Jobangebot erreicht im ersten Halbjahr 2023 neuen Höchststand
(Berlin) - In vielen Teilen Deutschlands herrscht mittlerweile Vollbeschäftigung. Fachkräfte sitzen dadurch oftmals am längeren Hebel und haben vielfältige Möglichkeiten bei der Auswahl ihres Arbeitgebers. Entsprechend groß ist der Personalengpass, so dass das Recruiting bundesweit auf Hochtouren läuft. Die neue Ausgabe des BAP Job-Navigators zeigt dabei auf, welche Fachkräfte von Unternehmen von Januar bis Juni 2023 besonders intensiv gesucht wurden. Ein Schwerpunkt der Analyse lag auf der Entwicklung des Jobangebots im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022.
Fest steht: Trotz der sehr herausfordernden wirtschaftlichen Lage suchen Unternehmen weiterhin händeringend neues Personal. Von Januar bis Juni 2023 schrieben über 532.000 Arbeitgeber deutschlandweit fast 7,3 Millionen Stellen öffentlich aus. Das entspricht einem beeindruckenden Plus von mehr als 11 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 und bedeutet einen neuen Allzeit-Höchststand.
Besonders viele Jobangebote im Handel, in der Industrie und bei Dienstleistungen
Der Personalbedarf stieg im ersten Halbjahr 2023, gemessen an den öffentlich ausgeschriebenen Stellen, in fast allen Branchen an. Wie auch im Vorjahreszeitraum wurden besonders viele Jobangebote im Handel (nahezu 892.000), in der Industrie (rund 821.000), bei Dienstleistungen (fast 757.000) sowie im Gesundheits- und Sozialwesen (über 634.000) veröffentlicht. In allen vier Branchen arbeiten hauptsächlich Fachkräfte mit klassischer Berufsausbildung.
Den stärksten Zuwachs an ausgeschriebenen Stellen verzeichnete zwischen Januar und Juni dieses Jahres hingegen der Energiesektor, denn der Anstieg betrug fast 17 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022. Mit Blick auf die derzeitigen Energieengpässe ist diese Entwicklung folgerichtig, da Deutschland dringend Fachkräfte braucht, um neue CO2-neutrale Technologien zu entwickeln und zu produzieren.
Zurückgegangen ist das Stellenangebot dagegen im "Grundstücks- und Wohnungswesen" (minus 6 Prozent). Diese Entwicklung ist wenig überraschend, denn viele Bauherren halten sich momentan aufgrund steigender Zinsen und explodierender Energiepreise zurück. Ebenfalls rückläufig war der Personalbedarf im Finanz- und Versicherungswesen (minus 4 Prozent), da Banken und Versicherungsunternehmen immer stärker auf digitale (Beratungs-)Angebote setzen und im Zuge von Filialschließungen eher Personal abbauen.
Im Bauwesen und Handwerk stieg das Jobangebot am stärksten an
Der größte Fachkräftemangel besteht in Deutschland derzeit im Bauwesen und Handwerk. Für diese Berufsgruppe stieg das Jobangebot im ersten Halbjahr 2023 verglichen mit dem Vorjahreszeitraum mit fast 24 Prozent am stärksten an. Ebenfalls überdurchschnittlich stark nahm das Stellenangebot für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Transport und Logistik (mehr als 16 Prozent), Gesundheits- und Pflegekräfte (über 14 Prozent) sowie technische Fachkräfte zu (fast 14 Prozent).
Unter den Berufsgruppen mit einem rückläufigen Stellenangebot stechen die Marketing-, PR- und Grafikexperten besonders heraus. Mit einem Minus von 10 Prozent wurden für diese Berufsgruppe im ersten Halbjahr 2023 insgesamt rund 20.000 Positionen weniger ausgeschrieben als noch im Vorjahreszeitraum. In ihrem Aufgabengebiet übernehmen KI-Technologien wie ChatGPT zur automatischen Textgenerierung und Midjourney zur automatischen Bilderstellung besonders viele kreative Tätigkeiten, die bislang Menschen erledigt haben.
Stellenmarkt in Niedersachsen boomt am stärksten
Von Januar bis Juni stieg das Stellenangebot in allen Bundesländern im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 an. Das Wachstum reichte von fast 21 Prozent in Niedersachsen bis zu rund 4 Prozent in Hamburg. Besonders positiv entwickelte sich das Jobangebot auch in Bremen (plus 17 Prozent), Nordrhein-Westfalen (plus 16 Prozent) und Schleswig-Holstein (plus 15 Prozent). Insgesamt verzeichneten 11 Bundesländer einen Anstieg im zweistelligen Bereich. In absoluten Zahlen war die Anzahl der ausgeschriebenen Stellen in den bevölkerungsreichsten Flächenländern Nordrhein-Westfalen (über 1,4 Millionen Stellen), Bayern (fast 1,3 Millionen Stellen) und Baden-Württemberg (nahezu 1,1 Millionen Stellen) naheliegenderweise am höchsten.
Unternehmen greifen verstärkt auf Personaldienstleister zurück
Nicht nur die Anzahl der Jobangebote ist von Januar bis Juni dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stark gestiegen. Auch die Anzeigenschaltungen durch Personaldienstleister nahmen merklich zu. Von den insgesamt 7,3 Millionen veröffentlichten Stellen im ersten Halbjahr 2023 wurden über 35 Prozent von Personaldienstleistern angeboten, vier Prozentpunkte mehr als in den ersten sechs Monaten des letzten Jahres. Auch dies ist ein deutliches Indiz für den zunehmenden Fachkräftemangel. Denn erfahrungsgemäß gilt: Je schwerer eine Position zu besetzen ist, desto eher beauftragen Unternehmen externe Recruiting-Profis. Die Expertise von Personaldienstleistern ist für viele personalsuchende Firmen mittlerweile geradezu überlebensnotwendig.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister e.V. (BAP)
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