Jede dritte Firma entsteht aus der Arbeitslosigkeit heraus

(Siegen) – Zahlreiche Unternehmen trafen sich auf Einladung der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) im Landhotel Doerr zum traditionellen Wittgensteiner Unternehmergespräch. In seiner Begrüßung äußerte IHK-Vizepräsident Wolfgang Weber heftige Kritik an der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Während die Standortkosten in den Nachbarstaaten deutlich geringer seien, halte sich Deutschland damit auf, "an den Symptomen zu kurieren". Die geplante Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe bezeichnete Weber als Vorhaben mit "grotesken Zügen".

Die Erfassung der Ausbildungsquote, die Anzahl der benötigten Plätze sowie die Berechnung und Verwendung der Abgabe bedeuten einen immensen Zusatzaufwand, der den heimischen Standort weiter belastet. Eine bedenkliche Entwicklung zeichnet sich nach Einschätzung der IHK Siegen auch im Bereich der Existenzgründung ab. Es sei problematisch, Arbeitslosen mit Überbrückungsgeldern und Zuschüssen für Ich-AGs ohne ausreichende Erfolgs-Prüfung Anreize zum Schritt in die Selbstständigkeit zu geben. Hierdurch werde zwar die Arbeitslosenstatistik geschönt, die Überlebensfähigkeit solcher aus der Not geborener Firmen sei aber fraglich. Erfolgversprechende Existenzgründungen müssen laut IHK an einem tragfähigen Konzept orientiert sein und nicht an der Aussicht auf finanzielle Unterstützung. Für die Region sei es wichtiger, Standortprobleme zu lösen, als unerfahrene Gründer anzusiedeln. Nach Kenntnis der IHK wird ein Drittel aller neuen Betriebe aus der Arbeitslosigkeit heraus gegründet. Bevorzugte Felder sind dabei der Handel und sonstige Dienstleistungen. Doch auch sie können die Verlagerung und den Abbau von Arbeitsplätzen im Verarbeitenden Gewerbe nicht aufhalten.

Weiterhin fand die Initiative zum Neubau der Bundesstraße B62 n bei den Wittgensteiner Unternehmern großes Interesse. Es sei falsch, derzeit über den genauen Verlauf der Trasse zu diskutieren. Hierdurch werde das gemeinsame Ziel gefährdet, die notwendige Verkehrsanbindungs-Verbesserung des Wittgensteiner Raumes als Maßnahme in die Straßenplanung des Bundes aufzunehmen.

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