IVD-Branchenbarometer: Mehr Umsätze erwartet, aber weniger Gewinne
(Berlin) - Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) hat heute in Berlin die Ergebnisse seiner repräsentativen Branchenumfrage zu den wirtschaftlichen Erwartungen für das Jahr 2016 vorgestellt. Befragt wurden die im Verband vertretenen Hersteller von In-vitro-Diagnostika (IVD). Sie bilden etwa 90 Prozent des deutschen Diagnostikamarktes ab.
Nach den ersten drei Quartalen 2015 schätzt der VDGH den deutschen IVD-Markt 2015 auf insgesamt 2,21 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Zuwachs von 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Das ist ein erfreuliches, wenngleich auch bescheidenes Wachstum", sagt der VDGH-Vorstandsvorsitzende Matthias Borst auf der heutigen Pressekonferenz. "Die Marktentwicklung in Europa stagniert. Hiervon hebt sich der deutsche Markt erstmals seit vier Jahren positiv ab. Aber im Vergleich zur gesamten deutschen Wirtschaft und mit Blick auf andere Medizintechnikbranchen ist das Wachstum in der Labordiagnostik flach." Positive Umsatzentwicklungen sieht der VDGH vor allem in der Immunochemie und in der Infektionsimmunologie. Die Mikrobiologie verliert dagegen ihre Rolle als Wachstumstreiber. Weiterhin unbefriedigend ist die Entwicklung in der klinischen Chemie (Labor), wo die Umsätze aufgrund des starken Preisverfalls um sechs Prozent zurückgehen.
Positiv fällt das IVD-Stimmungsbarometer für 2016 aus. Es zeigt die Einschätzung, wie sich die wirtschaftliche Situation des eigenen Unternehmens entwickeln wird: "Für 2016 gehen 47 Prozent der Unternehmen von einer Verbesserung der Situation aus. Ein fast gleich großer Teil (42,9 Prozent) erwartet, dass die wirtschaftliche Lage des Unternehmens gleich bleibt. Nur ein Zehntel der Befragten (10,2 Prozent) prognostiziert eine Verschlechterung. Das IVD-Branchenbarometer 2016 ist somit gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert geblieben", erklärt Borst.
Bei den Umsatz- und Gewinnerwartungen 2016 hat der Verband eine nach Umsatzgröße gewichtete Auswertung vorgenommen. Die Umsatzerwartungen fallen optimistisch aus, in der Dimension sogar überraschend positiv. Über 80 Prozent der Unternehmen erwarten Zuwächse. Die Gewinnerwartungen bleiben allerdings dahinter deutlich zurück. Hier sind es zusammengenommen knapp 40 Prozent, die von gleichbleibenden oder rückläufigen Gewinnen im Jahr 2016 ausgehen. Der VDGH-Chef kennt die Hauptursache: "Zunehmender Preisdruck im Markt lässt die Margen sinken. Dahinter stehen flächendeckende Quotierungen und abgesenkte Erstattungen für Laborleistungen in den ärztlichen Vergütungssystemen."
Für 2016 ist ein leichter Beschäftigungszuwachs in der IVD-Branche zu erwarten. 40 Prozent der befragten Unternehmen wollen mehr Personal einstellen, rund ein Viertel der Unternehmen plant eine Verringerung der Beschäftigtenzahl. Fachkräftemangel ist inzwischen auch in der Diagnostikabranche ein wichtiges Thema: Während 2014 knapp 35 Prozent der befragten Unternehmen Fachkräftemangel anzeigten, sehen für 2016 bereits fast zwei Drittel (63,3 Prozent) den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften als relevantes Problem. Besonders gefragt sind Mitarbeiter im Kundendienst, Verkauf und Marketing.
Die IVD-Branche zeigt sich nach der aktuellen Erhebung weiter als eine der innovativsten in Deutschland. Messgröße hierfür ist der Anteil der Beschäftigten in der Forschung und Entwicklung (F&E): Der Anteil liegt konstant bei mehr als 12 Prozent. Zudem fließen 10,7 Prozent der Umsätze in die Forschung und Entwicklung. Die IVD-Branche liegt damit an zweiter Stelle hinter der Pharmaindustrie (13,8 Prozent) und noch vor dem Fahrzeugbau und der Elektrotechnik.
Bei der Investitionsplanung zeigt die aktuelle Branchenumfrage des VDGH insgesamt ein stabiles Ergebnis. Rund 38 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen erhöhen (Vorjahr: 40 Prozent). Mehr als die Hälfte der Befragten geht von einem unveränderten Investitionsniveau für 2016 aus. Bei den Forschungsinvestitionen hat sich das Bild gegenüber dem Vorjahr geändert. Zwar gibt es weiterhin keine Signale für Deinvestitionen. Jedoch ist der Anteil der Firmen, die ihre Forschungsinvestitionen ausbauen wollen, um 14 Prozentpunkte auf nun 41 Prozent abgesunken. "Ein Grund dafür sind langwierige und intransparente Bewertungsverfahren zur Aufnahme von innovativen Laborleistungen in die gesetzliche Regelversorgung. Dies wird von unseren Unternehmen immer wieder als ein Markthemmnis genannt", so Borst. "Mit dem GKV-Versorgungsstrukturgesetz sehen wir jedoch den Willen des Gesetzgebers, an diesem Punkt Verbesserungen vorzunehmen."
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