Pressemitteilung | Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V.

Jahrespressekonferenz 2001: Handwerksbäcker bleiben Marktführer

(Hamburg) - Die Deutschen sind Weltmeister im Brotverzehr: Der durchschnittliche Pro Kopf-Verzehr von Brot und Kleingebäck stieg im Jahr 2000/2001 um 300 Gramm auf 84,9 Kilogramm. Stark im Trend liegen, vor allem in Großstädten, Snacks wie belegte Brötchen, Kuchen und Gebäck. Dabei herrscht in Deutschland harter Wettbewerb auf dem deutschen Backwarenmarkt. Der Gesamtumsatz der 19.813 Handwerksbäcker sank um 0,5 Prozent auf 26,4 Milliarden Mark ohne Steuern. Gleichwohl schaut Peter Becker, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks, zuversichtlich in die Zukunft.

"Die deutschen Handwerksbäcker sind mit ca. 65 % des Gesamtumsatzes im Backwarenmarkt nach wie vor Marktführer. Verbraucher schätzen es, wenn Backwaren handwerklich und nach individuellen Rezepten hergestellt werden. Diesen Wettbewerbsvorteil gegenüber Seiteneinsteigern und der Brotindustrie werden wir weiter ausbauen."

Marktentwicklung
Filialisierung und Konzentration kennzeichneten die Marktentwicklung des vergangenen Jahres. Die Zahl der in die Handwerksrolle eingetragenen Betriebe sank um 3,8 Prozent auf 19.813. Insgesamt blieb jedoch die Zahl der Verkaufsstellen mit ca. 47.400 konstant, da besonders in Ballungszentren zusätzliche Filialen eröffnet wurden. "Hier herrscht ein Verdrängungswettbewerb, der meist zu Lasten der kleinen Betriebe geht", berichtet Becker.

Kostenentwicklung
Härter kalkulieren mussten die Bäcker durch Preiserhöhungen in den Bereichen Energie, Transport und Lohnkosten. Eine Tendenz, die sich auch in diesem Jahr fortsetzt, da die dritte Stufe der Ökosteuer am 1.1.2001 in Kraft trat und Lohn- und Lohnzusatzkosten weiter steigen. Zum Beispiel wurden in Hamburg die Tarifentgelte um 2,6 Prozent erhöht. "Im Vergleich dazu stiegen die Preise nur geringfügig, da viele Bäcker aufgrund des scharfen Wettbewerbs Preiserhöhungen auf ein Minimum beschränkt haben", stellt Becker fest. Von rund 300 Brotsorten wurden die Preise der gängigsten 17 Sorten statistisch erfasst. Hier stiegen die Preise um 1,2 Prozent, der Preis für Spezialbrötchen wies eine Steigerung um 1,4 Prozent auf, der Durchschnittspreis für Standardbrötchen um 4,9 Prozent.

Beschäftigtenzahlen
Trotz gesunkener Betriebszahlen blieb die Zahl der Beschäftigten weitgehend konstant bei 318.000 (-0,9 %), die Zahl der Auszubildenden sank entsprechend der demografischen Entwicklung um -3,6 % auf 34.900 (vorher 36.200). Um den Nachwuchs auch zukünftig zu sichern, werden attraktive Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten durch die neun Fachschulen im Bäckerhandwerk angeboten, beispielsweise die Ausbildung zum Betriebswirt des Handwerks.

Unternehmerisch fit gemacht, haben die Bäckerinnen und Bäcker beste Voraussetzungen zur Existenzgründung oder Übernahme vorhandener Betriebe. Übrigens: Immer mehr Frauen entscheiden sich für die Ausbildung zum Bäcker - knapp ein Viertel der Lehrlinge und 12 Prozent der frischgebackenen Meister sind weiblich.

Trends / Konsumverhalten
Die Gesellschaft der "mobilen Singles" beeinflusst das allgemeine Konsumverhalten, vor allem in Ballungsgebieten. Immer häufiger wird ausser Haus gegessen. Nach einer repräsentativen Studie der Centralen Marketing Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) stiegen die Ausgaben im zurückliegenden Jahr pro Woche und Person um acht Mark auf rund 42 Mark, wovon auch die Bäcker profitierten. Viele Bäcker haben ihr Angebot an Snacks und kleinen Mahlzeiten stark vergrößert. Dabei liegen nicht nur belegte Brötchen, sondern vor allem internationale Brotspezialitäten wie Bagels, Wraps oder Ciabatti im Trend.

Kreditvergabe für Handwerksbäcker darf nicht eingeschränkt werden
Ab 2005 gelten für Banken in der EU neue Richtlinien bei der Kreditvergabe (Basel II). Gleichzeitig richten viele Banken ihr Kundenportfolio neu aus - Großkunden werden akquiriert, kleine und mittelständische Kunden aufgefordert, die Bank zu wechseln. Die Folgen für viele Bäcker: Es wird immer schwieriger, größere Investitionen zu tätigen. Existenzgründungen und Existenzübernahmen werden verhindert. Der Vorsitzende des Zentralverbandes fordert von den EU-Politikern, die Bedürfnisse der Handwerker im Baseler Abkommen stärker zu berücksichtigen. Vor allem die Soft-Facts wie Management-Kenntnisse und Erfahrung seien bei den deutschen Handwerksmeistern durch die hervorragende Ausbildung besonders hoch zu bewerten. Denn dieses Know-How führt zu einem geringen Ausfallrisiko, was mit günstigeren Zinssätzen honoriert werden muss.
Gleichzeitig fordert Becker: "Großbanken müssen sich ihrer volkswirtschaftlichen Verantwortung stellen und Handwerksbetrieben, einem wichtigen Motor der deutschen Wirtschaft, notwendige Gelder zugänglich machen. Diese Verantwortung kann nicht dauerhaft nur von den Volks- und Raiffeisenbanken und den Sparkassen getragen werden."

Neue Hygieneverordnung aus Brüssel muss angepasst werden
Die Umsetzung der Bundeshygieneverordnung ist im Bäckerhandwerk erfolgreich abgeschlossen. Allerdings droht Brüssel mit einer neuen Hygieneverordnung. Sie tritt 2004 in Kraft und verpflichtet die Hersteller von Nahrungsmitteln, Nachweise für die Behörden zu erbringen, woher die Rohstoffe für die einzelnen Produkte stammen. Bei wechselnden Lieferanten und wechselndem Sortiment, das auch bei kleineren Bäckereien bis zu 350 Produkte umfassen kann, entsteht den kleinen und mittelständischen Betrieben ein unzumutbarer Verwaltungsaufwand. Der Zentralverband wird sich politisch engagieren, um angemessene Alternativen für seine Mitgliedsbetriebe durchzusetzen.


Neue Image-Kampagne
Eine bundesweite Anzeigenkampagne des Deutschen Bäckerhandwerks wird die Verbraucher auf die hohe Qualität des handwerklich gefertigten Brotes aufmerksam machen. Titel der Image-Kampagne: "NEIN zur Massenbrothaltung". Die Verbraucher sollen sensibilisiert werden für die Qualität und den hervorragenden Geschmack handwerklich hergestellter Brote und Brötchen.

Individuelle Rezepturen, gesunde Inhaltsstoffe und die tägliche Frische charakterisieren die Brotspezialitäten der Handwerksbäcker, erläutert Dr. Eberhard Groebel, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes. Mit der Kampagne wollen sich die handwerklich tätigen Mittelständler gegen ihre industriellen Mitbewerber abgrenzen. Das Motiv ist ab Ende September auf Großflächen-Plakaten und als Anzeige in Print-Medien zu sehen. Bildmaterial ist abrufbar unter www.baeckerhandwerk.de/imagekampagne.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V. Bondorfer Str. 23 53604 Bad Honnef Telefon: 02224/77040 Telefax: 02224/770440

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