Infas-Repräsentativumfrage "Kostenentwicklung und Klimaschutz" / Mobilität wird bald zum Luxus
(Berlin) - Mobilität droht zum Luxusgut zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Verkehrsforum in seiner gestern (16. März 2009) veröffentlichten infas-Repräsentativumfrage zum Thema "Kostenentwicklung und Klimaschutz - Die tägliche Mobilität des Bürgers".
Über 2000 Personen ab 18 Jahren wurden zu ihrem Mobilitätsverhalten und ihrer Einstellung zum Klimaschutz befragt. Drei Viertel der Befragten gaben an, dass ihre Mobilitätskosten in den vergangenen drei Jahren gestiegen seien. Die Verteuerung der Mobilitätskosten wird überwiegend als höher wahrgenommen als die der Lebenshaltung.
Thomas Hailer, Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums: "Die Umfrage hat drei Grundwahrheiten zur Mobilität der Deutschen offenbart:
- 77 Prozent der Menschen ist Mobilität wichtig, vor allem im Beruf und Ausbildung. Hier können sie ihre Mobilität nicht einschränken.
- Mobilität droht zum Luxusgut zu werden, denn 70 Prozent fühlen sich durch steigende Mobilitätskosten persönlich stark eingeschränkt.
- 88 Prozent der Menschen ist Klimaschutz wichtig, jedoch nur die Hälfte davon sind bereit ihr Mobilitätsverhalten zugunsten der Umwelt zu ändern oder für Klimaschutz mehr zu bezahlen."
Drei Viertel der Befragten empfinden die Steigerung der Mobilitätskosten in den vergangenen drei Jahren als besonders stark. "Die Bürger liegen mit dieser Einschätzung richtig", so Hailer. Denn die Preise für Verkehr sind seit dem Jahr 2000 um 26,6 Prozent gestiegen - mehr als die Preise für Wohnungskosten (19,4 Prozent) oder Freizeitausgaben (1,1 Prozent). Damit rangieren die Ausgaben für Mobilität mit einem Anteil von 13 Prozent an zweiter Stelle der Ausgaben privater Haushalte.
Hailer leitet aus der Umfrage zwei zentrale Botschaften an die Politik ab:
Mobilität nicht verteuern und die Bürger beim Klimaschutz mit ins Boot holen.
Mobilität nicht verteuern
"Eine wesentliche Schlussfolgerung für uns lautete, keine weiteren Steuern oder Abgaben auf Mobilität, auch nicht im Namen des Klimaschutzes, zu erheben, sei es durch City-Maut, ökologische Steuern oder Emissionshandel. Höhere Mobilitätskosten schaden dem Bürger, dem Arbeitsmarkt, der Wirtschaft, der Umwelt und auch dem Staat", betont Hailer. Mögliche Konsequenzen einer Verteuerung seien u.a. weniger Lebensqualität für die Menschen, Jobverluste aufgrund mangelnder Mobilität der Arbeitnehmer, Unternehmensinsolvenzen aufgrund steigender Kostenbelastung und letztlich weniger Steuereinnahmen für die öffentliche Hand.
"Außerdem können sich gerade diejenigen Menschen, die weniger Geld in der Tasche haben, auch Umweltschutz nicht mehr leisten. Besser wäre es daher, das Mobilitätsverhalten durch Anreize wie z. B. die CO2-abhängige Kfz-Steuer oder attraktive Job-Tickets im ÖPNV zu beeinflussen", schlägt Hailer als Lösung vor.
Bürger beim Klimaschutz mit ins Boot holen
Die Umfrage hat auch ergeben, dass dem Bürger Klimaschutz grundsätzlich wichtig ist. Allerdings sind nur 7 Prozent wirklich aktiv, die Mehrheit verhält sich eher passiv oder erwatungsvoll. "Gerade dieses enorme Potenzial muss durch die richtigen Anreize erschlossen werden. Denn den Menschen ist hauptsächlich wichtig, dass eine Änderung im Mobilitätsverhalten ohne Einschnitte in der täglichen Mobilitätsroutine einhergeht und keine zusätzliche finanzielle Belastung darstellt", betont Hailer. Er verweist darauf, dass Technologieförderung, Schadstoffgrenzen und Umweltauflagen als akzeptables Instrumentarium für Klimaschutz die größte Zustimmung erhalten haben.
Bestätigt durch die Befragung sieht Hailer auch die Forderung des Deutschen Verkehrsforums, dass wirksamer Klimaschutz alle Akteure einbinden muss: Politik, Wirtschaft und Bürger: "Die Politik steht in erster Linie in der Pflicht, die Verkehrsinfrastruktur bedarfsgerecht zu erhalten und auszubauen, um klimaschädliche Engpässe zu beheben", erläutert Hailer. Die Unternehmen der Verkehrswirtschaft nehmen ihre Verantwortung ernst und arbeiten erfolgreich daran, Transporte effizienter abzuwickeln und in umweltfreundliche Technologien zu investieren. Schließlich kann auch jeder Bürger zum Klimaschutz beitragen, indem er seine täglichen Wege optimiert und sich in seiner individuellen Mobilität energiesparend verhält."
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