Italien/G8-Gipfel: amnesty international fordert unabhÀngige Untersuchungskommission
(Bonn) - In einem Brief an den italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi hat amnesty international die Einrichtung einer unabhĂ€ngigen Untersuchungskommission gefordert, die Menschenrechtsverletzungen durch SicherheitskrĂ€fte wĂ€hrend des G8-Gipfels in Genua aufklĂ€ren soll. "Die Berichte von Zeugen und Verletzten geben Anlass zu ernsthafter Besorgnis. Die VorfĂ€lle mĂŒssen deshalb zĂŒgig und vollstĂ€ndig aufgeklĂ€rt werden", erklĂ€rte die Menschenrechtsorganisation.
Nach den Berichten, die amnesty international bisher vorliegen, zeichnet sich ein Bild ab, das geprĂ€gt ist von unangemessener Anwendung von Gewalt selbst gegen friedliche Demonstranten, Misshandlungen von Inhaftierten durch SchlĂ€ge mit Gewehrkolben und Schlagstöcken sowie ungerechtfertigten EinschrĂ€nkungen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit bereits bei der Einreise. So ist eine Gruppe griechischer Demonstranten bereits im Hafen von Ancona zurĂŒckgewiesen worden. Dabei ist es nach Angaben der Betroffenen zu gewalttĂ€tigen Ăbergriffen der SicherheitskrĂ€fte auf die Reisenden gekommen.
Bei einer Razzia auf ein Quartier des Genoa Social Forums wurden zahlreiche Personen verletzt. Rund 20 von ihnen mussten anschlieĂend auf Tragen aus dem GebĂ€ude gebracht werden. In einigen FĂ€llen war eine Krankenhausbehandlung notwendig. DarĂŒber hinaus kam es in vielen FĂ€llen zu willkĂŒrlichen Festnahmen. HĂ€ufig wurden den Inhaftierten grundlegende Rechte wie Kontakt zu einem Anwalt oder  bei auslĂ€ndischen Gefangenen - zu Konsulatsbeamten des Heimatlandes sowie medizinische Versorgung vorenthalten.
Angesichts der Schwere der VorwĂŒrfe gegen die italienischen SicherheitskrĂ€fte und der internationalen Bedeutung ist es unwahrscheinlich, dass polizeiliche Ermittlungen allein zu befriedigenden Ergebnissen fĂŒhren. "Die AufklĂ€rung der Ăbergriffe durch eine unabhĂ€ngige Kommission sichert nicht nur die berechtigten Interessen der Opfer, sondern dient auch dazu, unbeteiligte SicherheitskrĂ€fte vor ungerechtfertigten Anschuldigen zu schĂŒtzen", betonte amnesty international.
Die Untersuchungskommission sollte aus anerkannten und unabhĂ€ngigen Fachleuten bestehen und mit weit gehenden Kompetenzen ausgestattet sein. So muss die Kommission in der Lage sein, Aussagen sowohl von mutmaĂlichen Opfern wie von Polizisten und GefĂ€ngnisbeamten zu erheben. Besonders wichtig ist dabei, dass Aussagewillige vor BelĂ€stigungen und EinschĂŒchterungen wirksam geschĂŒtzt werden. Der Umfang der Untersuchungen, die Methoden und die Ergebnisse der Ermittlungen sollten veröffentlicht werden. DarĂŒber hinaus sind Zwischenberichte notwendig, um die zĂŒgige Einleitung von weiteren Untersuchungs- und Disziplinarverfahren zu ermöglichen.
amnesty international weist darauf hin, dass die Organisation bereits im Vorfeld des Gipfels an den italienischen Innenminister geschrieben hatte mit der dringenden Bitte, sicherzustellen, dass die wĂ€hrend des Gipfels eingesetzten SicherheitskrĂ€fte ĂŒber die relevanten Menschenrechtsstandards informiert werden und diese jederzeit beachten. "Wir haben die italienischen Behörden jetztgebeten, uns mitzuteilen, welche Anweisungen und Informationen ĂŒber relevante Menschenrechtsstandards die Beamten in der Vorbereitung auf den G8-Gipfel erhalten haben", so amnesty international.
Quelle und Kontaktadresse:
amnesty international Sektion der BRD e.V., Gst. Bonn
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