Infektionsschutz und Seuchenhygiene sind eine Herkulesaufgabe / Ärztekammer Niedersachsen warnt vor Unterschätzung der Infektionskrankheiten / Weltgesundheitstag der WHO ganz im Zeichen übertragbarer Krankheiten
(Hannover) - Trotz bahnbrechender Erfolge bei der Entwicklung neuer Impfstoffe und Antibiotika sind Infektionskrankheiten nach wie vor die häufigste Todesursache weltweit. Krankheiten wie Malaria und Tuberkulose, die man im Griff zu haben glaubte, kehren mit neuer Kraft zurück. Andere, für die (noch) kein wirksamer Impfschutz besteht wie AIDS, zählen ihre Opfer in Millionenhöhe. Die Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) begrüßt es daher, dass der diesjährige Weltgesundheitstag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 7. April dieses Thema in das Bewusststein der Öffentlichkeit rückt. Das Motto Gesund bleiben sich vor Infektionskrankheiten schützen ist gleichzeitig ein Appell, übertragbare Krankheiten sehr ernst zu nehmen und zum Beispiel durch Beteiligung an einschlägigen Impfprogrammen auch persönliche Vorsorge zu betreiben.
Das überaus komplexe Thema, dessen Bewältigung eine sich noch über Jahre und Jahrzehnte hinziehende Herkulesaufgabe sein wird, wie Kammerpräsidentin Dr. med. Martina Wenker prophezeit, besitzt einige herausragende Aspekte, auf die die ÄKN wie folgt hinweist:
- In Folge weltweiter Migrationsbewegungen und zunehmender Mobilität der Menschen wird die Zusammenarbeit und Koordinierung aller Beteiligter bei der Bekämpfung übertragbarer Erkrankungen immer wichtiger.
- Leider ist eine besorgniserregende Zunahme der Resistenzentwicklung gegen Antiinfektiva (Mittel gegen übertragbare Krankheiten) zu registrieren. Die Widerstandsfähigkeit der Erreger wird auch dadurch gefördert, indem in vielen Bereichen Antiinfektiva zu unkritisch, zu großzügig und manchmal auch völlig unnötig eingesetzt werden.
- Medizinischer Fortschritt und zunehmender Wohlstand haben dazu geführt, dass aktuell weltweit immer mehr Patienten mit schweren und lebensbedrohlichen Krankheiten erfolgreich zu behandeln sind. Diese Erkrankungen selbst sowie die notwendigen therapeutischen Maßnahmen gehen jedoch oft mit einer erheblichen Infektanfälligkeit einher. Diese im Krankenhaus erworbenen (nosokomialen) Infektionen haben daher weltweit zugenommen. Sie verlängern Krankenhausaufenthalte und verursachen erhebliche Mehrkosten, beeinträchtigen den möglichen Heilerfolg der Grunderkrankung und gefährden Patientenleben.
- Tuberkulose gilt als ein permanentes internationales Gesundheitsproblem: Sie ist eng mit Armut, Obdachlosigkeit, Migration und Alkoholismus verknüpft. Besonders problematisch ist eine gleichzeitig bestehende HIV-Infektion, denn jede der beiden Infektionskrankheiten beschleunigt die Entwicklung der anderen. Während die Tuberkulose hierzulande mit einer Häufigkeit von acht Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohnern gegenwärtig nur eine geringere Verbreitung hat, ist sie weltweit eine der bedrohlichsten Seuchen überhaupt. Bereits ein Drittel der Weltbevölkerung ist infiziert.
- Besonders erfolgversprechend wäre es, übertragbare Krankheiten durch entsprechende Impfstrategien zu vermeiden. Dies ist bei zahlreichen Krankheiten bereits gelungen, wobei mangelhafte Durchimpfungsraten allerdings immer wieder zu Epidemien führen. Jüngstes Beispiel dafür ist der Ausbruch einer Masernepidemie im Frühjahr 2006 in Nordrhein-Westfalen. Die Kammer fordert daher, bei allen Schutzimpfungen unbedingt auf eine epidemieverhindernde Durchimpfungsrate von 90 Prozent und höher hinzuwirken.
Quelle und Kontaktadresse:
Ärztekammer Niedersachsen
Pressestelle
Berliner Allee 20, 30175 Hannover
Telefon: (0511) 38002, Telefax: (0511) 3802240