Internationaler Tag der Menschenrechte: Reporter ohne Grenzen verleiht Menschenrechtspreis in Paris
(Berlin) - Jedes Jahr zum internationalen Tag der Menschenrechte vergibt Reporter ohne Grenzen in Paris einen internationalen Menschenrechtspreis. Geehrt werden Journalistinnen und Journalisten, die sich unter extrem schwierigen Bedingungen für Pressefreiheit einsetzen. Zum ersten Mal wird in diesem Jahr zusätzlich ein Medium und ein Menschenrechtler für ihr Engagement für die Pressefreiheit ausgezeichnet. Der Preis ist mit je 2.500 Euro dotiert.
Die Bekanntgabe der Preisträger erfolgt am 10. Dezember während einer Pressekonferenz um 11:00 a.m in Paris, Hotel Espace EDF Electra, 6, rue Récamier - Paris 7th (Metro Sèvres-Babylone - Boucicaut Car Park).
In der Kategorie Journalistinnen / Journalisten sind in diesem Jahr nominiert:
Ricardo Gonzáles (Kuba): Er gehört zu den 26 unabhängigen Journalisten, die im März 2003 verhaftet wurden. Am 4. April verurteilte ihn ein Gericht zu 20 Jahren Gefängnis. Seit 1998 berichtet der ehemalige Drehbuchautor des Staatsfernsehens für ROG über die Lage der Pressefreiheit in Kuba. Zusammen mit Raúl Rivero engagiert er sich für die Ausbildung und formelle Anerkennung unabhängiger Journalisten. Er gehört zu den Gründern des unabhängigen Magazins De Cuba.
Ludu Daw Amar (Birma): »Ich gebe nicht so schnell auf, weil ich Unrecht nicht ertrage«, sagt die 88-Jährige. Ihre populäre Zeitung LuDu wurde verbrannt, zensiert, schließlich 1967 verboten. Ludu Daw Amar fügt sich bis heute nicht in das von der Militärjunta verordnete Schweigen. Sie schreibt über Zensur, Aids und soziale Probleme in Birma. Im Mai dieses Jahres beweist sie wieder Mut: Sie protestiert in Interviews mit internationalen Radiosendern gegen den Hausarrest der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi.
Ali Lmrabet (Marokko): Wegen seiner regierungskritischen Wochenblätter mit den frechen Karikaturen war Ali Lmrabet schon mehrfach Einschüchterungsversuchen ausgesetzt. Seine Publikationen wurden zensiert, er selbst zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Im Mai 2003 kommt es wieder zum Prozess. Lmrabet wird wegen »Verunglimpfung des Königs« und wegen seiner Kritik an der marokkanischen Besetzung der Westsahara angeklagt und zu vier Jahren Haft verurteilt. Trotz massiver internationaler Proteste legt ein Berufungsgericht das Urteil endgültig auf drei Jahre fest. Die Hoffnung auf mehr Pressefreiheit unter dem jungen König Mohammed VI. ist damit vorerst unter dem Vorwand des Anti-Terrorkampfes begraben . Ali Lmrabet ist seit 30. November zum zweiten Mal im Hungerstreik, um gegen seine Inhaftierung zu protestieren. Er ist gesundheitlich sehr instabil.
Gao Qinrong (China): Die Linie der kommunistischen Partei zu kritisieren ist ein riskantes Unternehmen in China. 1998 hatte sich Gao Qinrong, Journalist und Parteimitglied, mit einem prestigeträchtigen Bewässerungsprojekt beschäftigt und dabei eklatantes Missmanagement festgestellt. In der Parteizeitung warf er den lokalen Verantwortlichen vor, sich mit dem Projekt auf Kosten der Bauern zu bereichern. Dafür wurde er zu 13 Jahren Haft verurteilt. Gao Qinrong ist nach vier Jahren Haft körperlich und psychisch ausgelaugt.
Quelle und Kontaktadresse:
Reporter ohne Grenzen
Skalitzer Str. 101, 10997 Berlin
Telefon: 030/6158585, Telefax: 030/6145649