Insolvenz der MV Werften Unternehmensgruppe: Jetzt die Chancen nutzen
(Hamburg) - Die gestrige Nachricht zur Insolvenz der MV Werften Unternehmensgruppe trifft die Menschen an den betroffenen Standorten schwer, ebenso wie die gesamte Industrie. Die Sorgen um die Zukunft haben sich mit diesem Schritt noch einmal verschÀrft.
Der Einstieg von Genting im Jahr 2016 war ein GlĂŒcksfall fĂŒr das Land. Die Mitarbeiterzahlen stiegen stark an, groĂe Investitionen an allen drei Ostsee-Standorten wurden angeschoben und realisiert. Dennoch bedeutete das Vorhaben von Anbeginn eine groĂe Herausforderung: den erfolgreichen Einstieg in den Markt fĂŒr eines der komplexesten Produkte der herstellenden maritimen Industrie zu schaffen. Mit Ablieferung der Crystal Endeavour wurde unter Beweis gestellt, dass der Aufbau der dafĂŒr erforderlichen FĂ€higkeiten auf gutem Wege war, doch Corona zog Genting den Teppich unter den FĂŒĂen weg. Seit zwei Jahren wurde alles versucht, um die Krise zu ĂŒberstehen und wieder in die Spur zu kommen. Dass dabei stets am Fokus "Kreuzfahrtmarkt" festgehalten wurde, ist nachvollziehbar - Genting ist ein Unterhaltungskonzern. Doch letztlich nahmen die enormen EinnahmeausfĂ€lle des Mutterkonzerns den nötigen Spielraum, der fĂŒr die Umsetzung der ambitionierten PlĂ€ne erforderlich gewesen wĂ€re.
Die Haltung der Verantwortlichen bei Bund und Land ist nachvollziehbar. Mit nicht unerheblichem Aufwand wurde dem Unternehmen immer wieder mehr Zeit ermöglicht, tragfĂ€hige Lösungen zu finden. In der akuten Lage aber, lieĂ die finanzielle Situation der EigentĂŒmergesellschaft kein ausreichendes Vertrauen in die Zukunftsperspektiven zu. Aus Sicht des VSM ist jetzt entscheidend, den Erhalt der vier Standorte an der Ostsee und in Bremerhaven im Rahmen eines EigentĂŒmerwechsels zu ermöglichen.
Die deutsche Schiffbauindustrie kann sich weiteren Substanzverlust in dieser GröĂenordnung nicht mehr leisten. Die maritime Industrie steht vor einem groĂen Umbruch. Die gesamte Flotte muss auf KlimaneutralitĂ€t umgestellt, die Produktion erneuerbarer Energie offshore muss massiv ausgebaut und die Infrastruktur fĂŒr nachhaltige Kraftstoffe sowie fĂŒr Carbon Capture and Storage muss aufgebaut werden. DafĂŒr werden in den kommenden Jahren umfangreiche ProduktionskapazitĂ€ten in der maritimen Industrie benötigt. Vor diesem Hintergrund kann sich die Insolvenz auch als Chance erweisen, da jetzt der Weg fĂŒr andere Marktsegmente und GeschĂ€ftsmodelle frei ist.
Der VSM appelliert an die Politik, jetzt zĂŒgig die Voraussetzungen zu schaffen, damit die deutsche Wirtschaft diese Chancen aktiv ergreifen kann. Mit der neuen Maritimen Koordinatorin der Bundesregierung, Frau Claudia MĂŒller MdB, haben wir hierzu ein erstes GesprĂ€ch in Berlin gefĂŒhrt.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband fĂŒr Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM)
David Runge, Pressestelle
Steinhöft 11, 20459 Hamburg
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