Jahrestagung des Berufsverbandes Hauswirtschaft 2016: Mensch - der kann was! Diversity in der Hauswirtschaft
(Weinstadt/Stuttgart) - Die Vielfalt ist in der Hauswirtschaft schon lange Realität. Der Berufsverband Hauswirtschaft und seine Mitglieder stellen sich dieser Herausforderung und beleuchteten das Thema "Diversity Management" auf der Jahrestagung am 25. April 2016 in Stuttgart. "Wir verlieren uns nicht, wenn wir Vielfalt akzeptieren! Auch im unternehmerischen Handeln können zusammengesetzte Teams kreativere Ideen entwickeln", so Ute Krützmann, 1. Vorsitzende des Berufsverbandes Hauswirtschaft, in ihrer Eröffnungsansprache. An diesem Tag haben die Tagungsteilnehmer erarbeitet und diskutiert, was eine Diversity gerechte Unternehmenskultur sein kann, wie sie erlebbar wird und wie sie berufliches Handeln prägt. In einem World Café konnten sich die Teilnehmer dabei mit ihren Ideen und Erfahrungen einbringen. Vorgestellt wurde auch die Handlungsempfehlung "Interkulturelle Teams leiten", die eine Projektgruppe für die Mitglieder erarbeitet hat.
Die Unternehmensberaterin Dr. Christine Watrinet referierte über den langen Weg zur "diversity-gerechten Unternehmenskultur". Dieser beginnt damit, erst einmal die Unterschiede der Menschen im Unternehmen wahrzunehmen. Es könnten auch nicht alle Menschen gleich behandelt werden. "Aber Ziel muss eine faire Ungleichbehandlung sein", so Watrinet in ihrem Vortrag. Rabia Bechari, Referentin für muslimische Seelsorge, stellte die kulturellen und religiösen Besonderheiten des Islams vor. Sie erläuterte, dass es zwar viele Regeln gäbe, der Mensch aber immer im Vordergrund stehe. So sei es durchaus erlaubt, auch während des Ramadans einen Schluck Wasser zu trinken, wenn es einem nicht gut geht. Vorgesetzte müssten auch nicht jede religiös begründete Forderung ihrer Mitarbeiter akzeptieren. Wichtig sei gegenseitiger Respekt und eine Kommunikation auf Augenhöhe.
Ursula Schukraft von der Diakonie Württemberg beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit dem ethischen Handeln in der Hauswirtschaft. "Worauf kommt es an?", formulierte sie die zentrale Frage. Sie stellte zehn Leitsätze der Hauswirtschaft vor, die aus der Beachtung der Würde jedes Einzelnen Menschen hergeleitet wurden. Schukraft ist überzeugt, dass die Investition in ethische Gespräche und Diskussionen im Team viele positive Effekte für eine Einrichtung haben können. Zum einen fühlten sich Mitarbeiter ernst genommen, weil sie einbezogen werden. Außerdem könne der Sinn der Arbeit herausgearbeitet werden. Auch das Image der Hauswirtschaft könne sich durch die ethischen Diskussionen verbessert werden. "Hauswirtschaft ist gar nicht denkbar ohne Menschen, sie macht einfach keinen Sinn, ohne die Menschen einzubeziehen, für die sie arbeitet", unterstrich Schukraft die Bedeutung des ethischen Handelns in der Hauswirtschaft.
Christa Anna Fischer ist Integrationscoach bei einer Behinderteneinrichtung der Caritas Köln und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Leichter Sprache. Diese Sprachform ist eine Möglichkeit, vielen Menschen Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Das ist auch ein Merkmal für Barrierefreiheit. In Leichter Sprache werden Texte geschrieben, Anleitungen und Informationen verfasst.
Über ihre Erfahrungen mit der Ausbildung von Heilerziehungspflegerinnen und -pflegern berichtete Gabi Holzmann, Hauswirtschaftliche Betriebsleiterin und Mitglied im Berufsverband Hauswirtschaft . In 50 Lerneinheiten vermittelt sie den Auszubildenden Kenntnisse und grundlegende Fertigkeiten im Fach Ernährungslehre. Sehr interessant ist für sie immer die Teilnahme an den Studienfahrten. Damit die Schüler auch "über den Tellerrand blicken" erhalten sie viele Einblicke, wie Inklusion in anderen europäischen Ländern gelebt wird.
Charta der Vielfalt unterzeichnet
Auch der Verband selbst macht sich auf den Weg: Im Beisein vieler Mitglieder unterschrieb Ute Krützmann die Charta der Vielfalt. Die Charta ist eine Unternehmensinitiative zur Förderung von Vielfalt in Unternehmen und Institutionen. Die Initiative will die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von Vielfalt in der Unternehmenskultur in Deutschland voranbringen. Ziel ist es, in Organisationen ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen ist. "Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Wertschätzung erfahren - unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung und Identität", heißt es im Wortlaut der Charta.
Abwechslungsreiches Programm auf der PflegePlus
Das erwartete die Tagungsteilnehmer am 26. April 2016 bei der PflegePlus auf dem Stuttgarter Messegelände. Zukunftsforscher Prof. Horst W. Opaschowski zeigte in seiner Eröffnungsrede sieben Zukunftsperspektiven auf dem Weg in eine Gesellschaft des langen Lebens als "Revolution auf leisen Sohlen" auf: Den Wandel vom Jugendkult zur Altersrevolution. Anschließend diskutierte er seine Thesen mit ausgewiesenen Pflegeexperten. Danach erlebten die Teilnehmer einen spannenden Messerundgang mit Präsentationen auf dem Gemeinschaftsstand des Berufsverbandes Hauswirtschaft sowie bei Dr. Schnell, orochemie, Clinotest, Vermop und am Stand der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Satzungsänderung verabschiedet
In der Mitgliederversammlung standen wichtige Entscheidungen an. So stimmten die Mitglieder einer Satzungsänderung zu, die mit einer neuen Struktur des Verbandes einhergeht. Zukünftig bilden eine Präsidentin/ein Präsident sowie zwei Vizepräsidentinnen/-Präsidenten gemeinsam mit den Vorsitzenden der Landesverbände das Präsidium des Berufsverbandes Hauswirtschaft. Unter diesen Vorzeichen findet dann die nächste Präsidiumswahl 2017 statt.
Die Vorträge, Kurzfassungen und Bilder sind auf der Homepage des Berufsverbandes Hauswirtschaft http://berufsverband-hauswirtschaft.de veröffentlicht.
Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband Hauswirtschaft e.V.
Beate Imhof-Gildein, Geschäftsführerin
Waiblinger Str. 11/3, 71384 Weinstadt
Telefon: (07151) 43770, Fax: (07151) 47625