Pressemitteilung | (bvse) Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.

Jahresbilanz 2000: Verhaltener Optimismus für das neue Jahr

(Bonn/Berlin) - Die deutsche Sekundärrohstoffbranche geht mit verhaltenem Optimismus in das Jahr 2001 und erwartet eine Umsatzsteigerung von rund ein Prozent. Dies hat der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (bvse) jetzt in einer Konjunkturumfrage unter seinen mehr als 600 meist mittelständischen Mitgliedsfirmen mit insgesamt rund 50.000 Beschäftigten und einem Gesamtumsatz von 20 Milliarden Mark ermittelt.

„Zufriedenstellend“ konnten die mittelständischen Entsorger auch das vergangene Jahr mit einem Umsatzwachstum von rund drei Prozent geschäftlich beenden. "Damit ist das Jahr 2000 besser ausgefallen als die Unternehmen noch vor sechs Monaten prognostiziert hatten: Damals gingen die Mitglieder von einem Wachstum von lediglich zwei Prozent im Jahr 2000 aus", betonte bvse-Präsident Hans Jürgen Cierzon. Getragen wurde dieser Aufwärtstrend vor allem durch eine erhöhte Nachfrage in den Bereichen Altpapier, Altkunststoff und Altholz. So hätten die Unternehmen im Jahr 2000 erneut rund vier Prozent mehr Altpapier eingesammelt als 1999. Für 2001 prognostizieren die Unternehmen eine weitere Steigerung um drei Prozent. Nachdem 1999 insgesamt 12,94 Millionen Tonnen Altpapier eingesammelt wurden, dürfte laut Cierzon 2000 die Altpapiererfassung erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik auf mehr als 13 Millionen Tonnen gesteigert worden sein. Hiervon würden knapp 70 Prozent den bvse-Unternehmen zugerechnet.

Auch im Bereich Altkunststoffe konnten die bvse-Mitgliedsunternehmen im vergangenen Jahr die Erfassungsmenge "kräftig" um 5,5 Prozent steigern. Dies betrifft laut Cierzon sowohl die Kunststoffe aus dem Verpackungsbereich als auch die anderer Herkunftsbereiche. Die Zunahme der Erfassung wird sich nach der Umfrage auch in diesem Jahr mit einer prognostizierten Steigerung von mehr als drei Prozent fortsetzen. "Eine große Herausforderung sehen wir darin, rezykliertes Polyethylenterephthalat (PET) in neue Anwendungen zu bringen", betonte der bvse-Präsident. Der Anteil an PET nehme sprunghaft zu, so dass in kurzer Zeit neue Aufbereitungs- und Verwertungskapazitäten geschaffen werden müssten. Hier zeige sich, dass die innovativen mittelständischen Unternehmen sich der neuen Situation stellen würden und schnell wirtschaftliche Lösungen anbieten könnten.

Cierzon wies darauf hin, dass in den Jahren zuvor die Recyclingwirtschaft unter einer "lang anhaltenden Stagnation" gelitten habe: Seit 1996 hätten sich im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft die Umsätze nicht erhöht, so dass sich im Jahr 2000 auch ein Nachholbedarf bemerkbar gemacht hätte. Die insgesamt zufriedenstellende Konjunktur bei den Entsorgern im vergangenen Jahr habe sich auch auf die Beschäftigung ausgewirkt: So hätten die bvse-Mitglieder im Jahr 2000 ihren Mitarbeiterstamm "erstmals seit langem" um ein Prozent erhöhen können. Nach den vorläufigen Planungen soll die Anzahl der Beschäftigten in diesem Jahr auf diesem Niveau gehalten werden.

Der bvse wendet sich laut Cierzon entschieden gegen Pläne, die Überlassungspflichten für Abfälle an Kommunen auch auf verwertbare gemischte Gewerbeabfälle auszudehnen. "Der Bereich der kommunalen Daseinsvorsorge muss auf den Hausmüll begrenzt bleiben", forderte der bvse-Präsident ausdrücklich. "Sollten die Kommunen politische Rückendeckung für eine Ausdehnung der Überlassungspflichten erhalten, wäre dies ein schwerer Rückschlag für bereits errichtete Verwertungsanlagen der produzierenden Industrie und des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland".

Privatwirtschaftliche Verwertungspotentiale würden vernichtet, die Beseitigung hätte wieder Vorrang und die Entsorgungskosten würden steigen. Für Unternehmen gehe jeglicher Planungshorizont für Investitionen verloren; auch die Verbraucher würden irritiert von dem Schritt zurück ins Zeitalter der Wegwerfmentalität vergangener Jahrzehnte, so der bvse-Präsident.

Cierzon unterstrich, dass kommunale Aufgaben "in der Regel" über die Drittbeauftragung erfüllt werden sollten. "Dieser Vorrang muss gesetzlich festgeschrieben und von den Kommunen umgesetzt werden", forderte er weiter. Abweichungen sollten nur in "begründeten Ausnahmefällen" erlaubt werden. "Wir setzen uns weiterhin für eine Privatisierung der Märkte unter Wettbewerbsbedingungen ein", betonte der bvse-Präsident. Eine von anderen Branchenverbänden geforderte Liberalisierung lehne man jedoch strikt ab. Denn den Weg der Privatisierung wolle der bvse in Kooperation und nicht in Konfrontation mit den Kommunen gehen.

"Die Einführung eines Zwangspfandes und das bereits flächendeckend erfolgreich aufgebaute Glasrecyclingsystem müssen aufeinander abgestimmt werden", forderte Cierzon weiter, der sich dabei auf Ankündigungen von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen) bezog, eine unmittelbare Pfandpflicht für Einweggetränkeverpackungen aus Glas und anderen Materialien einzuführen. Er wies darauf hin, dass in Deutschland ein "vorbildliches und bewährtes" Altglasrecyclingsystem existiere: Mit den weltweit höchsten Erfassungsmengen von über 90 Prozent und Recyclingquoten von mehr als 80 Prozent habe sich das bisherige Recyclingsystem für Altglas als ökologisch und ökonomisch vorteilhaft erwiesen.

Die als Altglas-Einsammler und –Aufbereiter tätigen Mitgliedsunternehmen des bvse decken laut Cierzon 55 Prozent des bundesweiten Glasrecyclings ab. "In den letzten Jahren sind unsere Unternehmen der umweltpolitischen Zielführung einer ressourcenschonenden Kreislaufführung von Altglas gerecht geworden", betonte er. "Daher muss darauf geachtet werden, die erfolgreich funktionierende Sammlung und Aufbereitung von Altglas mit den Plänen einer Pflichtpfandlösung in Einklang zu bringen". In diesem Zusammenhang sprach er sich dafür aus, Einweg-Weinflaschen aus einer möglichen Pflichtpfandregelung herauszunehmen. Die Erfassung der Weinflaschen über die Rücknahmesysteme funktioniere nahezu vollständig. Da es bei Weinflaschen kein bundesweit etabliertes Mehrwegsystem wie bei Bier oder Wasser gebe, sei des weiteren durch eine Zwangsbepfandung von Weinen keine Lenkungswirkung zugunsten bestehender Mehrwegsysteme zu erwarten, unterstrich Cierzon.

Quelle und Kontaktadresse:
bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (BVSE) Achim Hallerbach, Pressesprecher Hohe Str. 73 53119 Bonn Telefon: 0228/988490 Telefax: 0228/9884999

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