Internetseite informiert über negative Auswirkungen einer Positivliste
(Wiesbaden) - Fachleute von Tierorganisationen halten die sogenannte "Positivliste" für keine gute Idee, um den Tierschutz in der Heimtierhaltung zu fördern. Das zeigen zahlreiche kritische Stellungnahmen von Züchter-, Artenschutz- und Tierarztverbänden, Tierschutzorganisationen, Tierhalterverbänden und Institutionen der Heimtierbranche, die auf der Website www.tierwohl-statt-heimtierverbot.de veröffentlicht sind.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte in den vergangenen Monaten mehrmals öffentlich die Einführung einer Positivliste in Europa oder auch national zur Regelung der Heimtierhaltung befürwortet. Damit löste er eine Debatte unter Tierhalterinnen und Tierhaltern, Politikerinnen und Politikern sowie Tierorganisationen aus. Um die sogenannte Positivliste als Regulierungsinstrument zu bewerten, sind Kenntnisse über die Heimtierhaltung in Deutschland, über Erfahrungen in anderen Ländern sowie über mögliche Konsequenzen essentiell.
Unter dem Motto "Tierwohl statt Heimtierverbot" hat der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF) deshalb eine Informationsseite www.tierwohl-statt-heimtierverbot.de erstellt. Sie beschäftigt sich mit häufigen Fragen zur Positivliste, mit Erfahrungen von Tierschützern, Tierärzten und Tierzüchtern, mit der Haltung von exotischen Heimtieren und Vorschlägen für die Verbesserung des Tierwohls im Heimtierbereich.
Was bedeutet eine sogenannte Positivliste?
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird unter einer sogenannten Positivliste eine Liste mit solchen Tieren verstanden, deren Haltung, Zucht und Verkauf erlaubt ist. Alle Heimtiere sind demnach zunächst verboten. Eine Positivliste erlaubt im zweiten Schritt nach einer Bewertung eine begrenzte Anzahl von Heimtierarten.
Alle Tierfreunde müssten also damit rechnen, dass sie nach Einführung einer Positivliste bestimmte Heimtiere zukünftig nicht mehr halten dürften.
Kritische Stellungnahmen von Tierorganisationen
In einer Rubrik haben Tierorganisationen ihre Stellungnahmen veröffentlicht, darunter neben dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF) die Bundestierärztekammer e.V. (BTK), der Bundesverband für fachgerechten Natur-, Tier- und Artenschutz (BNA), die Citizen Conservation Foundation gGmbH, die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde DGHT e.V., der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH), die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT), der Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA), der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH), die Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht (AZ) e.V., der Wildgehege Verband e.V. und die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V.
Die Expertinnen und Experten lehnen die Einführung einer Positivliste aus unterschiedlichen Gründen ab: Eine Positivliste wird als unverhältnismäßige Maßnahme angesehen, die weder mit dem EU-Recht noch mit dem Deutschen Grundgesetz in Einklang zu bringen wäre. Andere betonen, dass sie nicht mehr Tierschutz in der Heimtierhaltung bringen würde, da Tierschutzprobleme bei allen Heimtierarten vorkommen können, sowohl bei beliebten als auch bei selten gehaltenen Arten. Eine Positivliste wird abgelehnt, weil sie zu unerwünschten Folgen durch den Erwerb von Tieren aus unkontrollierten Quellen und in der Folge zu Tierschutzproblemen bei der Haltung von Tieren außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung führen könnte. Genannt werden auch der mögliche Verlust von Wissen und damit die Behinderung von ex-situ-Arterhaltungszuchten. Eine Auswahl der Arten für die Positivliste sei zudem wissenschaftlich nicht begründbar.
Vorschläge zur Förderung des Tierwohls
Der Vorschlag, eine Positivliste einzuführen, ist durch den Wunsch motiviert Tierleid zu vermeiden. Der ZZF teilt das Anliegen und hat deshalb unter https://www.zzf.de/positionen/tierwohl-statt-heimtierverbot/unsere-vorschlaege Vorschläge für die Förderung einer tierschutzgerechten Heimtierhaltung veröffentlicht.
Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (ZZF)
Antje Schreiber, Pressesprecherin
Mainzer Str. 10, 65185 Wiesbaden
Telefon: (0611) 447553-0, Fax: (0611) 447553-33