Internationaler Park(ing) Day am 21. September: Parkplätze werden zu Parks
(Berlin) - Am Freitag, den 21.09.2018 ist internationaler Park(ing) Day. Auf der ganzen Welt verwandeln Menschen Autoparkplätze in spontane Parks. Auch in Berlin ziehen Künstler, Aktivisten und engagierte Anwohner an zahlreichen Orten Parktickets und beleben mit kreativen Aktionen den öffentlichen Raum, der sonst von Autos besetzt wird. Für 11 Uhr laden ADFC Berlin, VCD Nordost und autofrei leben! zu einer zentralen Aktion in der Akazienstraße in Schöneberg (Ecke Belziger Straße).
Postkarten malen in Schöneberg, Pop-Up-Spielplatz in Treptow-Köpenick und Fahrrad-Kino am Böhmischen Platz: An mehr als zehn Orten in Berlin werden am Freitag, 21. September statt Autos am Straßenrand plötzlich kleine Gärten, Wohnzimmer, Spielplätze oder Bühnen stehen. Bürgerinnen und Bürger ziehen ein Parkticket, doch statt eines Autos steht auf dem Parkplatz für einen Tag ein kleiner Park. Mit der Aktion machen die Menschen auf den enormen Flächenverbrauch von Autos in Städten aufmerksam.
Der ADFC Berlin geht von rund 1,5 Millionen Parkplätzen im öffentlichen Straßenland Berlins aus, das entspricht einer Fläche von etwa 2.000 Hektar. Die Fläche aller Parkplätze übersteigt die Fläche aller Kinderspielplätze in der Stadt also um das Zehnfache. Im Durchschnitt steht ein Auto 23 Stunden am Tag ungenutzt auf dem Parkplatz.
"Parkplätze im öffentlichen Raum müssen zurückgebaut werden, denn der Platz ist zu knapp und zu wertvoll, um dauerhaft von Autos besetzt zu werden", fordert Heiko Bruns vom Verein autofrei leben!.
Berlin leistet sich sogar den Luxus, dass in großen Teilen der Innenstadt noch nicht mal eine Parkraumbewirtschaftung stattfindet. Wo Parktickets nötig sind, liegen die Preise unter dem europäischen Durchschnitt. Während in London eine Stunde Parken durchschnittlich 5,60 Euro kostet, sind es in Berlin nur drei Euro. Ein Anwohnerparkausweis kostet pro Jahr in Stockholm 827 Euro, in Kopenhagen 535 Euro, in Zürich 300 Franken - in Berlin ist er für 10,20 Euro zu haben.
"Berlin verschleudert seinen öffentlichen Raum zu Schnäppchenpreisen. Obwohl mehr als 40 Prozent der Haushalte ohne Auto leben, werden enorme Flächen für private Pkw reserviert. Dort, wo Kinder spielen könnten, Kaffee getrunken oder Stadtgrün wachsen könnte, steht parkendes Blech. Gleichzeitig stehen Parkhäuser an vielen Ecken leer", kritisiert ADFC-Landesvorsitzende Eva-Maria Scheel.
Evan Vosberg, stellvertretender Landesvorsitzender des ADFC Berlin, ergänzt: "Wenn es für eine Familie günstiger ist, mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren und dort zu parken, als ein Ticket bei der BVG zu lösen, läuft etwas gewaltig schief. Statt kostbaren Platz an Autos zu verschenken, muss Radfahren und ÖPNV attraktiver gemacht werden - nur so entlasten wir die Stadt von überbordenden Kfz-Lawinen."
Neben der Reduzierung der Parkplätze fordern ADFC Berlin, autofrei leben! und der VCD Nordost deshalb flächendeckende Parkraumbewirtschaftung innerhalb des S-Bahnrings zu Gebühren auf europäischem Niveau. Die Einnahmen könnten in die Förderung der Radinfrastruktur und des ÖPNV sowie in die Aufwertung des öffentlichen Raums fließen.
Heiner von Marschall, Landesvorsitzender des VCD Nordost erklärt: "Verkehrswende heißt auch, Straßen als öffentlichen Raum für Menschen zurück zu erobern. Urbane Plätze müssen mehr sein als Kreuzungspunkte des Autoverkehrs, sondern Sicherheit und Aufenthaltsqualität für alle bieten."
Die Verbände kritisieren außerdem, dass Parkverstöße kaum geahndet werden und Parksünder nur niedrige Bußgelder befürchten müssen. Auch hier liegt Deutschland mit 20 Euro pro Verstoß (für das Parken auf Geh- und Radwegen) im internationalen Vergleich weit hinter anderen europäischen Staaten, wo Parkverstöße oftmals mehr als 100 Euro kosten. Falschparker gefährden nicht nur oft Fußgänger und Radfahrer, sondern sorgen auch dafür, dass Fahrzeuge des Liefer- und Wirtschaftsverkehrs in zweiter Reihe halten müssen und Staus und Verkehrschaos verursachen.
Heiko Bruns von autofrei leben!: "An den läppischen Bußgeldern zeigt sich die Privilegierung des Autos in Deutschland: Wer falsch parkt und damit andere gefährdet, zahlt 20 Euro - wer in Berlin schwarz in der U-Bahn fährt, zahlt 60 Euro."
Um 11 Uhr laden ADFC, VCD und autofrei leben! zusammen mit BUND und vielen anderen zu einer zentralen Aktion in der Akazienstraße in Schöneberg (Ecke Belziger Straße) ein und stehen für Gespräche zur Verfügung.
Auf dem Böhmischen Platz in Neukölln beginnt abends bei Einbruch der Dunkelheit das KLAK Fahrradkino. Der Strom für das Abspielen verschiedener Kurzfilme rund um das Thema Umwelt und Fahrrad wird dabei selbst erradelt.
Hier gibt es eine Ãœbersicht weiterer Aktionen zum Park(ing) Day in Berlin: https://www.parking-day-berlin.de/parks-in-berlin/parks-2018/.
Ãœber den Park(ing) Day
Der Park(ing) Day wurde 2005 erstmals von Aktivisten in San Francisco ins Leben gerufen und findet seitdem an jedem dritten Freitag im September statt. Aktionen finden neben Berlin in zahlreichen anderen Großstädten in Deutschland und der ganzen Welt statt. In Berlin beteiligen sich neben dem ADFC-Landesverband, autofrei leben e.V. und dem VCD Nordost auch zahlreiche andere Gruppen an den Aktionen, darunter das KLAK Fahrradkino, BUNDJugend, Grüne Liga, Bündnis 90/Grüne, fahrradfreundliche Netzwerke und ADFC-Stadtteilgruppen.
Parkplätze dürfen nicht nur mit dem Auto genutzt werden, sondern auch mit anderen Fahrzeugen wie Fahrrädern. Wer einen Park eröffnen möchte, zieht je nach Regelung ein Parkticket, nutzt eine Parkuhr oder stellt das Fahrrad einfach auf einem freien Parkplatz ab.
Quelle und Kontaktadresse:
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V. (ADFC)
Pressestelle
Mohrenstr. 69, 10117 Berlin
Telefon: (030) 20914980, Fax: (030) 209149855
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