Innenstadt contra Grüne Wiese / DIHK-Handelsreferenten trafen sich in Bamberg
(Bayreuth) - Mit dem Spannungsverhältnis zwischen Einzelhandel in Innenstadt und Gewerbegebiet im Raum Bamberg befassten sich rund 60 Handelsreferenten aus ganz Deutschland unter Leitung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) bei ihrer diesjährigen Sitzung in Bamberg. Neben Strategien für eine nachhaltige Stadtentwicklung standen daher auch Konzepte zur Lösung des Konflikts zwischen Einzelhändlern aus Innenstadt und Gewerbegebiet auf der Grünen Wiese im Mittelpunkt der Diskussion. Die innovativen Ansätze und kreativen Konzepte des Wirtschaftsraumes Bamberg hätten dabei Vorbildcharakter, so die einhellige Meinung der Handelsexperten der Industrie- und Handelskammern.
Bambergs Handelslandschaft ist durch ein besonderes Spannungsverhältnis geprägt, so Heribert Trunk, Vizepräsident der IHK für Oberfranken Bayreuth, in seiner Begrüßung. Die attraktive Innenstadt zählt zum Weltkulturerbe und zieht Scharen von Touristen an. Gleichzeitig sprießen die großen Ansiedlungen vor den Toren der Stadt aus dem Boden und ziehen Kaufkraft ab. Dieser Entwicklung wird jetzt durch gemeinsame Konzepte entgegengewirkt. "Denken und handeln in einem Wirtschaftsraum" ist hier die Devise.
Wie Einzelhandelsstandorte gezielt durch Marktgutachten gestärkt werden können präsentierte Dr. Stefan Leuninger, Regionalleiter München der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH (GMA). Die Bewertung von Ansiedlungs- und Einzelhandelsvorhaben diene als Basis zur Ausarbeitung von Entwicklungspotenzialen und damit zur Sicherung und Entwicklung von Innenstädten und Nahversorgungslagen - für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Bei der Erstellung von Marktgutachten müsse gewährleistet werden, dass neben der Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Aussagen auch die sich wandelnden ökonomischen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Für das Fallbeispiel Bamberg seien insbesondere ein Ausbau des Zentrenkonzepts sowie eine Profilierungsstrategie der Innenstadt zu empfehlen.
Bundesweit einzigartiges Mediationsverfahren
Auf die besonderen Herausforderungen der Stadt Bamberg verwies der Baureferent der Stadt, Hans Zistl-Schlingmann. Bamberg, geprägt durch das Spannungsfeld aus Weltkulturerbe und wirtschaftlichen Interessen, beschritt innovative Wege um die handelsspezifischen Herausforderungen des Standorts zu bewältigen. In einem bundesweit einzigartigen Projekt wurde dort erstmals ein Mediationsverfahren angewendet, das "Engpässe der Zukunftsentwicklung entschärfen" sollte. Die wesentlichen Vorteile dieses Verfahrens liegen in der unmittelbaren und ergebnisorientierten Kommunikation. Diese wird unter anderem ermöglicht durch einen konstanten Teilnehmerkreis und die Bündelung der unterschiedlichen Interessen. Mit diesem Mediationsverfahren sei für Bamberg eine Zielplanung für eine zukunftssichere Innenstadtentwicklung erstellt worden, so Zistl-Schlingmann. Ziel sei dabei unter anderem, Einkaufsqualität und Wohnfunktion der Innenstadt auszubauen und Events zu dezentralisieren.
Interkommunale Arbeitsgemeinschaft: "Arbeit hat sich gelohnt"
Die Erfahrungen einer interkommunalen Arbeitsgemeinschaft präsentierte Christian Wonka, Leiter des Amtes für Wirtschaft der Stadt Bamberg. Die Arbeitsgemeinschaft aus Bamberg, Bischberg, Hallstadt und Hirschaid war angetreten, um die städtebauliche Zukunft der Beteiligten zu koordinieren - eine in dieser Art einmalige Zusammenarbeit zum Abbau von Kirchturmdenken. "Aus Sicht der Stadt Bamberg hat sich die Arbeit der Gemeinschaft gelohnt. Die Beteiligten setzen nun konkrete Vorhaben um. Wir sind einen Schritt weiter, aber noch lange nicht am Ziel." Vielmehr müsse der Prozess fortgesetzt und weiterentwickelt werden. Ein gemeinsames und geschlossenes Auftreten der beteiligten Städte sei dabei entscheidend.
Einen ersten Schritt in diese Richtung betreten aktuell die Städte Bamberg und Hallstadt. Mit der Marketinginitiative "Bamberg - Deutschlands schönstes Kaufhaus" treten Einzelhändler aus Innenstadt und Gewerbegebiet erstmals gemeinsam auf, um die gesamte Einkaufsregion Bamberg in ihrer Vielfalt zu präsentieren. Eine derartige Kooperation zwischen Händlern aus Innenstadt und den konkurrierenden Gewerbegebieten habe innerhalb Bayerns Vorbildfunktion, so Gabriele Hohenner, Leiterin des Bereichs Recht bei der IHK für Oberfranken Bayreuth, die für die Organisation der Veranstaltung vor Ort verantwortlich zeichnete. Entsprechend beeindruckt von der Kooperation zwischen Bamberg und Hallstadt zeigten sich daher die Handelsexperten aus dem gesamten Bundesgebiet.
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