Pressemitteilung | Hochschulrektorenkonferenz (HRK)

Investitionen in Hochschulen sind Investitionen in die europäische Zukunft

(Bonn) - Grundlegend positiv bewertet hat der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Professor Dr. Peter Gaehtgens, die Ergebnisse der Konferenz der europäischen Bildungsminister am 19. September in Berlin. Gaehtgens zeigte sich erfreut über die Festlegung konkreter Ziele für die kommenden zwei Jahre, in denen auf das gestufte Studiensystem, die Anerkennung von Studienleistungen und –abschlüssen und die Qualitätssicherung besonderes Augenmerk gelegt werden soll. "Es unterstreicht die Ernsthaftigkeit des Vorhabens von Bologna, dass 2005 beim Ministertreffen in Oslo von allen beteiligten Ländern ausführliche Berichte über die Fortschritte in diesen Bereichen gefordert werden. Das erzeugt den heilsamen Druck, der helfen wird, das Ziel in 2010 zu erreichen."

Auch Deutschland gehöre zu den Ländern, die bis dahin noch große Anstrengungen vor sich hätten: "Jetzt ist der Zeitpunkt, das deutsche Hochschulsystem in die europäische Zukunft zu katapultieren", sagte der HRK-Präsident. "Dazu brauchen wir freilich nicht nur die Wissenschaftsminister, sondern auch die Finanz- und Innenressorts. Die Berlin-Deklaration verpflichtet die Länder auf angemessene Studienbedingungen und die sind – beispielsweise zur Behebung unserer Schwächen bei der Betreuung der Studierenden angesichts der wachsenden Überlast im Lehrbetrieb - nicht zum Nulltarif zu haben. Als erstes klares Signal dafür, dass die Botschaft bei Regierungen und Parlamentariern angekommen ist, sollten Hochschulausgaben in den Länderhaushalten künftig als Investitionen und nicht mehr als konsumtive Ausgaben ausgewiesen werden", so Gaehtgens. "Auch die Idee, solche Ausgaben der EU-Staaten nicht in die Berechnung der Maastrichter Stabilitätskriterien einzubeziehen, wäre eine deutliches Zeichen dafür, dass die Bekenntnisse zur Priorität von Bildung und Wissenschaft in reale Politik umgesetzt werden. Die begrüßenswerte Erklärung der Bildungsminister, dass der Europäische Hochschulraum und der Europäische Forschungsraum gemeinsam entwickelt werden müssen, zeigt die Bereitschaft, ressortübergreifend zu denken und zu handeln. Hier erwarten wir insgesamt klare Initiativen bis zur nächsten Konferenz in Oslo, die wir unterstützen werden, wo immer das möglich ist."

Der HRK-Präsident verwies auch darauf, dass Bachelor- und Masterstudiengänge in Deutschland noch nicht entschlossen genug eingeführt und zu gering nachgefragt würden. "Die jungen Leute sind verunsichert", erklärte Gaehtgens. "Die große Mehrheit setzt noch auf das Bekannte, Bewährte. Solange es das Nebeneinander in ganzer Breite gibt, wird es uns nicht gelingen, die europäischen Abschlüsse als das Zukunftsmodell, das sie sind, zu vermitteln. Die Hochschulen müssen das in den kommenden beiden Jahren entschlossen in Angriff nehmen. Unterstützung brauchen sie dabei vor allem von den Arbeitgebern - nicht nur von deren Verbänden, sondern von den Leitungen und Personalentscheidern auch der kleinen und mittleren Betriebe." Gaehtgens appellierte an die Hochschulen, den von der HRK im Juli 2003 gefassten Beschluss umfassend umzusetzen und die traditionellen Magister-, Diplom- und Staatsexamensstudiengänge bis auf begründete Ausnahmen durch Bachelor- und Masterprogramme zu ersetzen. Er appellierte auch an die Länder, die Umsetzung der Reform nicht durch allzu kleinteilige Gestaltungsvorgaben und fortschreitende Kürzungen der Hochschulhaushalte zu gefährden: „Wir geraten sonst in die Gefahr, das Schlusslicht der europäischen Reformbemühungen zu werden.“

Der HRK-Präsident begrüßte, dass sich die Berlin-Konferenz so nachdrücklich für Qualitätssicherungssysteme im Europäischen Hochschulraum ausgesprochen habe und stellte fest, dass hierzu in Deutschland bereits Wesentliches erreicht sei. „Insbesondere um die Qualitätskriterien müssen wir uns jedoch noch kümmern.“ In diesem Zusammenhang forderte der HRK-Präsident eine zügige Intensivierung der europäischen Zusammenarbeit sowie der Abstimmung zwischen den nationalen und regionalen Verbünden und Agenturen. „Der Bologna-Prozess steht und fällt mit der Qualitätssicherung“, so Gaehtgens, „und die europaweite Abstimmung über Verfahren und Kriterien sollte bis Oslo in trockenen Tüchern sein.“ Hinsichtlich der Anerkennung von Studienzeiten und -abschlüssen, appellierte der HRK-Präsident an die Bundesregierung, möglichst rasch die Lissabon Konvention zur Anerkennung im Hochschulbereich zu ratifizieren. Die HRK sei bereit, an der von den Ministern geforderten Ausarbeitung von Qualifikationsrahmenwerken, sowohl auf nationaler wie auf europäischer Ebene, mitzuwirken.

Quelle und Kontaktadresse:
Hochschulrektorenkonferenz (HRK) Ahrstr. 39, 53175 Bonn Telefon: 0228/8870, Telefax: 0228/887110

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