Insolvenzen, Umsatz- und Beschäftigungsrückgänge zu erwarten
(Kulmbach) - "Im verflixten 7. Jahr der Baurezession ist das bayerische Zimmerer- und Holzbaugewerbe nun leider auch mit von der Partie, " sagte Georg König, Präsident der Verbände des Bayerischen Zimmerer- und Holzbaugewerbes (VBZH), bei der Festveranstaltung anlässlich des Bayerischen Zimmerer- und Holzbaugewerbetags 2001 am 12. Oktober in Kulmbach.
Trotz eines derzeitigen Auftragsbestandes von 2,2 Monaten im bayerischen Durchschnitt sei die wirtschaftliche Lage nicht rosig aufgrund der lang andauernden Auftragsdürre im ersten Halbjahr 2001 und der unkontrollierbaren Konkurrenz von außen und mittlerweile auch von innen. König: "Wir werden 2001 nicht nur einen Beschäftigungs- und Umsatzrückgang hinnehmen müssen, sondern, was viel schmerzlicher ist, auch steigende Insolvenzzahlen." Als Resultat der rückläufigen Baugenehmigungen und des damit einhergehenden Rückgangs auch im Segment des Ein- und Zweifamilienhausbaus rechnet König mit einem Minus beim Umsatz zwischen 5 und 7 % und bei den Beschäftigten von 4 %.
Erfreulich sei, dass sich 2001 fast 970 Jugendliche für die Ausbildung im bayerischen Zimmererhandwerk entschieden hätten, auch wenn nicht alle Ausbildungsplätze besetzt worden seien.
König äußerte sich kritisch, dass in Bayern ? im Gegensatz zu anderen Bundesländern ? die handwerkliche Meisterprüfung immer noch nicht als Hochschulreife anerkannt werde. Eine Gleichstellung sei unumgänglich im Interesse eines flexiblen Berufslaufbahnkonzeptes.
König forderte eine schnelle Umsetzung der Tariftreueerklärung und des Vergabegesetzes auf Bundesebene und eine konsequente Einhaltung der Tariftreueregelung und des Vergabegesetzes in Bayern. Besonders in den fränkischen Grenzregionen würden Bauaufträge durch Kommunen vergeben, die nur auf 50 % des ortsüblichen Lohnes basierten. König: "Wer Gesetze erlässt, sollte auch dafür sorgen, dass sie eingehalten werden."
Politische Aktion forderte König auch im Zusammenhang mit der illegalen Tätigkeit der landwirtschaftlichen Betriebs- und Maschinenringe bzw. der vorgeschalteten, bayernweit agierenden Maschinenring GmbH. Sie biete trotz eines gesetzlichen Arbeitnehmerüberlassungsverbots qualifizierte Arbeitskräfte und Hilfskräfte an. Die Maschinenring GmbH müsse wie ein normaler Arbeitgeber behandelt und denselben Kontrollen auf Einhaltung der Mindestlöhne, Abführung der Steuern und Sozialausgaben unterliegen und dürfe nicht länger mit Steuergeldern subventioniert werden.
König wiederholte seine Forderung nach einer Senkung des Regelmehrwertsteuersatzes von 16 auf 5 % für arbeitsintensive Leistungen. Die Beispiele Belgiens, Frankreichs und Luxemburg zeigten, dass damit die Schattenwirtschaft deutlich reduziert, wenn nicht ganz ausgelöscht werden könnte. Bereits bei einer Reduzierung der Schwarzarbeit um 100 Mrd. DM aufgrund einer Mehrwertsteuerreduzierung werde es in Deutschland 540.000 Arbeitslose weniger und 10 Mrd. DM mehr an Steuer- und Sozialabgabeneinnahmen geben. Bei der vollen Wirksamkeit seien es 3,4 Millionen Arbeitslose weniger und 140 Mrd. DM mehr in den Kassen.
Als überzog en bezeichnete König den gesetzlichen und tariflichen Kündigungsschutz im Baugewerbe. Im Gegensatz zu den Bauaktiengesellschaften entschieden sich die Zimmerer- und Holzbaubetriebe meist viel zu spät zu Kündigungen, um ihre Belegschaft den betriebswirtschaftlichen Erfordernissen anzupassen. Ein erweiterter Arbeitsplatzschutz müsse daher nicht mit der IG Bauen ? Agrar ? Umwelt verhandelt werden. Es sei ein Skandal, dass mit Zustimmung der gewerkschaftlichen Aufsichtsräte bei den Bau-Aktiengesellschaften Haustarife abgeschlossen würden, die die geltenden und allgemeinverbindlichen Tarifverträge der Bauwirtschaft in vielen Punkten unterschritten und damit Wettbewerbsvorteile für die Bau-Multis brächten.
Quelle und Kontaktadresse:
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