sich in der Region Berlin und Brandenburg dramatisch aus

(Berlin) - Die Qualität der Arbeitsplätze nimmt rapide ab. Der Niedriglohnsektor weitet sich dynamisch aus und mit ihm prekäre Beschäftigung: Immer mehr Menschen in der Region Berlin und Brandenburg müssen ihren Lebensunterhalt mit Teilzeitarbeit, Minijobs oder gar Leiharbeit bestreiten. Das vermeintliche Jobwunder in der Region wird entzaubert, wenn man hinter die Statistiken schaut, so Doro Zinke, Vorsitzende des DGB, Bezirk Berlin-Brandenburg heute (16. Februar 2011) bei einem Pressegespräch im DGB-Haus. 1,1 Mio. Menschen müssten in Berlin und Brandenburg mit weniger als 1100 Euro netto im Monat auskommen.

Der DGB legte eine Untersuchung vor, wie stark sich die Trends über prekäre Beschäftigung fortsetzen. Hunderttausende leben von der Hand in den Mund. Allein die Zahl der Aufstocker, Beschäftigte, die zu ihrem niedrigen Lohn staatliche Sozialleistungen beantragen müssen, stieg auf rd. 180.000 Menschen an. Das kostet den Steuerzahler allein in der Region Hunderte von Millionen. Bundesweit musste der Staat für Aufstocker seit 2005 bereits 50 Milliarden Euro aufwenden!

Während in Deutschland 35 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Niedriglohnbereich beschäftigt seien, sind es in Berlin und Brandenburg zwischen 35 und 37,5 Prozent. Immer mehr Vollzeitstellen werden in Teilzeit oder Minijobs umgewandelt: In Berlin stieg die Zahl der Minijobs von 140.000 in 2003 auf derzeit 209.000 (Brandenburg von 103.000 auf 132.000). Und das sind nicht die klassischen studentischen Nebenjobs. Bereits 750.000 Menschen arbeiten in sog. atypischer Beschäftigung wie Teilzeit oder Minijobs in der Region, wobei zwei Drittel davon Frauen sind. Mit diesen kargen Löhnen sei Altersarmut programmiert, so die DGB-Vorsitzende.

Sorgen bereitet auch die Leiharbeit, die in der Regel um 40 Prozent schlechter bezahlt wird als reguläre Beschäftigung. Sie bietet kaum Weiterbildungsmöglichkeiten oder die Chance auf Festanstellung und verdrängt zunehmend die Stammbelegschaft. Was als beschäftigungspolitischer Strohhalm in konjunkturellen Hochphasen gedacht war, wird zur Dauerlösung. Mit Hilfe von Leiharbeitern betreiben die Unternehmen Lohndumping. Deshalb benötigen sie Gleichbehandlung in u.a. in Lohnfragen, forderte die DGB-Vorsitzende.

Zinke forderte u.a. bei den Vergabegesetzen in Berlin und Brandenburg die Einhaltung der Zahlung von Mindestlöhnen; Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung müssten konsequenter überprüft werden, damit soziale Standards nicht zur Makulatur würden. Die Bundesregierung sollte bestehende Gesetz mehr achten, bspw. die EU-Richtlinie zur Leiharbeit, die zur Gleichbehandlung verpflichte. Dadurch könne Lohndumping verhindert werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Gewerkschaftsbund Landesbezirk Berlin-Brandenburg (DGB) Pressestelle Keithstr. 1-3, 10787 Berlin Telefon: (030) 212400, Telefax: (030) 21240142

(el)

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