Pressemitteilung | Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V. (BDP)

Jahresrückblick der Pflanzenzüchterinnen und Pflanzenzüchter

(Bonn) - Das Mendeljahr anlässlich des 200. Geburtstags Gregor Mendels gab dem Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e. V. (BDP) und anderen öffentlichen wie privaten Institutionen vielfältige Gelegenheit, auf die Leistungen und Erwartungen der Pflanzenzüchtung aufmerksam zu machen.

"Der Transformationsprozess der Agrar- und Ernährungssysteme ist mit Blick auf den Klimawandel und den notwendigen effizienten Umgang mit Ressourcen eine Herkulesaufgabe. Der Angriffskrieg Russlands und die Coronapandemie erschweren die ohnehin gewaltigen Aufgaben, für deren Erfüllung die Pflanzenzüchtung eine zentrale Rolle spielt", betont BDP-Geschäftsführer Dr. Carl-Stephan Schäfer. Gleichzeitig unterstreicht er den Bedarf an adäquaten politischen Rahmenbedingungen für die mittelständisch geprägte Branche in Deutschland rund um Züchtung und Saatenhandel.

Weiterentwicklung der Agrar- und Ernährungssysteme

Der BDP bewertet es als positives Zeichen für den Transformationsprozess der Landwirtschaft, dass die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) neu mandatiert wurde und weiter zusammenarbeiten will. Auf Grundlage der 2021 ausgesprochenen Empfehlungen der ZKL wird es nun ihre Aufgabe sein, die konkrete Umsetzung zentraler Fragen der Transformation näher zu erörtern und entsprechende Positionierungen zu entwickeln. Die BDP-Vorsitzende Stephanie Franck wird weiterhin in dem Gremium mitwirken und die Sicht der Pflanzenzüchtung einbringen.

Anwendung neuer Züchtungsmethoden ermöglichen

Neue Züchtungsmethoden ergänzen bisherige Verfahren in der Pflanzenzüchtung. Sie haben großes Potenzial, die Reaktionszeit der Pflanzenzüchtung auf neue Problemstellungen zu verkürzen und so schneller Lösungen für die Landwirtschaft anzubieten. Ein breites Methodenspektrum ist daher für eine passgenaue Sortenentwicklung notwendig. Der BDP fordert mit Blick auf das laufende Konsultationsverfahren bei der EU-Kommission und mögliche Regulierungsoptionen eine differenzierte Betrachtung von Pflanzen aus neuen Züchtungsmethoden. Pflanzen, die sich nicht von klassisch gezüchteten unterscheiden, sollten nicht als GVO reguliert werden. "Die Methoden müssen von einer Vielzahl an Unternehmen genutzt werden können. Der Zugang zu den neuen Züchtungsmethoden muss für möglichst viele Unternehmen auch vor dem Hintergrund von Schutzrechtsystemen sichergestellt werden", meint Schäfer.

Schutz geistigen Eigentums in der Pflanzenzüchtung

Der Schutz geistigen Eigentums schafft Anreize für Innovationen in der Pflanzenzüchtung. Von einer großen Arten- und Sortenvielfalt profitieren sowohl Landwirte als auch Verbraucher. Systeme, die geistige Eigentumsrechte einerseits und den notwendigen Zugang zu genetischer Vielfalt für die Weiterzüchtung andererseits sichern, müssen stetig weiterentwickelt werden. Schäfer erklärt, dass die Verbandsgremien sich mit diesen Fragen intensiv auseinandergesetzt haben. Der Sortenschutz muss als primäres Schutzrecht in der Pflanzenzüchtung gestärkt werden. "Dazu gehört auch, dass durch eine Präzisierung der gesetzlichen Nachbaubestimmungen ein Rechtsrahmen geschaffen wird, durch den eine vollständige Bezahlung der Nachbaugebühren sichergestellt wird. Nur so kann auch weiterhin ausreichend in die Entwicklung neuer Sorten investiert werden", sagt Schäfer.

EU-Verordnungsentwurf zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln

Die EU-Kommission hat Ende Juni 2022 einen Verordnungsentwurf zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln veröffentlicht. Sollte das dort vorgesehene generelle Verbot der Pflanzenschutzanwendung in empfindlichen Gebieten in Kraft treten, wäre an vielen Standorten keine Pflanzenzüchtung mehr möglich, da die Anzucht wertvoller Samen aus Kreuzungen und eine verlässliche Selektion im Züchtungsprozess nicht mehr sichergestellt werden könnte. Der BDP fordert daher eine Ausnahme vom geplanten Verbot zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in den sogenannten sensiblen Gebieten für Pflanzenzüchtung, Sortenprüfung und Saatgutvermehrung.

Ausblick 2023

Für die 2023 erwarteten Vorschläge der Europäischen Kommission zum Gentechnikrecht und zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln fordert der BDP Regelungen mit Augenmaß ein. Mit Blick auf die Ziele des Green Deal wird aktuell auch das europäische Saatgutrecht auf den Prüfstand gestellt. Der BDP betont die Vorzüge des europäischen Saatgutrechts. "Eine Modernisierung muss sich auf die bessere Verständlichkeit der Rechtsvorschriften und die Steigerung der Verfahrens- und Kosteneffizienz fokussieren. Die bewährten Grundsätze des geltenden europäischen Saatgutrechts müssen erhalten bleiben, um die Innovationskraft der Pflanzenzüchtung zu sichern, Biodiversität zu fördern und Chancengleichheit zu erhalten", appelliert Schäfer.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V. Ulrike Amoruso-Eickhorn, Referentin Öffentlichkeitsarbeit Kaufmannstr. 71-73, 53115 Bonn Telefon: (0228) 9858110, Fax: (0228) 9858119

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