Informatik-Offensive an den deutschen Hochschulen dringend benötigt
(Berlin) -Die Digitalisierung ist der zentrale Treiber des gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Wandels. Die zunehmende Bedeutung der Informatik als die gestaltende Disziplin hinter der digitalen Transformation zeigt sich in den steigenden Studienanfängerzahlen: In den letzten fünf Jahren haben sich knapp 20 Prozent mehr Studienanfängerinnen und Studienanfänger für ein Informatik-Studium entschieden - im Wintersemester 2016/17 waren es 33.443. Dem Ländercheck Informatik zu Folge sind demnach mittlerweile 7,7 Prozent aller Studienanfänger der Informatik zuzuordnen - 2011 waren es noch 6,3 Prozent. Gleichzeitig sinke jedoch der Anteil, den die Informatik am wissenschaftlichen Personal ausmache, von vier Prozent in 2011 auf 3,8 in 2016. Auch die Anzahl der Professuren im Bereich Informatik stagniere seit fünf Jahren: lediglich jede zwanzigste Professur sei in der Informatik angesiedelt.
Prof. Dr. Hannes Federrath, Präsident der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI): "Die Informatik ist die gestaltende Kraft des digitalen Fortschritts. Leider wird die personelle Ausstattung an den Hochschulen der steigenden Bedeutung des Faches, der steigenden Nachfrage bei den Studierenden und dem hohen Bedarf an Informatikerinnen und Informatikern auf dem Arbeitsmarkt bei Weitem nicht gerecht. Wir fordern eine Informatik-Offensive an den deutschen Hochschulen: Die Kultusministerien in den Ländern müssen neue Informatik-Lehrstühle in substantieller Größenordnung schaffen, um der steigenden Bedeutung des Fachs gerecht zu werden und den Bedarf der Studierenden und des Arbeitsmarkts zu decken. Nur so kann die Qualität in der Ausbildung und die Zahl der künftigen Gestalterinnen und Gestalter des digitalen Wandels gesteigert werden."
Der Ländercheck Informatik offenbart ein weiteres, leider bereits bekanntes Manko: Bundesweit ist das Informatik-Studium nach wie vor männerdominiert. Zwar sei der Frauenanteil seit 2011 in fast allen Bundesländern gestiegen aber trotz der großen Anstrengungen in den Hochschulen seien nur 20 Prozent der Informatik-Studierenden weiblich. Dagegen sei der Anteil internationaler Studierender in der Informatik überdurchschnittlich hoch.
Prof. Dr. Hannes Federrath: "Um mehr Frauen für eine Karriere in der IT und der Informatik zu begeistern, muss unser Bildungssystem viel früher ansetzen: Wir müssen Mädchen bereits in der Schule von den kreativen Gestaltungsmöglichkeiten durch informatische und informationstechnische Systeme überzeugen. Wir müssen mehr angehende Lehrer und vor allem Lehrerinnen zur Aufnahme eines Informatikstudiums bewegen und so entsprechende Rollenvorbilder schaffen."
Der Ländercheck Informatik von Stifterverband und Heinz Nixdorf Stiftung untersucht, in welchem Umfang Hochschulen in den einzelnen Bundesländern Informatikerinnen und Informatiker ausbilden, welche Bildungsangebote und wie viel Personal sie dafür zur Verfügung stellen. Die Studie samt Deutschlandkarte mit den Ergebnissen der einzelnen Bundesländer finden Sie unter: https://www.stifterverband.org/medien/laendercheck-informatik
Quelle und Kontaktadresse:
Gesellschaft für Informatik e.V. (GI)
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