Jahresbilanz 2021 der hessischen Metall- und Elektro-Industrie
(Frankfurt am Main) - Die hessische Metall- und Elektro-Industrie hat im Jahr 2021 einen Umsatz von 69,7 Milliarden Euro erwirtschaftet. Im Vergleich zum Coronakrisen-Jahr 2020 bedeutet dies ein Plus von 7,5 Milliarden Euro (rund 12 Prozent). Im Vergleich zum Vor-Krisen-Jahr 2019 beträgt das Plus jedoch nur 1,5 Milliarden (rund 2 Prozent). "Diese Umsatzsteigerung ist vor allem auf die gute Umsatzentwicklung in der Metallbranche zurückzuführen - und damit auf Preissteigerungen. Der Maschinenbau hat bis Ende 2021 knapp das Umsatzniveau von 2019 verpasst. Die Elektroindustrie und der Fahrzeugbau sind noch ein gutes Stück davon entfernt. Der Druck aus Materialmangel und explosionsartig gestiegenen Energiepreisen verhinderte, dass sich die vollen Auftragsbücher in eine gute Auslastung der Produktion niederschlugen. Der überwiegend durch den Strukturwandel verursachte Beschäftigungsabbau der letzten beiden Jahre hat sich zwar abgebremst, hält aber an. Über alle Indikatoren hinweg wird Hessens größte Industrie ihr Vorkrisenniveau frühestens 2023 erreichen - vorausgesetzt Putins völkerrechtswidriger Krieg in der Ukraine verursacht nicht noch viel tiefergehende Schäden und die Corona-Pandemie erzeugt keine weiteren größeren Infektionswellen, die die Rückkehr zur betrieblichen Normalität weiterhin beeinträchtigt oder verhindert", sagte HESSENMETALL-Vorstandsvorsitzender Wolf Matthias Mang.
Der Welthandel sei im vergangenen Jahr noch deutlich aus den Fugen gewesen. Die Umsatzzuwächse lassen sich vor allem auf gestiegene Umsätze im Inland und in der Eurozone zurückführen. Die Unternehmen haben also auf die Verwerfungen im internationalen Warenverkehr reagiert, indem sie die Geschäfte vor der eigenen Haustür verstärkt haben. "Dies zeigt die Widerstandsfähigkeit und das lösungsorientierte Handeln unserer Industrie", so der Vorsitzende.
Mang wies darauf hin, dass sich die Auftragseingänge derzeit in vielen Branchen wieder stabilisiert hätten. "Leider konnten letztes Jahr viele Unternehmen die Aufträge nicht so schnell abarbeiten wie gewöhnlich, denn häufig fehlten ihnen wichtige Fachkräfte, und insbesondere Materialien, wie vor allem Elektronikbauteile, Metallkomponenten oder Kunststoffe. Vor allem bei den Kraftfahrzeug- und Teileherstellern hat dies zu einem Domino-Effekt geführt: Weil viele Autohersteller ihre Produktion wegen fehlender Komponenten reduziert und aktuell sogar gestoppt haben, gab und gibt es auch weniger Aufträge für Zulieferer. Davon waren auch Betriebe betroffen, die eigentlich hätten produzieren können."
Hinzu kämen auch die explosionsartig gestiegenen Preise vor allem für Energie: Im Dezember 2021 mussten die Industrieunternehmen in Deutschland für Erdgas 234 Prozent und für Strom 92 Prozent mehr als vor einem Jahr bezahlen. "Die Kosten steigen schneller als die Erlöse, was die Erholung zusätzlich bremst und die finanziellen Möglichkeiten für Investitionen und Innovationen gerade in den massiv vom Strukturwandel betroffenen Zuliefererunternehmen weiter einschränkt", so Mang weiter.
Der Vorstandsvorsitzende ergänzte, dass der Druck aus Materialmangel und Energiepreisen im letzten Jahr auch dazu beigetragen habe, dass sich der Beschäftigungsabbau weiter fortgesetzt hätte. "Im Durchschnitt waren vergangenes Jahr 203.700 Personen in der hessischen Metall- und Elektro-Industrie beschäftigt. Seit dem Höhepunkt 2018 haben wir damit leider rund 16.000 Beschäftigte verloren. Glücklicherweise hat sich der Stellenabbau vor allem in der zweiten Jahreshälfte verlangsamt. Aber allein schon der bislang geplante Abbau wird auch in diesem und auch im nächsten Jahr zu weiteren Reduktionen führen."
Mit Blick auf das laufende Jahr sagte Mang: "Putins Krieg in der Ukraine und die noch nicht absehbaren Folgen für unsere Industrie stellen alle unsere Prognosen unter Vorbehalt. Als größte Belastung für die M+E Industrie sehe ich nicht das durch die Sanktionen wegbrechende Russlandgeschäft, sondern schwerwiegender ist der Energiepreisanstieg, der auf die Investitionslaune der Unternehmen drücken könnte. Die Handels- und Finanzsanktionen werden sich als Produktionseinschränkungen auf die hessische M+E-Industrie auswirken, wie erste Formen der Kurzarbeit in der Autoindustrie wegen fehlender Spezialmetalle zeigen. Auch der Außenhandel mit Russland wird stark eingeschränkt werden. Das wird vor allem den Maschinenbau treffen: Er hat mit rund 185 Millionen den größten Anteil am Export von Waren im Wert von über 400 Millionen Euro nach Russland. Das sind rund 1 Prozent des Gesamtexports unserer hessischen M+E-Industrie.
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