Internationaler Tag der Sozialen Arbeit: Jahrlanges politisches Versagen führt zu Problemen bei Kindern, Jugendlichen, Familien und Beschäftigten
(Berlin) - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert, dass ein jahrelanges Versagen der Politik auf dem Rücken der Kinder, Jugendlichen, Familien und Beschäftigten in Jugendämtern, Jugendhilfeeinrichtungen und Inobhutnahmestellen ausgetragen wird: Kinder, Jugendliche und Familien können nicht intensiv genug betreut werden und die Beschäftigten sind stark überlastet, weil jahrzehntelang mit Personalschlüsseln gearbeitet wird, die gerade die notwendigsten sozialen Dienstleistungen ermöglichten.
"Nun kollabiert dieses auf Kante genähte System", betont die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. "Durch die Coronapandemie sind die Problemlagen der Familien, Kinder und Jugendlichen komplexer geworden und sie benötigen eine intensivere Begleitung bei ihren Problemen. Dass sie diese Unterstützung nicht bekommen, weil es viel zu wenig Beschäftigte gibt, ist eine Katastrophe." Behle wies darauf hin, dass es gleichzeitig eine wachsende Fachkräftelücke in der Sozialen Arbeit gebe, die der Fachkräftelücke im Arbeitsfeld Kita ähnelt. Laut Bundesagentur für Arbeit besteht bundesweit eine Fachkräftelücke von 20.578 Personen. Dies führt zu einer Vielzahl von offenen und oft nicht mehr nachzubesetzenden Stellen. Die Beschäftigten berichten von Überforderung, Überlastung, Erkrankungen und starker Fluktuation in den Teams.
Zahlreiche Studien belegen diese Situation und weisen ein hohes Burnout-Risiko nach. Die belastende Situation wirkt sich massiv auf die psychische Belastung der Beschäftigten in der Sozialen Arbeit aus.
Als besonders emotional belastend beschreiben die Beschäftigten, dass sie die Kinder und Jugendlichen nicht so unterstützen können, wie es fachlich und menschlich angemessen wäre. In den Jugendämtern müssen die "Fälle" nach Dringlichkeit sortiert werden, in Obhut genommene Kinder und Jugendliche schlafen in den Büros oder werden in Hotels untergebracht und in den Kinderschutzhäusern, die eigentlich nur für einen kurzen Aufenthalt vorgesehen sind, verbringen die Kinder und Jugendlichen oft ein Jahr oder länger. Das zermürbt sowohl die Betroffenen als auch die Beschäftigten auf Dauer und veranlasst viele, sich auf die Suche nach anderen Arbeitsplätzen zu begeben.
"Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass diese Problematik von der Politik und Öffentlichkeit weitgehend ignoriert wird", so Christine Behle. "Es geht um nichts Geringeres als den Schutz von Kindern - Wir wollen nicht erst auf Tragödien warten, bis sich etwas an dieser prekären Situation ändert!"
Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen und Lösungswege zu finden, lädt ver.di anlässlich des Internationalen Tages der Sozialen Arbeit zu diversen Veranstaltungen ein. Dabei soll über die Arbeitsbedingungen diskutiert und Strategien entwickelt werden, um Politik und Arbeitgeber zum Handeln zu bewegen.
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